Mayabrut (German Edition)
um eine Erklärung für Cholas blutigen Auftritt. Aber er konnte nur ratlos mit den Schultern zucken, und Gregoris fragender Blick in Jeffs Richtung endete mit der gleichen Geste.
Plötzlich flog die Tür auf und Tori stürzte auf Gregori zu. „Gregori, Sie müssen sofort Mutychäk überwältigen und danach unbedingt isolieren. Sie hat sich wahrscheinlich mit einem äußerst gefährlichen Virus infiziert. Ihre Leute dürfen Mutychäk auf keinen Fall berühren. Haben Sie mich verstanden, nicht anfassen! Und noch etwas Wichtiges, sie wird vielleicht Ihre Männer angreifen – benutzen Sie die Taser.“
Der Russe verdrehte die Augen und schnappte nach Luft, um etwas zu erwidern, doch Tori legte sofort nach: „Gregori, Ihre Männer werden in der Hütte von Mutychäk die Leichen einer Frau und eines Kindes finden, Sie dürfen ihre Körper unter keinen Umständen berühren - verbrennen Sie die Leichen samt der Hütte. Los, Gregori, beeilen Sie sich, sonst erleben wir hier eine Katastrophe.“
Ohne ihn weiter zu beachten, kehrte sie zu Chola zurück.
Toris beschwörende Worte ließen Gregori wie einen Roboter agieren. Ohne ein Wort zu erwidern, machte er auf seinem Stiefelabsatz kehrt und rannte zu den Unterkünften seiner Männer. Sekunden später stürmte er mit seinen Leuten auf die Siedlung zu. Alle trugen Taser und waren mit Maschinenpistolen bewaffnet, selbst Gregori trug eine Kalaschnikow. Cara sah, wie am Rand der Siedlung Rauch aufstieg und wenig später loderte ein Feuer auf. Es war Mutychäks Hütte, die dort in Flammen stand. Dann ertönte das heisere Bellen von Maschinenpistolen. Waren die Russen auf Mutychäk gestoßen und von ihr angegriffen worden?
Als Gregori mit seinen Männern ohne Mutychäk zurückkehrte, wusste er, dass die alte Frau nicht mehr am Leben war. Cara wunderte sich, dass einige von Gregoris Männern stark blutende Kopfwunden aufwiesen. Wie konnte das passieren?
Gregori schrie ihm schon von Weitem die Antwort zu: „Diese Schweine haben die Alte samt ihrer Hütte abgefackelt, und als sie uns erblickten, bewarfen sie uns sofort mit Steinen. Wir mussten uns doch wehren“, setzte Gregori entschuldigend nach. Aber als er vor Cara stand, brüllte er ihn an: „Cara, bringen Sie mir sofort Tori in den Container – sofort!“
Cara öffnete behutsam die Tür und erblickte Tori, die bei der schlafenden Chola wachte. Sie legte ihren Finger auf den Mund und erhob sich vorsichtig. Tori musste verstanden haben, was Gregori von ihr wollte, denn sie schlich wortlos an ihm vorbei und ging, ohne zu zögern auf den Konferenz-Container zu. Jeff folgte ihr. Cara blickte noch einmal zu Chola, die ruhig schlief, dann folgte er Tori zum Container.
Als er eintrat, führte Gregori gerade mit seinen Leuten eine lautstarke Befragung darüber durch, wer als Erster auf die Dorfbewohner geschossen habe und wie viele Maya getötet oder verletzt worden sein könnten.
Während die Russen diskutierten, trat Tori zu Cara heran und beruhigte ihn, Chola gehe es wieder besser und das Blut auf der Kleidung stamme nicht von ihr. Sie habe bei ihr auch keine Anzeichen für eine Zeckenattacke finden können. Dann bat sie die streitenden Russen um Gehör, damit sie etwas Wichtiges mitteilen könne.
Tori gab nun eine kurze Zusammenfassung von Cholas Aussagen. Demnach hatte Mutychäk sowohl ihrer Enkelin Mutyalä als auch der Mutter, die ihr Kind retten wollte, die Kehle durchgebissen. Dabei habe die Alte wie ein Raubtier ihren Kopf geschüttelt und den Hals ihrer Opfer zerfetzt. Ihre Bissattacken seien so schnell und brutal verlaufen, dass Chola nur noch geschockt habe zuschauen können. Andererseits habe die Alte auch keine Notiz von ihr genommen. „Irgendwann erwachte Chola aus ihrer Erstarrung und floh zu uns. Alles Weitere habt ihr ja selbst gesehen“, endete Tori.
Sofort erinnerte Cara sich an Akälajaws Geschichte von den bösen Dämonen, die die Menschen von Copán heimgesucht hatten. Hatte ihm Akälajaw nicht genau dasselbe beschrieben? Sollten die Geister des Schachtes je an die Oberfläche gelangen, würden sie die Talbewohner anfallen und in Raubtiere verwandeln. Die Männer würden ihre Frauen und Kinder anfallen und die Großeltern würden den Enkeln die Kehlen zerfetzen – so wie Mutychäk.
Verzweifelt hielt sich Cara die Hände vors Gesicht und stöhnte laut auf: „Wir Idioten, wir arroganten Idioten …“
„Vidal, was hast du?“, erkundigte sich Tori besorgt. Cara ignorierte sie und wiederholte
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