Maximum Warp. Der Guide durch die Star-Trek-Romanwelten: Von Nemesis zu Typhon Pact! (German Edition)
ein noch nicht allein lebensfähiges Baby assimiliert wird, ersetzt bei den Borg eine Reifungskammer den Mutterleib. Dort wächst das Kind mit beschleunigter Wachstumsrate heran, bis es als fertige Drohne eingesetzt werden kann (vgl. TNG 2×16:
Zeitsprung mit Q
; VOY 5×02:
Die Drohne
).
Doch nicht nur die Borg nutzen diese Möglichkeit der Reproduktion. Manche Spezies passen Angehörige fremder Rasse genetisch an ihre Gesellschaft an, assimilieren sie also auf biologischem statt auf technologischem Weg. So pflanzen sich die im Delta-Quadranten heimischen Kobali fort, indem sie die Toten anderer Spezies wiederbeleben. Die DNA dieser Personen verändert sich und passt sich an die der Kobali an, sodass eine Rückverwandlung nicht mehr möglich ist. Da die Kobali sich nicht auf natürliche Weise fortpflanzen, ist dies für sie die einzige Möglichkeit, ihr Volk zu erhalten (vgl. VOY 6×18:
Asche zu Asche
).
Die Loque’eque hingegen sind bereits ausgestorben, doch pflanzen sie sich in gewisser Weise immer noch fort, indem sie Angehörige anderer Spezies durch ein mutagenes Virus, das das Erbgut verändert, zu Mitgliedern ihrer Rasse machen. In diesem Fall ist eine Umkehr des Vorgangs allerdings möglich, sofern man ein Gegenmittel gegen das Virus besitzt (vgl. ENT 3×03:
Transformation
).
DANN DOCH LIEBERAUF DIE ALTBEWÄHRTE ART
Diese unkonventionellen Fortpflanzungsmethoden wirken allesamt recht invasiv und abschreckend. Personen werden gegen ihren Willen umgewandelt, Leichen wiederbelebt, von der ethischen Problematik des Klonens und der genetischen Aufwertung ganz zu schweigen. Daher lässt sich vermuten, dass die Menschheit und die meisten anderen Spezies des
Star
Trek-Universums auch in Zukunft lieber auf die traditionelle Art der Reproduktion zurückgreifen und medizinische Hilfe nur in Anspruch nehmen, wenn die Inkompatibilität der DNA es unumgänglich macht. Dabei spielt natürlich auch der emotionale Aspekt eine große Rolle. Ein Kind entsteht im besten Fall aus der Liebe zweier – oder mehrerer – Personen zueinander, die es sich von Herzen wünschen. Diesen Prozess durch eine Methode wie das Klonen zu ersetzen, nähme der Erschaffung neuen Lebens einen Großteil seiner Bedeutung.
Der Wunsch nach einem gemeinsamen Kind ist nachvollziehbar, obwohl natürlich auch die Frage berechtigt ist, ob hormonelle Behandlungen und genetische Anpassungen es wert sind. Vermutlich wird die Antwort der Eltern stets »Ja« lauten, auch wenn die Zukunft ihres Kindes für sie ebenso ungewiss ist wie für den Nachwuchs selbst. Und letztendlich sorgt die Fortpflanzung zwischen unterschiedlichen Spezies in der Welt von
Star Trek
für eine große Vielfalt an Wesen, die alle auf ihre Weise einzigartig sind.
5.7
STERBENDES VOLK
Das dunkle Schicksal der Andorianer
von Julian Wangler
Aus den Serien und Filmen ist der Fan von
Star Trek
gemeinhin gewohnt, den Blick zum galaktischen Horizont zu richten und philosophisch-heroische Fragen über die letzte Grenze anzustellen. Alles, was bis zur Linie, ab der das Unbekannte verläuft, bereits entdeckt worden ist, wird als gegeben vorausgesetzt. Was um die nächste Ecke vor sich geht, ist in der Regel nicht mehr interessant.
Dass ein zweier Blick aber häufig ein ganz neues Verständnis des vermeintlich Bekannten eröffnet, hat die
Star
Trek-Literatur in den letzten Jahren in vielerlei Hinsicht eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Ein besonders gutes Beispiel hierfür ist die Charakterisierung der Andorianer und ihrer Kultur: Mit der
Deep Space Nine
-Fortsetzung erfahren wir von einem äußerst bedrückenden Geheimnis, das das Gründungsvolk der Föderation seit langem mit sich trägt und das sein weiteres Schicksal bestimmt.
VIER GESCHLECHTER? – INFORMATIONSFETZEN WERDEN NEU VERWOBEN
Lange musste das Publikum von
Star Trek
darauf warten, bis die Produzenten dem allgemein gehegten Wunsch entsprachen, die Spezies der Andorianer – bislang nur in der klassischen Serie erschienen (vgl. TOS 2×10:
Reise nach Babel
) – stärker zu beleuchten. In
Enterprise
, der fünften und bislang letzten Serie, war es endlich soweit: Das historische Szenario um Captain Archer, seine Besatzung und den Weg zur Gründung der Föderation bereitete einer stärkeren Thematisierung des Volks der blauhäutigen Antennenträger die Bühne (vgl. ENT 1×07:
Doppeltes Spiel
).
Mit
Kumari
-Kommandant Shran fanden wir den Vertreter einer temperamentvollen, stolzen Spezies vor, die in einem jahrzehntelangen
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