MAYA LINDON: Und die Macht der Magie (German Edition)
sprecht ihr kein einziges Wort miteinander. Ihr kennt euch eigentlich noch nicht einmal.“
Jetzt sah ich zum ersten Mal eine Reaktion in Marcs Gesicht. Er sah überrascht aus, wenn auch nur für den Bruchteil einer Sekunde.
„ Ich wollte ihnen allen nur sagen, dass sie dich in Ruhe lassen sollen. Aber woher weißt du das?“, fragte er dann wieder gefasst.
„ Na ja, das liegt bestimmt an meinen hellseherischen Fähigkeiten!“, antwortete ich mit einem unverkennbaren Unterton.
So langsam ergab das, was Nina zu mir gesagt hatte, immer mehr Sinn. Abgesehen davon, dass Marc ein Märchen inszenierte, sah es ganz danach aus, als ob er wirklich eifersüchtig war. Nicht, dass er sich in mich verliebt hatte, eher die Angst, seinen Platz als
besten
Freund zu verlieren.
„ Und du siehst also deine Bestimmung darin, mich vor Kevin zu beschützen? Was ist, wenn ich das gar nicht will, weil ich ihn toll finde und mir wünsche, seine Freundin zu sein?“
„ Ich denke, du kannst das nicht richtig einschätzen. Dafür kennst du ihn und alle weiteren Umstände zu wenig.“
Diese Arroganz und Selbstsicherheit in seinen Antworten brachte mich fast um den Verstand. „Willst du mich eigentlich komplett verschaukeln? Du kennst ihn also besser?“ Meine Stimme wurde lauter.
„ Er ist bösartig.“
Mein Geduldsfaden riss endgültig. Ich konnte meinen Zorn nicht mehr zurückhalten. Hielt er mich tatsächlich für so blöd? Wie kommt er überhaupt darauf, so einen Mist zu erzählen und zu glauben, ich würde das einfach so schlucken. Eigentlich dachte ich immer, ich würde Marc kennen. Wenn er wirklich, wie Nina sagte, eifersüchtig war, war das definitiv nicht der richtige Weg, um es mir mitzuteilen. Ich überlegte kurz und beschloss dann, diesem Blödsinn ein Ende zu setzten.
„ Okay Marc! Ich denke, das war‘s. Keine Ahnung, welche Drogen du dir einschmeißt, aber ich werde hier das Handtuch werfen.“
„ So einfach ist das nicht“, erwiderte er in einem extrem ruhigen Ton.
„ Ich zeig dir, wie einfach das ist.“
Ich sprang von meinem Bett auf und schaute ihn wütend an. Meine Arme hingen steif an meinem Körper herunter; meine Hände hatte ich zu Fäusten geballt.
„ Du weißt, wo die Tür ist und ich will, dass du diese jetzt von AUSSEN schließt.“ Meine Stimme bebte und ich zitterte.
Bevor ich noch etwas sagen konnte, erhob sich Marc und kam langsam auf mich zu. Seine Augen waren klein und er schaute mich seltsam an. Ein kurzer Schauer lief mir quer über den Rücken. Er packte mich mit beiden Händen an den Schultern, nuschelte irgendetwas und drückte mich rücklings an die Wand. Mit den Armen an meinem Körper geklemmt, stand ich wie gelähmt da. Ich wollte ihn anschreien, aber er legt mir seine Hand auf den Mund. Seine Augen funkelten und obwohl er meine Arme nicht mehr fixierte, konnte ich sie nicht bewegen. Es fühlte sich an, als wäre ich mit der Wand verschmolzen. Ich bekam Angst. Unerwartet veränderte sich der Ausdruck in seinem Gesicht und er sah mich traurig an. Er wandte den Blick kurz zum Boden, dann schaute er mich wieder an.
„ Es tut mir leid. Aber bevor ich gehe, habe ich noch ein paar Fragen an dich.“
Ich konnte mich weiterhin nicht bewegen und meine Stimme war auch nicht da, wo sie hingehörte. Mit weit aufgerissenen Augen starrte ich ihn an.
„ Ich möchte, dass du versuchst, all diese Fragen zu beantworten. Nicht jetzt, jedoch in nächster Zeit. Ich möchte, dass du zur Not nach den Antworten suchst.“
Er blickte mir tief in die Augen. Dann begann er, seine Fragen herunterzuleiern.
„ Warum konnte Kevin an seinem ersten Schultag so sicher sein, dass der Kugelschreiber dir gehört? Warum wirst du seit Freitagabend immer wieder von Kopfschmerzen und Übelkeit geplagt? Warum hast du seit ein paar Tagen seltsame Träume? Warum wachst du nachts um 3:33 Uhr auf?“
Marc schaute mich nun mit einem wahrhaft traurigen Blick an. Diese ganze Situation konnte nicht wahr sein. Er war mein bester Freund. Wieso machte er mir solche Angst, fasste mich so grob an? Was ging hier nur vor? Ich spürte, wie mir Tränen in die Augen schossen. Das alles war jetzt nun wirklich zu viel. Ich hatte das Gefühl, den Boden unter meinen Füßen zu verlieren. Tränen kullerten mir über die Wangen. Marc nahm seine Hand und wischte sie mir sanft weg. Wenn ich in der Lage gewesen wäre, hätte ich meinen Kopf weggezogen, um seiner Berührung zu entgehen, aber ich hatte immer noch keine Kontrolle über
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