Maurice, der Kater
getötet, nicht wahr?«, fragte er traurig. »Warum sollen wir diese bei uns behalten?«
»Wir können sie nicht in den Tod schicken«, wiederholte Pfirsiche und sah zu Gefährliche Bohnen, dessen Blick wieder in die Ferne reichte.
»Du möchtest, dass sie unsere Nahrung frisst und alles durcheinander bringt?«, fragte Gekochter Schinken. »Sie kann nicht sprechen und nicht denken …«
»Es ist noch gar nicht so lange her, dass auch wir das nicht konnten!«, erwiderte Pfirsiche scharf.
»Aber jetzt können wir es, junges Weibchen!«, sagte Gekochter Schinken. Sein Fell sträubte sich.
»Ja«, bestätigte Gefährliche Bohnen ruhig. »Und deshalb bleibt sie bei uns.«
Gekochter Schinken richtete sich instinktiv auf, zum Kampf bereit. Aber Gefährliche Bohnen sah ihn nicht.
Pfirsiche beobachtete das alte Clanoberhaupt besorgt. Gekochter Schinken war von einer schwachen kleinen Ratte herausgefordert worden, die bei einem Kampf nicht die geringste Chance hatte. Und Gefährliche Bohnen wusste nicht einmal, dass sein Verhalten eine Herausforderung war.
Er denkt nicht auf diese Weise, begriff Pfirsiche.
Die anderen Ratten beobachteten Gekochter Schinken. Sie dachten noch immer auf diese Weise, deshalb warteten sie auf seine Reaktion.
Aber selbst Gekochter Schinken musste einsehen, dass es völlig unvorstellbar war, die hilflose weiße Ratte anzugreifen. Genauso gut hätte er sich selbst den Schwanz abschneiden können. Ganz langsam entspannte er sich. »Es ist nur eine Ratte«, murmelte er.
»Aber du nicht, lieber Gekochter Schinken«, entgegnete Gefährliche Bohnen. »Willst du dich Sonnenbrauns Gruppe anschließen und ihr dabei helfen herauszufinden, woher die Ratte kam? Es könnte gefährlich werden.«
Erneut sträubte sich Gekochter Schinkens Fell. »Ich fürchte keine Gefahr!«, donnerte er.
»Natürlich nicht«, sagte Gefährliche Bohnen. »Deshalb solltest du mit der Gruppe aufbrechen. Sie hat sich gefürchtet.«
»Ich habe nie vor irgendetwas Angst gehabt!«, rief Gekochter Schinken.
Gefährliche Bohnen wandte sich ihm zu, und im Kerzenlicht schienen seine rosaroten Augen zu glühen. Gekochter Schinken dachte kaum über Dinge nach, die er nicht sehen, riechen oder beißen konnte, aber…
Er sah auf. Das Kerzenlicht warf große Rattenschatten an die Wände. Gekochter Schinken hatte gehört, wie die jungen Ratten über Schatten und Träume sprachen, auch darüber, was nach dem Tod mit dem eigenen Schatten geschah. Solche Dinge beunruhigten ihn nicht. Schatten konnten nicht beißen. Schatten brauchte man nicht zu fürchten. Doch jetzt flüsterte ihm die eigene Stimme im Kopf zu: Ich fürchte mich vor dem, was diese Augen sehen. Er starrte Sonnenbraun an, der noch immer mit einem Stock auf dem Boden kratzte.
»Ich gehe, aber ich führe die Gruppe an«, sagte er. »Immerhin bin ich das Oberhaupt des Clans.«
»Meinetwegen«, erwiderte Sonnenbraun. »Wir schicken ohnehin Herrn Klicki voraus.«
»Ich dachte, er wäre letzte Woche zerstört worden«, sagte Pfirsiche. »Wir haben noch zwei übrig«, antwortete Sonnenbraun. »Wenn die beiden hin sind, müssen wir erneut eine Tierhandlung aufsuchen.« »Ich bin der Anführer«, betonte Gekochter Schinken. »Ich bestimme, was wir müssen oder nicht.«
»In Ordnung, Chef, wie du meinst«, sagte Sonnenbraun, zog weitere Linien und sah Gekochter Schinken nicht an. »Und du weißt, wie man all die Fallen unschädlich macht, nicht wahr?«
»Nein, aber ich kann dir befehlen, sie unschädlich zu machen!«
»Gut, gut.« Sonnenbraun mied weiterhin den Blick des Clanoberhaupts und fügte den Linien Markierungen hinzu. »Du wirst mir sagen, welche Hebel nicht berührt werden dürfen und wo Dinge festgekeilt werden müssen.«
»Ich brauche die Fallen nicht zu verstehen«, erwiderte Gekochter Schinken.
»Aber ich schon, Chef«, sagte Sonnenbraun und sprach noch immer ganz ruhig. »Und ich muss gestehen, dass es bei den neuen Fallen einige Dinge gibt, die ich nicht verstehe, und solange ich sie nicht verstehe, bitte ich dich sehr respektvoll darum, alles mir zu überlassen.«
»So redet man nicht mit einer vorgesetzten Ratte!«
Sonnenbraun warf Gekochter Schinken einen Blick zu, und Pfirsiche hielt den Atem an.
Jetzt ist es so weit, dachte sie. Jetzt entscheidet sich, wer unser Anführer ist.
Und dann sagte Sonnenbraun: »Entschuldigung. Ich wollte nicht frech sein.«
Pfirsiche spürte die Aufregung unter den älteren Rattenmännern, die das Geschehen beobachteten.
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