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Max Perplex

Max Perplex

Titel: Max Perplex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hen Hermanns
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Entführer fand, das war alles. Der Mann wollte seine Rache. Aber die würde er nicht kriegen. Jedenfalls nicht von mir. Für mich war der Fall Ziegler abgeschlossen. Ich würde noch ein paar Spesen machen und ihm dann eine Rechnung schicken. Im Grunde konnte man seinen Entführern nur gratulieren. Sie hatten einem Drecksack das Geld aus der Tasche gezogen. Und Ziegler war es wenigstens einmal auch richtig dreckig gegangen.
    Es gab jetzt nur noch den Fall Breyvogel für mich. Der Mann war dran.
    Ich ging unter die Dusche und spülte jede Menge imaginären Schmutz runter.
    Dann rief ich Alwine an.
    »Hallo«, meldete sich eine Männerstimme. Ich zuckte zusammen. Das mußte Daniel, der Spaniel, sein.
    »Kann ich bitte Alwine sprechen?«
    »Moment.« Er knallte den Hörer hin.
    »Hallo?« meldete sich Alwine.
    »Hallo«, sagte ich, »ich störe hoffentlich nicht.«
    »Max, jetzt hör doch auf. Ich hab dir doch gesagt, daß wir für die Aufführung in Würzburg arbeiten müssen. Wir haben nur noch ein paar Tage Zeit. Mittwoch fahren wir nach Würzburg, und Samstag ist Premiere, Mensch. Daniel und ich müssen noch an ein paar Dialogen feilen.«
    »Dann feilt mal schön«, sagte ich und legte auf.

13.

    Ich war schon am Morgen 18 Kilometer gelaufen, aber nach einem Tag wie diesem mußte ich noch mal raus. Eine volltrunkene reife Schönheit war in meinen Armen eingeschnarcht, ich hatte einen neuen lächerlichen Klienten gewonnen, ich hatte einen armen, kleinen, verliebten Mann verprügelt, ich war eifersüchtig wie tausend Othellos. Oder hieß es im Plural Othelli?
    Ich lief zehn Kilometer in vierzig Minuten. Schnell genug, um gleichzeitig total kaputt und erholt zu sein. Ich duschte noch mal, zog mir grauschwarzes Szene-Zeugs an und fuhr mit einem Taxi ins >Basilikum<.
    »Was gibt’s?« begrüßte mich der Patron.
    »Hunger«, sagte ich.
    »Dann darfst du nicht ins >Basilikum< kommen. Du weißt doch, daß meine Gäste stundenlange Warteschleifen fliegen müssen. Daher kommt doch der Ausdruck >Flugzeuge im Bauch<.«
    »Ich hab auch ziemlichen Durst.«
    »Das ist nichts Neues.«
    Knodt machte Renate ein Zeichen, und sie brachte uns eine Flasche Brunello.
    »Was für eine Zeichensprache habt ihr eigentlich?« fragte ich. »Woran erkennt sie, ob du Grappa, Wein oder Mousse willst? Und woher weißt du überhaupt, daß ich heute abend Rotwein brauche?«
    »Du siehst ganz danach aus. Sensibilität und Einfühlungsvermögen, sagt dir das was? Wahrscheinlich nicht. Als hard-boiled Private-Eye mußt du andere Qualitäten haben.«
    Er schenkte mir ein Glas ein.
    »Was ist mit dir?« fragte ich. »Heute nur Wasser?«
    »Ich war heute bei meinem Arzt, und der meint, daß meine Leber eine Pause braucht. Das mußt du dir vorstellen. Vorher war ich bei meinem Vermögensberater, und der sagte mir, meine liquiden Mittel seien im Moment zu niedrig. Zwei Stunden später kommt der Doc und sagt, meine Leberwerte seien zu hoch! Konnte das denn nicht, verdammt noch mal, umgekehrt sein?«
    »Es ist immer genau anders rum, als du es brauchst.«
    »Verschon mich mit deinem Philosophengebrabbel. Was macht dein Fall Ziegler?«
    »Das wollte ich dich fragen. Ich denke, es ist auch dein Fall, oder? Was hast du über Breyvogel rausgekriegt?«
    »Nicht gerade viel. War jahrelang neben Ziegler der zweite Mann, hat einen einwandfreien Ruf, verheiratet, keine Kinder, FDP-Mitglied, hatte auch irgendwann mal am Rande was mit einer Spendengeschichte zu tun, ist aber nie was Konkretes rausgekommen, es gab auch mal ein Gerücht, er sei schwul, aber das wurde nie bewiesen.«
    »Das ist alles? Das kann man ja fast im >Who’s Who< nachlesen. Da weiß ich aber wesentlich mehr.«
    Renate stellte einen Teller mit Spaghetti olio al aglio vor mich hin.
    »Danke, das habe ich zwar nicht bestellt, aber immerhin ist es schneller als erwartet gekommen.«
    »Wir wissen einfach, was für unsere Gäste gut ist«, sagte Renate.
    »Wir arbeiten an einem neuen Konzept«, verriet mir Knodt, »du bist die erste Testperson. Es gibt keine Karte mehr, sondern es wird gegessen, was auf den Tisch kommt.«
    »Ich wette, damit kommt ihr auch noch durch.«
    »Jetzt stopf mal schön deine Nudeln rein, und wenn du fertig bist, erzählst du mir alles über Breyvogel. Ich muß mal eben in der Küche nach dem Rechten sehen.«

    Als Knodt zurückkam, leerte ich gerade den dritten Teller Pasta und begann mit der zweiten Flasche Brunello.
    »Kannst du noch?« fragte Knodt. »Wenn nicht, mußt du

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