Maxine Sullivan
gleichzeitig schmerzlich bewusst wurde, warum sie getrunken hatte. An dem Tag hatte ihr Vater seine zweite Frau geheiratet. Er wollte nicht, dass seine unscheinbar aussehende Tochter an der Hochzeit teilnahm, zumindest hatte er das ihrer Mutter am Telefon gesagt. Leider war Kia zufällig Zeuge des Gesprächs am Hörer des Nebenanschlusses geworden, als sie eine Freundin anrufen wollte.
Seine Ablehnung war vernichtend für sie gewesen, obgleich sie mit fünfzehn an seine Taktlosigkeit hätte gewöhnt sein sollen. Als ihre Mutter ihr später möglichst schonend von der zweiten Eheschließung des Vaters erzählte, hatte sie so getan, als wisse sie von nichts. Sie war dann auf eine Party gegangen und hatte bis zur Bewusstlosigkeit getrunken. Auf diese bittere Art und Weise hatte sie lernen müssen, dass Alkohol keine Probleme löste.
„Das behältst du doch hoffentlich für dich?“ Sie lächelte Danny an und verdrängte die quälenden Erinnerungen.
„Äh …“ Er blickte auf die Freunde, die an einem Tisch nahe der Tanzfläche saßen. „Entschuldigung. Was haben Sie gesagt?“
„Ich sagte nur, ich hoffe, du erzählst niemandem, dass ich mal betrunken war. Schließlich habe ich einen Ruf zu verlieren.“
Wieder blickte er auf die Freunde, dann zog er Kia fest an sich und flüsterte ihr ins Ohr: „Okay, Babe. Natürlich werde ich das niemandem erzählen.“ Er lächelte und zwinkerte seinen Freunden zu.
Offenbar war er mehr um den eigenen als um ihren Ruf besorgt. Sie musste lächeln, als sie daran dachte, welchen Eindruck er wohl auf seine Freunde machte, und konnte ihm nicht böse sein. Er war eben nur ein Junge, der zu viel getrunken hatte.
Sollte sie jetzt mitten im Tanz aufhören und an ihren Tisch zurückkehren? Oder sollte sie bleiben? Bei all den Leuten hier auf der Tanzfläche würde Danny sich bestimmt nichts mehr herausnehmen. Doch dann fing er an, sie auf den Nacken zu küssen, und sie stieß ihn heftig von sich. Das musste ja nun nicht sein. „Danny, was denkst du …“
„Lass die Dame in Frieden!“, drohte plötzlich eine tiefe Stimme dicht neben ihnen, und beide fuhren zusammen.
Danny ließ Kia los und drehte sich mit empörter Miene um. Doch als er sah, zu wem die Stimme gehörte, wurde er knallrot. „Oh, entschuldigen Sie, Mr. Matthews“, sagte er schnell. „Aber ich habe nichts Schlimmes getan.“
„Ich weiß genau, was und warum du es getan hast, Daniel“, meinte Brant und wies mit dem Kopf auf den Tisch hinter ihm. Die Freunde starrten gebannt auf die Szene, die sich direkt vor ihren Augen abspielte. „Du solltest lieber an deinen Tisch zurückgehen. Sonst muss ich Mr. Reid erzählen, wie du dich seiner Assistentin gegenüber benommen hast.“
Danny sah ihn aus großen Augen erschreckt an. „Ich habe doch nur Spaß gemacht, Mr. Matthews, wirklich.“ Dann drehte er sich schnell um und setzte sich zu seinen Freunden an den Tisch.
Kia tat der junge Mann leid. Brant konnte sehr eindrucksvoll und auch Furcht erregend wirken. Aber warum musste er gerade diesem Jüngling gegenüber so sein?
Doch diese Frage konnte sie sich selbst beantworten. Er wollte nicht, dass Danny ihr zu nahe kam. Warum, war klar. Noch bevor sie diesen Gedanken weiterspinnen konnte, hatte Brant sie in die Arme gezogen und tanzte mit ihr. Wieder hielt er den korrekten Abstand ein. Warum empfand sie dann trotzdem seine sexuelle Macht über sie?
Da sie wütend über die eigene Reaktion war, warf sie Brant einen strengen Blick zu, der weniger selbstbewusste Männer eingeschüchtert hätte. „So brauchten Sie mit Danny nun wirklich nicht umzuspringen!“, stieß sie verärgert hervor.
„Oh, doch.“
Mit der Antwort hätte sie rechnen sollen. Denn sein Verhalten passte genau zu seinem gefährlichen Charakter. Er würde seine Beute nie ohne Kampf freigeben. Hinter seinem kultivierten Auftreten lauerte ein Raubtier. War sie die Einzige, der das auffiel? Die es mit allen Sinnen spürte? Es musste wohl so sein.
Sie hob das Kinn. „Sie hatten nicht das Recht, sich einzumischen.“
Sein Griff wurde fester. „Ich hatte jedes Recht dazu. Phillip erwartet von mir, dass ich seine Verlobte verteidige.“
Sie reagierte nicht auf die spöttische Betonung. „Danny ist doch noch ein Junge. Er wollte sich ein bisschen amüsieren, das ist alles.“
Er lächelte ironisch. „Er ist ein junger Mann, der drauf und dran war, Sie hier auf der Tanzfläche …“ Er hielt inne und zuckte dann mit den Schultern. „Aber gut,
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