Maximum Warp. Der Guide durch die Star-Trek-Romanwelten: Von Nemesis zu Typhon Pact! (German Edition)
noch ein kleiner Blitzeinschlag zu unpassender Stunde, und schon ist die Büchse der Pandora geöffnet. Geschichten dieser Art gibt es wie Sand am Meer, Freunde des gepflegten Trashs können auf Wunsch sicher mit ganzen Kolonnen an Beispielen dienen.
Und auch wenn es sich um ein Standardrequisit aus der Werkzeugkiste der Autoren handelt, lassen sich Varianten des Doppelgängerthemas erkennen. Meist ist die Unterscheidung einfach durch die wissenschaftlich-fiktive Entstehungsweise des Doppelgängers und den Grund seiner Existenz begründet. Ein fehlgeleitetes Selbstexperiment etwa, das für den Forscher in der Erschaffung eines zweiten Ichs endet – man denke nur an R. L. Stevensons
Dr. Jekyll und Mr. Hyde
sowie an den
Unglaublichen Hulk
– kann genauso als Auslöser dienen, wie etwa die absichtliche Erschaffung eines Duplikats. Dass letztere Variante nicht unbedingt immer in böser Absicht geschehen muss, beweist etwa Harold Ramis’ Kinokomödie
Vier lieben dich
aus dem Jahr 1996.
Außerdem werden Zeitreisen sowie parallele Universen gerne als Handlungsgrundlage verwendet. Der Plot vom Prototypen, wie ihn
Star Trek – The Next Generation
etwa in der Figur des bösen Androiden Lore aufgenommen hat, ist ebenso geläufig und beschränkt sich bei weitem nicht auf künstliche Lebensformen: Schon David Hasselhoff wurde vor seinen Zeiten als Rettungsschwimmer durch schlichtes Ankleben eines kleinen Ziegenbartes zu Garth Knight, dem
evil twin
seiner Serienrolle Michael (vgl.
Knight Rider
). Wobei der Fairness halber erwähnt werden muss, dass Garth in dieser Serienhandlung das Original und Protagonist Michael Knight den Doppelgänger darstellte, was dem Klischee zumindest einen kleinen Twist verlieh.
FREMDKÖRPER IM CHEFSESSEL
Es ist nicht verwunderlich, dass das Doppelgänger-Motiv auch in
Star Trek
einige Male Verwendung fand. Auch überrascht nicht, dass es meist die Protagonisten der
Trek
-Serien traf, die sich plötzlich Auge in Auge mit sich selbst wiederfinden mussten. Allein aus produktionsbedingten Gründen ist dies logisch erklärbar: Der Hauptdarsteller ist meist die Person, zu dessen TV-Charakter der Zuschauer die stärkste emotionale Bindung aufgebaut hat. Insofern ist es verständlich, dass ihm die meisten dramaturgischen Steine in den Weg gelegt werden, denn mit Nebenfiguren leidet man weniger intensiv mit. Auch finanziell gesehen ist der Hauptdarsteller die beste Wahl, bekommt er doch schon die größte Gage unter den an der Produktion beteiligten Schauspielern. Da kann er doch auch gleich die doppelte Arbeit ...
Und James T. Kirk als produktionschronologisch erster Captain des
Star Trek
-Universums durfte damit gutem Beispiel voran gehen. Bereits die vierte Episode von
Star Trek, Kirk:2 = ?
, lieferte eine Umsetzung des Themas. Als Auslöser diente in diesem Fall ein Transporterfehler, das Ergebnis war eine Zweispaltung in einen »guten« und einen »bösen« Kirk, die sich für die Dauer der Episode an Bord des Schiffes verfolgten. Das kann zwar noch als Adaption des Fehlgeschlagenes-Experiment-Themas verstanden werden, aber schon der nächste Doppel-Kirk ist mit (böswilliger) Absicht entstanden: In Episode 7 (
Der alte Traum
), also nur drei Folgen später, hat William Shatner erneut die Gelegenheit, den finsteren Kirk zu geben.
Folge 33 (
Ein Parallel-Universum
) stellt die Grundlage für die wohl am weitesten ausgearbeitete Doppelgänger-Behandlung in
Star Trek:
Die Geschichte des Paralleluniversums, in dem die Föderation aufgrund einer stark egozentrischen Ausrichtung eine ganz andere Bedeutung hat und ganz andere moralische Werte vermittelt, wurde in späteren Jahren oft wieder aufgegriffen.
Star Trek
–
Deep Space Nine
schaffte den gelungenen Kniefall vor dem Original, indem es mit schöner Regelmäßigkeit Abstecher in dieses Universum machte, das aufgrund der seinerzeit vom »echten« Jim Kirk vermittelten Tugenden eine bemerkenswerte Entwicklung durchmachte. Anders als Kirk, der auch im »bösen« Universum die
U.S.S. Enterprise
befehligte, war Parallel-Sisko aber eher ein Zivilist und kaum von universeller Bedeutung. Weitere Geschichten aus dem Spiegeluniversum lieferten auch die Romanfortschreibungen
Star Treks
(vgl. Buchreihe
Mirror Universe
und vor allem die neunte Staffel von DS9:
Kriegspfad, Entsetzliches Gleichmaß, Der Seelenschüssel).
Auch Jean-Luc Picard entging dem Protagonisten-Fluch nicht: Sei es in Folge 39 (
Die Zukunft schweigt
), wo ein Zeitsprung der TNG-Besatzung
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