MAYA LINDON: Und die Macht der Magie (German Edition)
hinterher. Ich war kurz davor durchzudrehen. Marc brachte es neuerdings andauernd fertig, mich zur Weißglut zu bringen. Ich rannte auf die Straße, mit dem Blick nach rechts und links. Doch er war nirgends zu sehen. Wie konnte das sein? Vielleicht ist er gerannt? Ich überlegte, wohin er gegangen sein könnte und wetzte die Straße entlang Richtung Bridge Avenue. Aber weit und breit keine Spur von ihm. Ihn zu Hause zur Rede zu stellen, kam nicht in Frage. Ich wollte nicht, dass seine Eltern etwas mitbekamen. Davon abgesehen wusste ich gar nicht, ob er überhaupt dort war. Ihn weiterhin zu suchen, erschien mir zwecklos. Ich nahm mein Handy und wählte seine Nummer, doch er ging nicht ran! Wütend stapfte ich mit den Füßen auf und steckte mein Handy wieder weg.
In Gedanken versunken, lief ich in Richtung Park. Es war nicht der schlechteste Ort für einen kleinen Herbstspaziergang. Ich folgte dem Weg kreuz und quer durch die Anlage, verließ ihn dann auf der Nordseite und bummelte weiter die Hauptstraße entlang, bis mir völlig unerwartet der weiße Mustang von Chris ins Auge fiel. Er stand abseits in einer kleinen Seitenstraße. Wo Chris war, war Marc vermutlich auch nicht weit. Ich bog in die Gasse ein und sah mich um. Bis auf ein paar Hintereingänge irgendwelcher Geschäfte und Mülltonnen gab es hier nichts. Ich ging zu dem Mustang und schaute durch die Seitenscheibe. Das Auto war leer. Was hatte Chris in dieser Gegend zu suchen? Ich lief noch ein Stückchen weiter, als ich plötzlich Stimmen hörte. Sie kamen aus einer noch schmaleren Quergasse.
Mit leisen Schritten näherte ich mich und lunzte um die Ecke. Was ich dort sah, konnte ich kaum glauben. In der kleinen Gasse standen Chris und Marc sowie Kevin, Dala und die anderen. Ich zog meinen Kopf schnell zurück und stellte mich mit dem Rücken an die Wand. Für einen Augenblick hörte ich sogar auf, zu atmen. Hatten sie mich gesehen? Ich verkrampfte mich regelrecht und rechnete damit, dass gleich einer von ihnen um die Ecke bog. Ich entspannte mich erst, als sie unbeirrt weiter redeten. Keiner schien mich bemerkt zu haben. Was hatte das jetzt wieder zu bedeuten? Um das herauszubekommen, versuchte ich zu verstehen, worüber sie sich unterhielten. Ich drückte mich fest an die Wand und tastete mich, soweit es mir möglich war, ohne Gefahr zu laufen entdeckt zu werden, bis an die äußerste Ecke.
Egal, wie sehr ich mich anstrengte, es gelang mir nur, Wortfetzen aufzuschnappen, die zusammenhanglos keinen Sinn ergaben. Als ich das Gefühl hatte, dass das Gespräch gleich beendet würde, zog ich es vor, mich schnellstens aus dem Staub zu machen. Mit zügigen, aber leisen Schritten lief ich die Gasse entlang, an Chris‘ Auto vorbei und stand gleich darauf wieder auf der Hauptstraße. Da ich niemanden von ihnen über den Weg laufen wollte, rannte ich auf dem schnellsten Weg nach Hause.
Ich hatte gerade die Tür hinter mir geschlossen, mich mit dem Rücken dagegen gelehnt und versuchte langsam wieder Luft zu bekommen, als es plötzlich an der Haustür klingelte. Noch völlig außer Atem öffnete ich die Tür und sah Marc vor mir stehen. Ich schaute ihn mit großen, überraschten Augen an. Hatte er mich doch gesehen? Ich schluckte meinen Schreck herunter.
„ Hey! Entschuldige, dass ich vorhin einfach so verschwunden bin, aber ich hatte noch etwas Dringendes zu erledigen“, erklärte er, mit leicht hochgezogenen Augenbrauen und seinem typischen Dackelblick.
Etwas Wichtiges zu erledigen? Warum sagte er mir nicht, dass er die anderen eben getroffen hatte? Ich holte tief Luft, bemüht, nicht sofort loszuschreien.
„ Keine Ahnung, was du jetzt gleich wieder für ein Ding abziehst, für das du dich dann fünf Minuten später entschuldigen wirst, aber eins kann ich dir mit Sicherheit sagen, wenn du nicht bald ein paar Erklärungen für mich hast, schwöre ich dir, dass ich dir keine Gelegenheit mehr dazugeben werde, mir auch nur irgendetwas zu erklären. Dein Verhalten ist nämlich mehr als nur merkwürdig!“
„ Wenn du mich hineinbittest, verspreche ich dir, das eine oder andere aufzuklären.“
Ich schaute ihn skeptisch an.
„ Na, da bin ich aber mal gespannt!“, sagte ich schließlich und ließ ihn rein.
Diesmal ging ich gleich die Treppenstufen hinauf. Marc folgte mir. In meinem Zimmer setzte ich mich im Schneidersitz auf mein Bett und deutete mit dem Finger auf den kleinen Sessel vor meinem Schreibtisch. Marc zog seine Jacke aus, schmiss sie auf den
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