Maurice, der Kater
Sonnenbraun hatte klein beigegeben. Er war nicht gesprungen!
Aber er duckte sich auch nicht.
Das gesträubte Fell des Clanoberhaupts glättete sich wieder. Die alte Ratte wusste nicht recht, was sie von dieser Sache halten sollte. Alle Signale waren durcheinander geraten.
»Nun, äh…«
»Du bist der Anführer und musst daher die Befehle geben«, sagte
Sonnenbraun.
»Ja, äh…«
»Aber wenn ich eine Empfehlung aussprechen darf, Chef… Wir sollten Untersuchungen anstellen. Unbekannte Dinge sind gefährlich.«
»Ja, natürlich«, erwiderte Gekochter Schinken. »Gewiss. Wir stellen Untersuchungen an. Völlig klar. Kümmere dich darum. Ich bin der Anführer und bestimme hiermit, dass Untersuchungen angestellt werden.«
Maurice sah sich im Innern des Rattenfängerschuppens um.
»Es sieht hier so aus, wie man es von einem Rattenfängerschuppen erwartet«, sagte er. »Arbeitstische, Stühle, Herd, viele aufgehängte Rattenfelle, Stapel aus alten Fallen, zwei Maulkörbe für Hunde, Drahtgeflechtrollen, deutliche Zeichen dafür, dass nie Staub gewischt wurde. Ich hätte damit gerechnet, dass es im Schuppen von Rattenfängern so aussieht.«
»Ich habe etwas… Schreckliches und gleichzeitig Interessantes erwartet«, erwiderte Malizia. »Einen unheimlichen Hinweis.«
»Muss es einen Hinweis geben?«, fragte Keith.
»Natürlich!«, sagte Malizia und blickte unter einen Stuhl. »Hör mal, Katze, es gibt zwei Arten von Leuten auf der Welt: jene, die Handlungen verstehen, und die anderen, die sie nicht begreifen.«
»Die Welt hat keine Handlung«, entgegnete Maurice. »Die Dinge… geschehen einfach, nacheinander.«
»Nur, wenn man’s so sieht«, sagte Malizia. Maurice fand, dass es viel zu selbstgefällig klang. »Es gibt immer eine Handlung. Man muss nur wissen, wo es danach Ausschau zu halten gilt.« Sie zögerte kurz und fügte dann hinzu: »Ich weiß! Natürlich! Es gibt hier irgendwo einen Geheimgang! Ist doch ganz klar! Alle suchen nach dem Eingang des Geheimgangs!«
»Äh… woran erkennt man den Eingang eines Geheimgangs?«, fragte Keith und wirkte noch verwirrter als sonst. »Wie sieht ein Geheimgang aus?«
»Natürlich sieht er nicht nach einem Geheimgang aus !«
»Oh, gut, in dem Fall erkenne ich Dutzende von Geheimgängen«, sagte
Maurice. »Türen, Fenster, der Kalender dort von der Acme-Giftgesellschaft, der Schrank da drüben, das Rattenloch, der Tisch, der…«
»Du bist nur sarkastisch«, sagte Malizia, hob den Kalender an und inspizierte die Wand dahinter.
»Eigentlich war ich ein wenig schnodderig«, erwiderte Maurice. »Aber ich kann auch sarkastisch sein, wenn du möchtest.«
Keith sah auf den langen Arbeitstisch, der vor dem von Spinnenweben verhangenen Fenster stand. Fallen lagen darauf. Alle Arten von Fallen. Und neben ihnen standen verbeulte alte Dosen und Gläser mit Aufschriften wie »Gefahr: Wasserstoffsuperoxid«, »Rattenbann«, »Feuerbauch«, »Rattenschreck: Äußerste Vorsicht«, »Rattenweg!!!«, »Rattentod«, »Stacheldrahtessenz: Gefahr!!!« und – Keith beugte sich näher – »Zucker«. Er bemerkte auch zwei Becher und eine Teekanne. Weißes, grünes und graues Pulver lag verstreut auf dem Tisch. Hier und dort war etwas zu Boden gerieselt.
»Du könntest versuchen, ein wenig zu helfen«, sagte Malizia und klopfte die Wände ab.
»Ich weiß nicht, wie ich nach etwas suchen soll, das anders aussieht als das, wonach ich suche«, sagte Keith. »Und sie bewahren den Zucker direkt neben dem Gift auf! Und es gibt so viel Gift…«
Malizia trat zurück und strich sich das Haar aus den Augen. »Auf diese Weise kommen wir nicht weiter«, stellte sie fest.
»Und wenn es hier gar keinen Geheimgang gibt?«, fragte Maurice. »Ich weiß, es ist eine kühne Vorstellung, aber vielleicht ist dies ein ganz gewöhnlicher Schuppen?«
Selbst Maurice musste vor der Wucht von Malizias Blick zurückweichen.
»Es muss hier einen Geheimgang geben«, sagte sie. »Sonst hätte dies alles gar keinen Sinn .« Sie schnippte mit den Fingern. »Natürlich! Wir machen es falsch! Jeder weiß, dass man den Geheimgang nicht findet, wenn man nach ihm sucht! Man drückt den verborgenen Schalter, wenn man aufgibt und sich an die Wand lehnt!«
Maurice richtete einen Hilfe suchenden Blick auf Keith. Immerhin war er ein Mensch und sollte wissen, wie man mit etwas wie Malizia fertig wurde. Aber Keith wanderte einfach nur im Schuppen umher und sah sich alles an.
Mit unglaublicher Gleichgültigkeit lehnte
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