Mayabrut (German Edition)
sofort runter mit den Klamotten!“ Und noch ehe er reagieren konnte, fetzte sie ihm die Kleider vom Leib. Als sie aber nach dem laminierten Buch an seinem Hals greifen wollte, wehrte er sie ab. Und genau in diesem Moment trat Jeff vor die Tür und wurde Zeuge ihres seltsamen Ringkampfes. Sich an den Hals fassend, zog er sich aber schnell wieder zurück.
Während Tori seine verschmutzte Wäsche mit dem Programm für Kochwäsche reinigte, kleidete er sich in seinem Container neu ein, um Chola zu besuchen. Auf einmal hämmerte es an seiner Tür. Verwundert öffnete er sie und erblickte Gregori. Der Russe befahl ihm, sofort im Funkraum zu erscheinen. Als Cara dort eintraf, sah er Jeff und Tori. Sie hatten aus dem Konferenzraum einige Plastikstühle hierher verfrachtet. Gregori verkündete, dass sich gleich Sutin bei ihnen melden würde, und so war es dann auch.
Erleichtert berichtete Sutin, dass der Huey samt seiner Fracht unversehrt eingetroffen sei. Dann bedankte er sich für die mitgelieferten Versuchstiere und Zecken und wechselte sofort zum eigentlichen Thema. „Der Tod eines weiteren Aids-Patienten bringt mich in eine äußerst prekäre Lage. Meine Leute haben erneut die in den Fermentern erzeugten Schimmelpilzkulturen untersucht und auch diesmal keinen Hinweis auf eine Verseuchung gefunden. Tori, meine Forscher sind ratlos, was tötet diese Patienten, wonach müssen wir suchen?“
Sutins Hilflosigkeit war tragisch; trotz allem regte sich in Cara Mitleid. Wer wollte schon sterben? Es war makaber, Sutin hatte zwar die tödlichste Krankheit der Neuzeit besiegt, sich aber höchstwahrscheinlich mit einer anderen todbringenden Seuche infiziert.
„Señor Sutin, ich bin zwar keine Humanmedizinerin, sondern nur eine Biologin, aber gerade deshalb bin ich der Meinung, dass Sie mit dem Schimmelpilz die falsche Spur verfolgen. Was für diese seltsamen Todesfälle verantwortlich ist, kann nur in den Zecken verborgen sein.“
Hier unterbrach sie der Russe barsch: „Tori, wie kommen Sie denn auf diese Idee? Selbst wenn diese kleinen Biester über ein Supergift wie VX verfügen sollten, so würde dies doch durch die zahlreichen Extraktionsvorgänge bis weit über den homöopathischen Bereich verdünnt werden.“
„Viren muss man isolieren und nicht verdünnen“, konterte sie und fuhr fort: „Haben Sie die originalen Leichenextrakte auf Viren getestet? Wenn dies noch nicht geschehen sein sollte, würde ich Ihnen dieses umgehend empfehlen.“
Sutin schwieg kurz, dann flüsterte er kleinlaut: „Nein.“
Tori wütete: „Sind Sie wahnsinnig? Sie können doch Ihren Patienten nicht irgendwelche Extrakte verabreichen, deren Ausgangsmaterial allein schon mehr als bedenklich ist.“
„Tori, ich weiß. Trotzdem, für diese Leute war es die letzte Chance. Ihre Aidserkrankung war zu weit fortgeschritten, um irgendwelche Untersuchungen abwarten zu können. Die meisten von ihnen litten schon am Kaposi-Sarkom oder waren bereits von schweren Infektionen, wie Lungenentzündung, gezeichnet.“
„Señor Sutin, lassen wir das, kommen wir wieder auf diese Zecken zurück. Da es sich bei diesen Tieren um eine neue Art handelt, habe ich mir als ihre Entdeckerin erlaubt, sie auf den Namen Ixodes letalis zu taufen. Außerdem habe ich mir ein Exemplar dieser Todes-Zecken für meine eigenen Untersuchungen abgezweigt, ich hoffe Sie werden mir dies verzeihen?“ Lächelnd lauerte sie auf Sutins Antwort.
„Ist schon okay. Tori, berichten Sie, was hat es mit diesen Dingern auf sich – sind sie wirklich so gefährlich?“
„Señor Sutin, dieses eine Exemplar, das ich untersucht habe, ähnelt vom Körperbau her der australischen weißen Zecke und diese gilt als giftigste Zecke der Welt. Auffällig sind aber die extrem langen Beine unseres kleinen Killers. Trotzdem, es ist eine Zecke, und Zecken übertragen mehr Krankheitserreger als jede andere parasitische Tiergruppe. Für Menschen kommen Erkrankungen wie Borreliose, Frühsommer-Meningoenzephalitis, Babesiose, Ehrlichiose oder Rickettsiosen in Betracht, mit zum Teil verheerenden Folgen.“
„Tori, sind Sie wirklich der Meinung, dass einer der gerade von Ihnen genannten Erreger für diese tödlichen Rückfälle verantwortlich ist?“
„Ich gehe davon aus, dass man im Inneren der Zecken einen Erreger entdecken wird, dessen Krankheitsverlauf mit einer hohen Letalität einhergehen dürfte. Ich befürchte aber, dass einige Besonderheiten dieser Zeckenart jegliche Behandlung vereiteln
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