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Mayabrut (German Edition)

Mayabrut (German Edition)

Titel: Mayabrut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Argos
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dürften.“
    Alle Anwesenden starrten ungläubig die zierliche Japanerin an. Cara musste sofort an Cholas Prophezeiung denken, die allen Talbewohnern ein tödliches Inferno verkündet hatte. Das eigentlich Erschreckende war für ihn, dass sie unaufhaltsam in Erfüllung ging. Damals hatte er Chola belächelt, als sie ihm von den krabbelnden Wassertropfen, die sich rot färbten, erzählte. Und jetzt potenzierte sich das Grauen.
    „Señor Sutin, dies sind zwar noch ungesicherte Hypothesen meinerseits, aber ich denke, dass sich unser Killer Ixodes letalis in drei Punkten grundsätzlich von anderen Zecken oder Spinnentieren unterscheidet – und das macht diese Tiere so gefährlich – so tödlich.“
    Tori räusperte sich kurz, dann führte sie ihre Erklärungen fort: „Punkt eins: Das Erschreckende an diesen Tieren ist, dass sie aktiv jagen. Im Gegensatz zu all ihren Artgenossen, die passiv auf ihre Opfer laueren, bewegen sich diese Zecken zielgerichtet auf ihre Beute zu und erlegen sie durch einen Giftbiss, beziehungsweise handelt es sich bei Zecken eher um einen Giftstich.“
    Hier schaute Tori kurz auf, und da die Anwesenden sie gebannt anstarrten, setzte sie fort: „Da diese Tiere dabei einen hoch toxischen Stoff injizieren, fällt das Opfer nach dem Einstich blitzartig in eine todesähnliche Starre. Dies möchte ich als Toxic Strike bezeichnen, dem ein temporärer Herzstillstand folgt. Dies dürfte wahrscheinlich auch zur Lähmung der Piloten geführt haben und war dann die Ursache für die Abstürze ihrer Helikopter.“
    Tori wartete auf einen möglichen Einwand Sutins und erläuterte weiter: „Kommen wir zur nächsten Besonderheit dieser Tiere. Nachdem sie ihr Opfer gelähmt haben, beginnen sie nicht mit dem Saugvorgang, sondern kriechen in eine Körperöffnung wie Mund oder Nase. Von da aus arbeiten sie sich zum Gehirn des Opfers vor. Dabei dürften sie nicht nur wichtige Hirnteile zerstören, sondern sie infizieren dieses Organ vor Ort, mit welchem Erreger auch immer.“ An dieser Stelle unterbrach Tori ihre Ausführungen, massierte sich die Schläfen und stöhnte leise.
    Aufgeregt fragte Sutin, was ihr fehle.
    „Ein leichter Migräneanfall“, wisperte Tori, die auffallend blass aussah. „Ähm, ja drittens …, auf ein mir unbekanntes Signal hin streben weitere Zecken zu dem gelähmten Opfer hin.
    Dies potenziert die Überlebenschancen ihrer Artgenossen, die nun nicht einzeln auf Beute lauern müssen. Dann arbeiten sich auch diese Tiere über Mund oder Nase zum Gehirn vor. Nachdem sie sich an Teilen des Hirns gesättigt haben, dürften sie dann dort ihre Brut platzieren. Und genau dieses Teamwork macht diese Art so effektiv und so tödlich. Dieses Verhalten ähnelt dem von Staaten bildenden Insekten. Und wenn diese Todeszecken in ähnlichen Quantitäten ihre Opfer als Brutstätten nutzen, dürften deren Körper aufquellen wie Luftballons.“
    Betroffen hielt Tori inne, sackte stumm auf ihren Sessel und stammelte: „Oh, mein Gott - Jackson. Das müssen ja Tausende gewesen sein.  Jackson war ihre erste …, oh, mein Gott …“
    Sutin schwieg eine Weile, dann hakte er hilflos nach: „Tori, woher wollen Sie das denn so genau wissen, dass diese Zecken wirklich ins Gehirn kriechen?“
    Tori lächelte schwach: „Weil ich Wissenschaftlerin bin und eins und eins zusammenzählen kann. Der aggressive Schimmelpilz und die ätzende Ammoniakumgebung im Schacht haben die Zecken gezwungen, Schutz zu suchen, und sie haben dafür einen ganz besonderen Schutzraum gefunden – den Schädel ihrer Opfer. Dort versteckten sie sich und überdauerten wie in einem Kokon, auch Jahrzehnte. Und dort finden sie auch ihre Nahrung.“
    Sutin erbat sich gerade eine Auszeit, als Jeff aufschrie und nach draußen wies. Cara folgte seinem Blick und erschrak. Draußen taumelte Chola blutverschmiert auf den
    Container zu.

20. Lyssa-8
     
    Camp 2, Yäx Tyuñ Tal
    Montag, 29. Oktober 2012
     
    Cara stürzte aus dem Konferenzcontainer und lief auf Chola zu. Schluchzend sank sie in seine Arme. Unter Tränen erzählte sie, dass der Jaguar-Geist in Mutychäk gefahren sei und sie in eine Bestie verwandelt habe. Jetzt trafen auch Jeff und Tori ein. Sofort löste Chola sich von Cara und schmiegte sich an die zierliche Japanerin. Tori führte die weinende Mayafrau zu ihrem Wohncontainer.
    Hilflos sahen die beiden Männer hinterher. Gregori, der sich das Drama zunächst vom Container aus angesehen hatte und jetzt zu ihnen gestoßen war, bat Cara

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