Max Perplex
bist du dann überhaupt noch in der Firma? Und dann auch noch Breyvogels Assistent?«
»Ich werde gut bezahlt, und ich brauche das Geld, denken Sie von mir, was Sie wollen.«
»Ist Anna Ziegler so eine kostspielige Freundin? Immer nur Champagner zum Frühstück und bei Maison G einkaufen?«
»Lassen Sie Anna aus dem Spiel.«
»Ich bestimme hier, was gespielt wird, Hardy. Wieso hat dich Breyvogel überhaupt übernommen? Hast du ihm vielleicht bei dem Kamerun-Deal geholfen? Warum hat er dich denn nicht auch einfach gefeuert?«
»Weil er weiß, daß ich Ziegler noch weniger ausstehen kann als ihn. Weil er annimmt, daß ich deshalb loyal bin. Und wahrscheinlich glaubt er auch, daß er mich so besser unter Kontrolle hat. Was weiß ich. Solange er genug zahlt, soll er das meinetwegen glauben.«
»Und wieso kannst du Ziegler nicht ausstehen? Einen so tollen Mann mit einer so vorbildlichen Geschäftsmoral?«
»Ziegler ging es nicht um Moral. Er hielt das Kamerun-Geschäft für zu riskant, das war alles. Imageschädigend. Wissen Sie, was er zu Breyvogel gesagt hat? Ich war dabei. Ich will im Fernsehen keine Leichen von kleinen, niedlichen Bimbos sehen und hören, daß unser Unternehmen daran schuld ist. Moral?« Er lachte höhnisch. »So was kennt Ziegler überhaupt nicht. Was glauben Sie denn, wo wir unsere Geräte schon überall hingeliefert haben? Südafrika, Libyen, Iran, Irak. Scheißegal, alles von guten Freunden aus Bonn mit den notwendigen Papieren versehen. Ziegler ist nicht moralisch, der ist nur einfach gerissen. Ein gerissenes Schwein.«
»Das sagt Anna Ziegler sicher auch. Wie lange sind Sie schon mit ihr zusammen?«
»Seit sie sich von Ziegler getrennt hat.«
»Bist du dir da sicher, Eberhard? Habt ihr euch nicht schon vor der Entführung zusammengetan? Und die Entführung auch dann zusammen durchgeführt? With a little help from some friends?«
»Sie sind ja verrückt.«
»Wenn einer verrückt ist, dann bist du das ja wohl. Dir dürfte ja wohl klar sein, daß du dich mit einer Alkoholikerin zusammengetan hast. Die Frau ist doch völlig fertig. Genau wie ihre Tochter.«
»Sie kennen sie doch gar nicht. Sie wissen nicht, was es für sie hieß, mit so einem Schwein wie Ziegler verheiratet zu sein.«
»Aber du weißt, was das heißt?«
»Ich kann es jedenfalls nachempfinden. Ziegler hat seine Familie auf dem Gewissen. Und nicht nur die.«
»Da dürfte er wohl nicht der einzige Industriekapitän sein, dem man so was nachsagen kann. Vielleicht kriegt er ja noch irgendwann das Bundesverdienstkreuz.«
»Mir ist es egal, was mit Ziegler ist. Aber Anna ist mir nicht egal. Lassen Sie sie in Ruhe.« Er sah mich mit seinen kurzsichtigen Augen trotzig an.
Ich schämte mich in Grund und Boden.
»Es tut mir leid, ich schicke dir einen Scheck für den angerichteten Schaden«, sagte mein Über-Ich, »wenn du Hilfe brauchst, ruf mich einfach an.«
Zum Glück blieb mein Über-Ich unhörbar und wurde jetzt auch endlich vom wilden Es unterbrochen, das laut und gemein, aber letztendlich zu meinem Besten, losbrüllte. »Das war’s, Eberhard! Komm bloß nicht auf die Idee, irgendjemand von unserem kleinen Plausch zu erzählen! Das würdest du nicht überleben, Sportsfreund! Klar?«
Überflüssigerweise riß ich auch noch das Telefonkabel aus der Wand, bevor ich ging.
Mad Max. Der größte Kotzbrocken von Köln-Nippes.
Ich haßte mich selbst, und ich haßte den ganzen Fall, als ich nach Hause kam. Wenn selbst Ziegler und Holder keine Beweise gegen Breyvogel aufbringen konnten, hatte ich auch keine Chance.
Aber ich wollte meine Rache für die Prügel im Fahrstuhl. Und ich wollte nicht einfach mit ansehen, wie Typen wie Breyvogel immer wieder mit ihren schmutzigen Geschäften durchkamen.
Ich würde mir selbst etwas Schmutziges einfallen lassen. Zusammen mit Knodt. Der war darin fortgeschrittener und spezialisierter als ich. Noch jedenfalls. Denn meine Art, mit Holder umzuspringen, war für den Anfang schon mies genug. Wenn auch noch lange nicht so mies, wie Ziegler es offensichtlich war, wenn man seiner Frau, seiner Tochter und seinem Assistenten glauben konnte. Aber was sie gesagt hatten, war glaubwürdig. Da kam dieser Ziegler in mein Büro, jammerte mir vor, wie fertig und gefühllos ihn die Entführung gemacht hätte und wie ihm dabei sein Glück abhanden gekommen sei. Dabei hatte der mit Sicherheit keinen Schimmer davon, was ein Gefühl überhaupt war. Was wollte der also von mir? Er wollte, daß ich seine
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