MAYA LINDON: Und die Macht der Magie (German Edition)
meinen Körper.
„ Die wichtigste Frage aber überhaupt ist: Vertraust du mir?“
Ihm vertrauen? Das war nicht die wichtigste, sondern die dämlichste Frage, betrachtete man die Situation, in der ich mich gerade befand. Ich stand an die Wand gepresst, bewegungsunfähig, voller Panik und mein angeblich bester Freund verhielt sich wie ein Serienkiller. Das Wort
Vertrauen
wäre da so ziemlich das Letzte, was mir in den Sinn kommen würde. Marc sprach erneut etwas Unverständliches vor sich hin. Blitzartig spürte ich, wie mir ganz warm wurde und sich eine Art Taubheitsgefühl von innen heraus in meinem gesamten Körper breitmachte. Ich versuchte, mit aller Kraft dagegen anzukämpfen.
‘ Jetzt bloß nicht ohnmächtig werden
‘, ermahnte ich mich. Meine Augen wurden schwer und ich nahm alles nur noch verschwommen wahr. So sehr ich mich auch anstrengte, ich wusste, dass ich diesen Kampf nicht gewinnen konnte. Es war nur eine Frage der Zeit, wann ich das Bewusstsein verlieren würde, dessen war ich mir sicher.
Die Entscheidung
R ot leuchtende Augäpfel, dunkle Gestalten und Marc mit schmerzverzerrtem Gesicht, in der Luft schwebend. Ich riss die Augen auf. Wie so oft in den vergangenen Tagen brauchte ich auch diesmal einen Moment, um zu realisieren, wo ich war. Ich lag vollkommen angezogen in meinem Bett, aber unter der Bettdecke. Ich schaute mich nervös im Zimmer um. Keiner außer mir war hier. Angestrengt überlegte ich, was das Letzte war, an das ich mich erinnern konnte. Alles kam mir so verschwommen, so unwirklich vor. Ich setzte mich auf, fuhr mir mit beiden Händen durch die feuchten Haare und spürte ein Stechen in meiner Schulter. Vorsichtig stand ich auf. Es fiel mir schwer, zwischen Traum und Wirklichkeit zu unterscheiden. Hatte das Szenarium mit Marc gestern stattgefunden, oder nicht? Völlig benommen und wacklig auf den Beinen, ging ich zu meinem Schreibtisch und ließ mich in den Sessel gleiten. Ich war total fertig, als hätte ich einen Marathon hinter mir. Meine rechte Schulter tat höllisch weh. Mit beiden Ellenbogen auf der Tischplatte und meinen Kopf in die Hände gestützt, saß ich da, als mein Blick auf einen Zettel fiel:
Es war kein Traum. Suche nach den Antworten und melde dich dann bei mir! Marc
Ich las die Sätze mehrere Male, nahm den Zettel, zerknüllte ihn und warf ihn in den Mülleimer. Mein Wecker zeigte 16:53 Uhr. Ich hatte etliche Stunden am Stück geschlafen. Ich taumelte ins Bad, um mir mein Gesicht mit kaltem Wasser zu waschen. Als ich so dastand, mit beiden Armen auf dem Waschbecken abgestützt und in den Spiegel sah, fragte ich mich immer und immer wieder, was hier vorging. Meine momentane Stimmungslage konnte ich nicht einordnen. War ich sauer, wütend, enttäuscht, ängstlich oder einfach nur durcheinander? Hatte Marc mich wirklich mit voller Wucht an die Wand gedrückt? Das würde zwar den Schmerzen in meiner Schulter erklären, war aber dennoch unrealistisch. Bei dem Gedanken spürte ich Wut und Trauer in mir aufstiegen. Ich spritzte mir erneut etwas kaltes Wasser ins Gesicht und trocknete mich mit einem kleinen Gästehandtuch ab. Als ich aus dem Bad kam, ging ich hinunter. Mom stand am Herd und rührte kräftig in einem Kochtopf.
„ Hallo Schatz, da bist du ja. Hast du gut geschlafen?“ Sie lächelte mich an.
„ Hi Mom! Warst du vorhin bei mir im Zimmer?“
Ich wollte wissen, ob sie Marc noch begegnet war.
„ Ja, als du auf mein Rufen nicht reagiert hast, wollte ich sehen, ob du überhaupt zu Hause bist. Aber du lagst zusammengerollt wie ein Baby in deinem Bett. Wenn du diesen Rhythmus beibehältst, verschläfst du noch die ganzen Ferien. Komm her! Probiere mal die Sauce.“
Sie hielt mir den Holzkochlöffel entgegen. Anscheinend war Marc schon weg, als Mom nach Hause kam. Ich ging auf sie zu und leckte den Löffel ab.
„ Hm, wie immer superlecker.“
„ Dein Dad hat das Abendessen für heute schon abgesagt. Er hat etwas länger im Büro zu tun. Aber du bist doch da oder habe ich diese Unmengen für mich gekocht?“ Sie blickte mich mit großen Augen, hoffnungsvoll an.
„ Ich bin auf jeden Fall zum Essen da. Ich kann doch nicht zulassen, dass du die ganzen Kalorien alleine vertilgst“, antwortete ich bemüht witzig.
Als würde sie spüren, dass es mir nicht gut ging, kam sie auf mich zu, nahm mich in den Arm und drückte mich fest an sich. Wenn sie nur die leiseste Ahnung gehabt hätte, wie sehr ich genau diese Zärtlichkeit gerade nötig hatte. Ich
Weitere Kostenlose Bücher