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Maximum Warp. Der Guide durch die Star-Trek-Romanwelten: Von Nemesis zu Typhon Pact! (German Edition)

Maximum Warp. Der Guide durch die Star-Trek-Romanwelten: Von Nemesis zu Typhon Pact! (German Edition)

Titel: Maximum Warp. Der Guide durch die Star-Trek-Romanwelten: Von Nemesis zu Typhon Pact! (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Humberg , Jörn Podehl , Anika Klüver
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das nackte Überleben auf einer sterbenden Welt. Von keinem Geringeren als Gul Madred, der Picard in
Geheime Mission auf Celtris III
foltert, erfahren wir, wie hart das Leben auf Cardassia zu jener Zeit war.
    Mitten in dieser prekären Lage bot sich das Militär als Retter an. Es übernahm die Regierung und schuf eine gesellschaftliche Realität der strikten Ordnung, der klaren Regeln und ständigen Überwachung. Die Militärherrschaft führte die Cardassianische Union in ein neues Zeitalter: Nun begannen die Cardassianer, fremde Welten zu plündern und zu annektieren. Dadurch dehnten sie ihr Territorium immer weiter aus, kamen in den Besitz von Reichtum und neuen Technologien, die es ihnen gestatteten, die Krise ihrer Heimatwelt zu kompensieren und sich ins All zu verteilen. Der Begriff »Union« wurde dabei einfach aus alten Zeiten beibehalten, impliziert er doch einen Zusammenschluss freier Welten, wohingegen nun von den Cardassianern Planeten unterworfen und dem Defacto-Imperium einverleibt wurden.
CARDASSIANISCHE URANGST ALS TRAGIK
    Die Cardassianer verfielen dem Militarismus nicht qua Überzeugung oder auf Basis einer radikalen Ideologie – dies sei hervorgehoben – sondern erst, als Platz und natürliche Ressourcen knapp wurden. Überbevölkerung und Umweltkatastrophen machten sie zu Getriebenen eines Kurses, der aus ihrer Sicht wohl alternativlos war. Das aus der Not geborene Streben verwandelte sich jedoch über längere Zeit zum Selbstläufer, entwickelte eine verhängnisvolle Eigendynamik, die das Wesen der Cardassianer nachhaltig korrumpierte.
    Aus dem Wunsch und Sicherheitsbedürfnis, nie wieder leiden und sich vor der Zukunft fürchten zu müssen, wurde es für sie plötzlich hinnehmbar, die alten, friedfertigen Überzeugungen über Bord zu werfen und fremde Welten auszunehmen. Die Cardassianer erholten sich nie mehr von dieser Angst vor der eigenen Verwundbarkeit, und ihr Militär schlachtete diese latente Befindlichkeit propagandistisch aus, um weitere Eroberungen zu rechtfertigen und seine Machtbasis zu zementieren. Der Spruch »Man ist, was man tut«, bewahrheitete sich für das Schicksal der Cardassianer in erschreckender Weise.
    Schon hier steckt die leise Tragik, die das cardassianische Volk seit langem begleitet: Es wollte eigentlich nie so werden, wie es sich seit dem Ende des orelianischen Zeitalters entwickelte, und in seinen tiefsten Winkeln hasst es sich möglicherweise ein wenig dafür, weil es sein Gewissen zu lange ignoriert hat. Auf der anderen Seite konnten die Cardassianer ihre Entwicklung ab einem gewissen Zeitpunkt nicht mehr umkehren. Sie sind inzwischen regelrecht süchtig danach, eine relevante Macht im Alpha-Quadranten zu sein und auch so wahrgenommen zu werden. Anders lässt sich nicht erklären, wieso Gul Dukat einen derart hohen Preis zu zahlen bereit ist, als er eine Allianz mit dem Dominion eingeht, um die Vormachtstellung der Union nach einer Phase des Niedergangs wiederherzustellen.
KOMPLEXE IDENTITÄT
    Trotz des aggressiven Kurses, den die Union äußerlich fuhr – und der schnell zu erbitterter Feindschaft mit der Föderation führte –, verloren die Cardassianer nicht einfach ihre alte Identität. Vielmehr bildete sich aus alten, traditionellen und neuen, revisionistischen Elementen eine neue Wesensart heraus, die nicht immer frei von tief greifenden Paradoxien ist. So sehen wir in DS9 nicht selten, dass die Cardassianer als Individuen feinfühlig und künstlerisch ambitioniert bleiben. Sie haben einen ausgeprägten Familiensinn und pflegen ein kultiviertes
savoir vivre
und genussorientiertes Freizeitverhalten; all das stammt noch aus Tagen vor der kulturellen Transformation. Damit sind die Cardassianer nicht einfach nur gehirnlose Soldaten einer verrohten Gesellschaft, sondern schätzen Bildung, Wissenschaft, detailverliebte Architektur, die Literatur und das entwickelte Leben.
    Auf der anderen Seite setzten sich bei ihnen auch Denk- und Handlungsmuster fest, die der neuen gesellschaftlichen Ordnung geschuldet waren. Der Überwachungs- und Militärstaat mit seinen ungerechten Gerichtsverfahren förderte paranoides Denken und Angst vor Repressalien. Er forcierte die Tendenz zur Einordnung. Wenn man bei den Cardassianern also eine Eigenschaft betonen will – so wie bei den Klingonen die Ehre oder bei den Ferengi die Habgier –, dann ist es die Autorität. Auch unter der kurzen Phase der Zivilregierung, dem Detapa-Rat, bleiben die Cardassianer ein sehr

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