Mayabrut (German Edition)
schleifenartig seine Anklage.
Der Russe verlor die Geduld und riss ihn brutal hoch. „Hat dich eine Zecke gebissen oder was hast du für ein Problem?“
Traurig blickte er Gregori an: „Ich habe ein Problem? Wir alle haben ein Problem und wir sind verdammt noch mal selbst schuld daran. Diese ganze Misere hat begonnen, als Ihre Leute die Arbeitsbühne installierten. Dabei vernichteten sie die den Schacht umschließende schwarze Schicht, und als Akälajaw dies zu verhindern suchte, schlugen ihn Ihre Leute zusammen. Aber wissen Sie Gregori, ich habe es ja damals selbst nicht kapiert, warum Akälajaw so verzweifelt versucht hat, diese Teerschicht zu schützen. Ich belächelte ihn sogar, als er mir einzureden versuchte, dass dieser schwarze Kleister Xibalbas Todesboten hindern sollte, hinauszugelangen. Auch seine Behauptung, dass sie dann den Tod in das Tal brächten, war für mich nur eines seiner Hirngespinste – und jetzt?“
Alle schwiegen betreten. Tori schüttelte traurig den Kopf und flüsterte: „Es ist ihnen gelungen und wir haben ihnen sogar geholfen, denn erst wir haben sie aus ihrem finsteren Verließ geholt.“ Sie wandte sich brüsk an Gregori: „Stellen Sie sofort eine Verbindung zu Sutin her – sofort.“
Stumm befolgte er ihre Anweisung. Kurz darauf hörten sie Sutins blechern klingende Stimme und Tori schob Gregori zur Seite. „Señor Sutin, haben Sie mit den Untersuchungen der Zecken begonnen?“
„Ja, Tori. Es ist aber ein wenig wie Blinde Kuh spielen. Wir wissen nicht, welchen Krankheitserreger wir suchen sollen.“
Hier unterbrach ihn Tori barsch: „Suchen Sie nach Lyssa!“
„Lyssa? Tori, sind Sie verrückt? Das sind doch bloß Zecken und keine Wölfe oder Vampirfledermäuse.“
„Señor Sutin, ich gebe mir Mühe, weiter höflich zu bleiben, aber wenn Sie hören, was hier vor wenigen Stunden passiert ist, dann werden Sie verstehen, dass für diese Vorfälle nur der Lyssa-Virus infrage kommen kann.“
Tori erstattete Sutin einen kurzen Bericht über die blut ige Attacke von Mutychäk und beschwor ihn dann nochmals: „Wenn sich meine Vermutungen wirklich bewahrheiten sollten, dann sind nicht nur die Menschen dieses Tals bedroht, sondern ganz Kolumbien, vielleicht droht sogar der gesamten Menschheit eine Renaissance dieser Seuche in einem bisher noch nicht gekannten Ausmaß.“
Jetzt hörten alle ein lang gezogenes „Nein“, dann trat eine unheilvolle Stille ein. Sie lauschten gespannt und vernahmen zunächst ein leises Wimmern, das langsam zu einem lauten Schluchzen anschwoll. Plötzlich brach die Verbindung ab und die Männer starrten die Japanerin an.
„Verdammt noch mal, was soll das Theater? Ich habe noch nie von einer gefährlichen Krankheit namens Lyssa gehört, dann kann sie ja auch nicht einmal so gefährlich sein wie Ebola oder Pocken, und die Pocken wurden mittlerweile ausgerottet, soweit ich weiß“, fauchte Gregori die Japanerin an.
Tori schaute ihn lange an, dann seufzte sie: „Ach Gregori, verglichen mit Lyssa wirken Ebola und Pocken fast nur wie eine Grippe. Die Sterblichkeit bei diesen Seuchen liegt je nach Stamm zwischen fünfzig bis neunzig Prozent, aber das ist schon katastrophal genug.“
„Und bei Lyssa?“, fragte Cara ängstlich.
Tori raunte: „Von einer Ausnahme abgesehen - immer tödlich!“
Das war es also, weshalb Sutin vorhin die Fassung verloren hatte, grübelte er. Es musste den Russen erwischt haben, und er wusste, dass er sterben würde, endeten Caras Überlegungen.
„Tori, sag mal, gibt es nicht einen gebräuchlichen Namen fü r Lyssa?“, fragte Jeff nachdenklich: „Einen, den auch ich kenne?“
Sie schaute ihn lange an: „Ja, Jeff – viele. Was willst du hören – Rabies, Rages, rasende Wut, stille Wut, Wutkrankheit oder Tollwut – such` dir einen aus.“
Etwas verstört stotterte Jeff: „Aber gegen Tollwut kann man sich doch impfen lassen?“
„Ja, das könnte man“, kam es resignierend von Tori und dann setzte sie traurig fort: „Nur während einer mehr oder minder langen Frühphase, also innerhalb weniger Stunden nach einer Infektion, ist so eine postexpositionelle Impfung sinnvoll. Sobald aber das Virus das Gehirn erreicht hat, macht diese nachträgliche Impfung keinen …“
Tori hatte ihre Erklärung abrupt abgebrochen und starrte auf ihre Hand, mit der sie sich auf den Tisch aufstützte. Tränen schossen in ihre Augen und sie brach schluchzend zusammen. Ihr Kopf knallte dumpf auf die Tischplatte und ihr Rücken
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