Maximum Warp. Der Guide durch die Star-Trek-Romanwelten: Von Nemesis zu Typhon Pact! (German Edition)
den Haufen warf.
FAMILIÄRE BELASTUNGSPROBEN
Seit TNG waren in jeder
Star Trek
-Serie, die im 24. Jahrhundert angesiedelt ist, Kinder und Jugendliche mit von der Partie. Sie wurden zum festen Bestandteil der Serienphilosophie und verliehen
Star Trek
– trotz der nicht selten geäußerten Kritik, die Bedienung all dieser komplizierten Technologie ein Stück weit zu infantilisieren – eine neue Lebensnähe. Trotzdem lässt sich wohl nur schwer behaupten, dass es mit familienfreundlichen Raumschiffen schon getan ist: Das Leben an Bord von interstellaren Duraniumriesen ist kein Zuckerschlecken, wie ein Blick in die Geschichte zeigt.
Es ist bezeichnend, dass uns in
Star Trek
bislang meistens solche Familien an Bord von Raumschiffen und -stationen begegnet sind, die bereits einen schwerwiegenden Verlust wegzustecken hatten. Die besagte Beverly Crusher verlor ihren Mann, Benjamin Sisko ist seinerseits Witwer, als er sich mit seinem Sohn Jake nach Deep Space Nine aufmacht. Denkt man an Worf und Alexander, so wird auch hier schnell deutlich, dass es sich um ein vorbelastetes Band handelt. Die Liste ließe sich weiter fortsetzen.
Wie es scheint, ist für einen Sternenflottenoffizier nicht der »gerade« Weg ein Motiv, mit dem eigenen Kind ins All zu ziehen. Vielmehr eröffnet die Sternenflotte des 24. Jahrhunderts besonders unvollständigen Familien die Chance, einen Neuanfang zu versuchen: im Dienst einen gewissen Trost zu finden und das durch den Verlust gestiegene Zusammengehörigkeitsgefühl nicht zu vernachlässigen. Es ist fraglich, ob eine Beverly Crusher oder ein Benjamin Sisko ihren Weg gegangen wären, hätten sie nicht vorher gelitten. Der familiäre Weg ins All scheint demnach nicht selten ein Produkt vorangegangener Katastrophen zu sein, so zumindest lehrt es uns
Star Trek
.
Die Krisen gehen weiter. Denn trotz des gestiegenen Komforts, den die Raumflotte ihren Offizieren nunmehr zur Verfügung stellt, tut die technische und beengte Welt selbst einer großen Sternenbasis etwaigen Kindheitsbedürfnissen längst nicht Genüge. Deshalb wird den anfänglichen Hoffnungen von Offiziersvätern und -müttern oftmals ein Strich durch die Rechnung gemacht. Kinder wollen sich ausprobieren. Umgeben von eisernen Schotten und Maschinen, treffen sie auf erschwerte Bedingungen. Trotzdem lassen sie sich nicht davon abhalten, ihre Grenzen zu testen.
DIE ANDERE KINDHEIT …
Jake, der sich aufgrund der begrenzten Auswahl an Kindern, schnell mit dem Ferengiburschen Nog anfreundet, ist ein gutes Beispiel hierfür. Obwohl Siskos Sohn seinem Charakter nach eher zurückhaltend ist, hat die Begegnung mit Nog Auswirkungen auf ihn. Schon bald hecken beide Jungen viele Streiche aus, die über das Verstecken garanischer Boliten oder das Spiel mit dem Eimer des Formwandlers Odo weit hinausgehen. Der kleine Ferengi ist nicht nur eine willkommene Abwechslung für Jake, er ist auch aufgrund seines fremdartigen Hintergrunds überaus faszinierend.
Durch das Zusammenstoßen mit der Ferengikultur entwickelt Jake wesentlich schneller ein Interesse für Mädchen als ein gewöhnlicher Menschenjunge – sehr zum Missfallen seines Vaters, der befürchtet, Jakes Entwicklung könne durch den Einfluss Nogs empfindlich gestört werden. Als er später mit Jake darüber redet, weiß der Junge gute Argumente vorzubringen. Immerhin sei es doch der Wunsch seines Vaters gewesen, nach DS9 zu ziehen, an diesen Schnittpunkt der intergalaktischen Kulturen. Also dürfe er ihn jetzt nicht dafür bestrafen, dass er sich nach anfänglichem Protest auf die Vorstellung einlässt, zwischen den Sternen zu leben.
Wie schmal der Grat ist, auf dem man sich als Jugendlicher an Bord eines Raumschiffs bewegt, zeigen auch die multikulturellen Erfahrungen von Wesley Crusher. Mehr als einmal stürzen sie ihn, sein Schiff und die Föderation gleich mit in die Krise. Ein harmloses Blumenfeld, in das der Junge beim Ballspielen steigt, entpuppt sich als heilige Stätte der Edo, deren Entweihung mit der Todesstrafe geahndet wird. Kaum ein Jahr später verliebt sich der pubertierende Wesley in Salia, die Thronfolgerin eines ganzen Planeten, und riskiert damit erneut einen Zwischenfall von intergalaktischer Tragweite.
Wer bezweifelt, dass ein Raumschiff der richtige Ort für ein Kind ist, findet in diesen Situationen überzeugende Gegenargumente: In seinem rebellischen Bestreben, die Welt und sich darin kennenzulernen, gerät ein Kind inmitten einer technologischen Umwelt und einer
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