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Maxwell 02 - Nur du kannst sie verstehen

Maxwell 02 - Nur du kannst sie verstehen

Titel: Maxwell 02 - Nur du kannst sie verstehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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wohnen.
    Johnny starrte das Schild eine Weile an, während der Regen auf die wirkliche Welt fiel, so daß der blaue Himmel auf dem Schild glänzte.
    Es war ziemlich eindeutig, daß das Gebäude mehr Platz einnehmen würde als die alte Stiefelfabrik.
    Die Worte über dem Bild besagten, »Ein aufregendes Projekt der Vereinigte Holding GmbH: Vorwärts in die Zukunft!«
    Johnny fand das nicht besonders aufregend; im Gegenteil, er hatte das Gefühl, daß »Vorwärts in die Zukunft« sogar noch dämlicher klang als »Wenn Stiefel, dann Blackbury«.
     
    Bevor er am nächsten Tag zur Schule ging, klaute er die Zeitung und versteckte sie hinter William Stickers Grab.
    Er kam sich eher dumm vor, als daß er Angst gehabt hätte. Er wünschte, er könnte mit irgend jemandem einmal ausführlich darüber reden.
    Es gab niemanden, mit dem er das hätte tun können. Aber es gab drei Leute, die wenigstens zuhören würden.
    In der Schule gab es verschiedene Cliquen und Gangs, wie zum Beispiel die Sportler, die Schlauköpfe und die Spinner vom Computerclub.
    Und dann gab es noch Johnny und Wobbler und Bigmac, der von sich behauptete, er sei der letzte der wirklich harten Skinheads. Aber in Wirklichkeit war er nur ein magerer Bursche mit kurzem Haar, Plattfüßen und Asthma, der schon Schwierigkeiten hatte, in Doc-Martens-Schuhen zu
laufen.
Und es gab Yo-less, der im Prinzip ein Schwarzer war.
    Zumindest hörten sie ihm zu, während der Pause, auf dem kleinen Stückchen Mauer zwischen der Schulküche und der Bibliothek. Dort hingen sie normalerweise ab – oder zumindest herum.
    »Gespenster«, sagte Yo-less, als er am Ende war.
    »Ne-eeh«, meinte Johnny unsicher. »Sie wollen nicht so genannt werden. Das regt sie auf, warum auch immer. Sie sind einfach… tot. Ich schätze, das ist wie bei den Behinderten, die wollen ja auch nicht so genannt werden.«
    »Das ist politisch nicht korrekt«, sagte Yo-less. »Darüber hab ich mal was gelesen.«
    »Du meinst, die da wollen«, Wobbler hielt einen Moment inne, um nachzudenken, »
Ex-Senioren
genannt werden?«
    »Atembehindert«, meinte Yo-less.
    »Vertikal benachteiligt«, sagte Wobbler.
    »Was? Du meinst, sie sind klein?« fragte Yo-less.
    »Begraben«, sagte Wobbler.
    »Wie wäre es mit Zombies?« schlug Bigmac vor.
    »Nein, um ein Zombie zu sein, muß man einen Körper haben«, erklärte Yo-less. »Du bist nicht wirklich tot, du wirst nur mit diesem geheimen Voodoo-Gemisch aus Fisch und Wurzeln gefüttert, und dann wirst du ein Zombie.«
    »Wow. Was ist da für ein Zeug?«
    »Weiß ich nicht. Woher soll ich das wissen? Eben irgendein Fisch und irgendwelche Wurzeln.«
    »Ich wette, es ist ganz schön aufregend, im Voodoo-Land einen Fischmac zu essen«, sagte Wobbler.
    »Du müßtest dich doch auskennen, was Voodoo betrifft«, sagte Bigmac.
    »Wieso?« wollte Yo-less wissen.
    »Du kommst doch aus der Karibik, oder nicht?«
    »Kennst du dich mit Druiden aus?«
    »Nein.«
    »Da hast du’s.«
    »Deine Mutter kennt sich garantiert damit aus, da könnte ich wetten«, meinte Bigmac.
    »Kann ich mir nicht vorstellen. Meine Mutter hockt länger in der Kirche rum als der Papst«, sagte Yo-less. »Wahrscheinlich sogar länger als
Gott

    »Ihr nehmt das nicht ernst«, beschwerte Johnny sich. »Ich habe sie
wirklich gesehen

    »Vielleicht hast du was mit den Augen«, meinte Yo-less. »Möglicherweise ist da ein –«
    »Ich hab mal ‘nen Film gesehen, in dem ein Mann Röntgenaugen hatte«, sagte Bigmac. »Er konnte damit durch alles durchsehen.«
    »Auch durch Frauenkleider und so?« wollte Wobbler wissen.
    »So was kam nicht vor«, sagte Bigmac.
    Sie ließen sich über diese schreckliche Verschwendung von nützlichen Talenten aus.
    »Nein, ich kann
nicht
durch Dinge durchsehen«, sagte Johnny schließlich. »Ich sehe nur Leute, die gar nicht da sind – ich meine, Leute, die andere nicht sehen können.«
    »Mein Onkel hat auch Sachen gesehen, die andere nicht sehen konnten«, meinte Wobbler. »Vor allem samstag nachts.«
    »Red keinen Quatsch. Ich versuche, ernst zu sein.«
    »Ja, aber du hast auch mal erzählt, daß du ein Loch-Ness-Ungeheuer in deinem Goldfischteich hättest«, sagte Bigmac.
    »Das stimmt schon, aber –«
    »War wohl ein Plesiosaurus«, sagte Yo-less. »Einfach so ‘n Saurier, der eigentlich schon seit sieben Millionen Jahren ausgestorben sein sollte. Nichts Besonderes.«
    »Ja, aber –«
    »Und dann war da noch die verschollene Stadt der Inkas«, sagte Wobbler.
    »Die

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