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Max, mein Großvater und ich

Max, mein Großvater und ich

Titel: Max, mein Großvater und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Audrey Couloumbis
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nichts anderes, als Fischen und Vögeln das Leben zu retten.
    Auch Säugetieren, wie Delfinen und Walen. Wenn es grausam war, diese Fische im Aquarium zu halten, dann wäre sie die Erste gewesen, die sie freigelassen hätte.
    » Ihr wart also im Supermarkt, als das passierte«, sagte mein Opa und wechselte das Thema. » Dann sind jetzt wohl gar keine Lebensmittel da.«
    » Doch.« Ich ging in die Küche voran. » Ma plant immer voraus, falls wir mal einschneien oder so. Eier oder Spaghetti haben wir immer im Haus.« Das Scharren der Hundepfoten folgte mir, und Opa auch.
    » Das überrascht mich » , sagte er. » Ich hab sie nicht als jemanden in Erinnerung, der vorausplant.«
    » Tja, manche Erinnerungen haben mit der Wirklichkeit eben nichts zu tun«, sagte ich, mehr oder weniger zu mir selber.
    Na gut, okay. Ich sagte es zu ihm.
    » Hat dir das deine Mutter beigebracht?«, fragte er und beäugte die Küche, als gefalle ihm die auch nicht so besonders.
    » Das hab ich mir selber ausgedacht«, antwortete ich und bedachte ihn mit dem gleichen Blick, mit dem er die Küche betrachtete. Ich machte die Speisekammer auf und holte eine Dose Tomatensoße raus.
    » Gekochte Tomaten kann ich nicht essen«, sagte er. » Habt ihr Speck? Milch oder Sahne?«
    » Vielleicht.« Ich schaute erst mal nach, ob Milch da war, weil die ja schnell verdarb. Es war Sahne im Kühlschrank. Ma hatte sie gekauft, weil sie Schlagsahne machen wollte, als Suzie bei uns war, aber sie kam dann doch nicht dazu. » Die ist schon älter«, sagte ich.
    Er studierte die Packung. » Die ist erst in einer Woche abgelaufen. Sahne hält länger als Milch.«
    » Speck ist keiner da«, sagte ich, als er den Parmesankäse vom Regal nahm.
    » Hier ist geräucherter Schinken«, meinte er. » Können wir den nehmen?«
    » Klar«. Das hieß: Mach, was du willst.
    Er brachte Wasser zum Kochen, ging dann die Schränke durch, fand komische Sachen, zum Beispiel eingelegte Artischocken und gebratene rote Paprika. Ma kocht ab und zu damit.
    Er fand ein Glas schwarze Oliven mit Kern und ein paar grünbraune Erbsen, die Kapern heißen, und eine Dose Sardellen. Dabei murmelte er dauernd » Hmmm, gut«, als buddle er einen Schatz aus.
    Er schnitt einen Rest rote Zwiebel in papierdünne Scheiben und machte aus den restlichen Endivien und ein paar anderen Sachen einen Salat, mit dem zumindest er zufrieden schien.
    Der Hund kam her und schnüffelte in meine Richtung.
    » So langsam erinnert er sich wieder an dich«, sagte Opa.
    » An mich?«
    » Du warst etwa ein Jahr alt, als ich ihn gekriegt hab«, sagte Opa. » Ihr wart beide Babies und seid zusammen auf dem Boden rumgekrabbelt. Du hast ihn immer am Schwanz gezogen.«
    Das musste ich erst mal verdauen. Und überlegen, ob ich mich jetzt vielleicht doch an Opa erinnerte, denn er hatte damals ja in Baltimore gelebt. Vor allem überlegte ich, ob er sich womöglich täuschte und sich an einen anderen Enkel erinnerte. Einen, den er vielleicht mehr gemocht hatte als mich.
    Er gab die Spaghetti ins kochende Wasser und rührte eine Minute um. Er ließ mich Eier in eine große Schüssel schlagen, während er den Schinken in schmale Streifen schnitt. Wieder rührte er die Spaghetti um und mischte eine Menge Zeug unter die Eier– Sahne, Schinken und Käse.
    Er pfefferte das Ganze. Ich behielt es für mich, dass ich Pfeffer nicht mochte. » Hast du bei der Armee kochen gelernt?«
    » Marine«, erwiderte er. » Das ist ein Unterschied.«
    Da hatte er wahrscheinlich recht.
    Ich kannte ein paar Filme, wo sich Typen von der Kriegsmarine wilde Faustkämpfe lieferten, als seien sie gar nicht im gleichen Team. Wahrscheinlich fanden sie das lustig, gegen Jungs zu kämpfen, mit denen sie eigentlich hätten befreundet sein können. Jetzt gab ich mir nicht mehr so viel Mühe, positive Gedanken auf den Hund zurückzuspiegeln. Ich musste daran arbeiten, positive Gedanken auf Opa zurückzuspiegeln.
    Inzwischen hatte er im Krankenhaus angerufen und herausbekommen, dass Ma immer noch operiert wurde. Und dass alles gut ging. Er bekam auf all diese Fragen eine Antwort, das hätte ich nie geschafft. Also spiegelte ich das auf ihn zurück. Danach ging es mir ein bisschen besser. Immerhin ein Anfang.
    Opa schüttete die Spaghetti in ein Sieb und dann in die Schüssel mit den rohen Eiern und schwenkte dieses Zeugs wie verrückt hin und her.
    » Essen wir etwa rohe Eier?«
    » Die Hitze der Spaghetti kocht sie«, erklärte er. » Durch die Eier klebt die Sauce

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