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Maya und der Mammutstein

Maya und der Mammutstein

Titel: Maya und der Mammutstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Allan
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andererseits war Geist es, der sich mit Geistern auskannte. Möglicherweise hatte tatsächlich ein Geist - ein böser natürlich - sie so weit gebracht. Er zuckte mit den Schultern.
    »Wir gehen bis zu den Löwenhöhlen«, entschied Speer. »Da möchte ich allerdings nicht zu ausgiebig herumstreifen, nicht nach Einbruch der Dunkelheit und mit nur vier Männern.« Geist nickte. Er hatte keine Angst vor Löwen. Er hatte nur
    Angst, daß Maya für ihn verloren sein könnte. »Einverstanden«, sagte er.
    Die kleine Schar setzte ihren Weg fort.
    Sie gingen etwa eine weitere Meile, als sie das Brüllen von Mutter Löwe hörten, die auf Karibus Speer stürzte. Das Brüllen ließ ihnen das Blut in den Adern gefrieren. Entsetzt starrten sie einander an. »Was war das?«
    wisperte Geist.
    »Ein jagender Löwe, aber das war sein eigener Todesschrei«, ließ Speer verlauten.
    Dann hob Haut die Hand. »Hört«, sagte er. Der Laut war schwach, doch nach einem Augenblick der Konzentration hörten sie ihn alle deutlich genug. Eine Männerstimme, die vor Entsetzen aufschrie.
    »Die anderen!« zischte Geist.
    Speer schaute unglücklich drein. »Ja«, stimmte er ihm zu.
    »Vorwärts«, drängte der Schamane.
    Doch Speer legte seine starke Hand auf Geists Brust. »Nein«, versetzte er.
    »Nicht weiter. Ich weiß nicht, was - oder wer - da draußen ist. Wir kommen bei Tageslicht wieder. Mit mehr Jägern«, beschied er ihn.
    Er klang unnachgiebig, und selbst Geist mußte zugeben, daß Speer recht hatte. Weiterzusuchen, wo sie wußten, daß Fremde in ihr Gebiet eingedrungen waren, war völlig verrückt. Selbst in seiner Furcht, Maya nicht zu finden, konnte Geist das einsehen.
    Dann heiterte ihn ein anderer Gedanke wieder etwas auf. Vielleicht war Maya diesen Weg entlanggegangen, nur um in die Speere der anderen zu laufen. Das lag durchaus im Bereich des Möglichen und war eine angenehme Vorstellung.
    Die Hitze in seiner Brust begann s ich ein wenig abzukühlen. Schließlich zuckte er die Schultern. »Nun gut, wir kehren um. Aber wir kommen morgen zurück mit den anderen Männern. Einverstanden?«
    Wolf fragte: »Und was ist mit Maya?«
    Geist kam wieder zu Bewußtsein - manchmal vergaß er das einfach -, daß Wolfs Gefühle für seine Schwester nicht immer so waren, wie der Schamane es sich gewünscht hätte. Warum hatte er ihn überhaupt mitgenommen?
    Er schob den Gedanken beiseite. »Sie auch«, knurrte er. »Wir werden auch sie morgen früh finden.«
    Es gab nichts mehr zu sagen. Wieder vernahmen sie Stimmen - erst triumphierend, dann zornig - und erstarrten vor Angst. Sie blickten einander mit entsetzensgeweiteten Augen an, dann gingen sie den Weg zurück, den sie gekommen waren.
    Und so hatte Karibu Mayas zerschundene Gestalt schon längst weit in die Steppe hinaus getragen, als der große Jägertrupp - alle Männer, die man auf die schnelle hatte auftreiben können - schließlich den fliegenumschwirrten Kadaver von Mutter Löwe in einer klebrigen Pfütze ihres eigenen Bluts liegen fand.
    Haut war es, der versuchte, die Fährten rund um das riesige Tier zu deuten, der schließlich den leblosen Körper eines Mannes entdeckte und Geist herbeirief.
    »Schamane! Hier drüben!«
    Geist, der über die Löwin gebeugt gewesen war, erhob sich und humpelte zu dem kleineren Fährtenleser hinüber, der ihn zu einem der Büsche winkte.
    »Was? Oh...«
    Haut hockte neben dem Kopf des Toten. Er sah auf. »Ich weiß nicht, was diesen hier zur Strecke gebracht hat«, gestand er. »Jedenfalls nicht der Löwe.«
    Geist nickte und kniete sich nun seinerseits hin, um das Ganze genauer zu betrachten. Das Antlitz des Mannes vom Stamm der anderen war gefaßt im Tode. Seine offenen Augen starrten glasig gen Himmel. Eine dicke Schicht gelben Schleims bedeckte seine Oberlippe und lief seine Wangen hinab. Blutiger Schaum war in seinen Mundwinkeln angetrocknet.
    Geist berührte seine Haut. Kalt und schon weich werdend in der Morgenhitze. Eine große grüne Fliege summte nieder und lief über den rechten Augapfel des Toten.
    Geist leckte sich über die Lippen. Es gab viele kleine Unterschiede an diesem anderen - seine Kleidung war anders gemacht, die Nähte waren auf andere Weise gefertigt, als es beim Mammutvolk üblich war. Mit der einen verkrümmten Hand hielt der Jäger immer noch seinen Speer umklammert - Geist bemerkte, daß der Speerkopf größer war als jene, die sein Volk mit sich trug. Außerdem hatte dieser hier keinen Speerwerfer in seiner

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