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Mayabrut (German Edition)

Mayabrut (German Edition)

Titel: Mayabrut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Argos
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müssen wir einen guten Platz für eine Basis im Tal finden und zum anderen könnten wir das Vertrauen der Bewohner gewinnen.“
    Alle wandten sich ihm erstaunt zu und Sutin ergriff sofort das Wort: „Señor Cara, das hört sich ausgezeichnet an, aber was meinen Sie damit konkret?“
    Sutin hatte angebissen! „Señor Sutin, ich weiß nicht, ob Sie schon einmal etwas von Care-Paketen gehört haben? Ähnliches schlage ich im Umgang mit den Talbewohnern vor.“
    „Das waren doch diese Lebensmittelpakete, die die Amerikaner den Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg gesendet haben.“
    „Genau, Señor Sutin. Außer verschiedenen Konserven, Mehl und Zucker befanden sich darin auch Süßigkeiten für die Kinder. Ich bin der Überzeugung, dass fliegende Götterboten, die Mais und Leckereien herabregnen lassen,  den Talbewohnern nicht nur ihre Ängste nehmen, sondern bei ihnen auch Sympathien wecken werden.“
    Sutin warf erregt ein: „Señor Cara, wie stellen Sie sich konkret unsere Care-Aktion vor?“
    „Neben der Pyramide befindet sich ein Ballspielplatz. Dort würde ich ein Netz, gefüllt mit Maiskolben, absetzen.“
    Hier mischte sich Jeff ein: „Warum denn gerade Mais, also ich würde unseren darbenden Mayafreunden doch lieber ein paar saftige Porterhouse- oder T-Bone-Steaks senden.“
    Tori schüttelte den Kopf und entgegnete scharf: „Jeff, wir können kein Risiko eingehen. Zum einen wissen wir nicht, ob die Maya überhaupt fleischliche Kost gewöhnt sind, und dann kommen die hohen Temperaturen dazu. Vidal hat recht, Mais ist das Lebensmittel, das sie kennen und mit Sicherheit auch vertragen werden.“
    „Gut“, entgegnete Sutin. „Ed und Ron werden gleich morgen mit dem Huey starten und die erste Ladung Mais absetzen. Bei dieser Gelegenheit können sie auch gleich nach dem Kugelkopf Ausschau halten.“
    „Señor Sutin, können wir uns darauf verlassen, dass Sie den Kugelkopf in Ruhe lassen?“, sorgte Cara sich laut.
    „Señor Cara, Sie haben mich überzeugt, er darf unter keinen Umständen zu Schaden kommen.“ Sutin hatte eigentlich schon geendet, schob dann aber noch einen ihm scheinbar wichtigen Nachsatz ein: „Ich muss Sie aber darauf hinweisen, dass ich als Pharma-Scout für ein internationales Firmenkonsortium tätig bin und meinen Bossen bald Ergebnisse liefern sollte, sonst drehen die uns hier den …“ Ein Hustenanfall unterbrach den Russen. In Cara brauste ein Wort – Lüge. Sutin wollte Druck aufbauen, weil ihm seine Zeit – seine Lebenszeit davonlief.“

9. Speisen der Götter
     
    Yäx Tyuñ Tal, Nördliches Andengebiet
    Sonntag, 16. September 2012
     
    Bajlumkolem, der große Jaguar, wuchtete ein kindgroßes Holzscheit in das prasselnde Feuer. Die Mittagssonne glühte und übel riechende Schweißbäche rannen an seiner Brust herab. Zuckende Flammen spiegelten sich wie Lavazungen auf seiner Haut. Andächtig streckte er eine goldene Schale dem Himmel entgegen. Langsam neigte er sie und eine dicke, blutrote Suppe platschte in die Glut. Eine dunkle Wolke schoss in die Höhe.
    Jetzt stellte er das Gefäß auf den Boden, schirmte mit einer Hand seine Stirn ab und starrte ratlos zum Himmel. Wo blieb der Götterbote? Seit zwei Tagen entzündete er auf dem Plateau immer neue Opferfeuer und fütterte sie mit Menschenblut. Der aufsteigende Gestank legte sich auf die Haut, fraß sich in seine Haare, kroch in seine Seele.
    Es war alles so sinnlos. Sein Bruder, kleiner Jaguar, den der Götterbote hinabgefegt hatte, lag sterbend bei dem alten Blutsauger. Er fürchtete sich vor dem leuchtenden Monster und gleichzeitig verachtete er es, verachtete er sich selbst. Seinen toten Bruder würde er, so wie all die anderen auch, zerteilen. Die abgetrennten Gliedmaßen hatte er an Akälajaw zu übergeben. Die fleischarmen Körperteile, wie der Kopf und der ausgeweidete Körper, waren Opfer für die Herren von Xibalba. Er fürchtete sich vor deren stinkendem Heim. Am meisten ängstigte er sich vor diesem unheimlichen Wispern, das aus dem Dunkel erklang, wenn er sie mit den Leichen fütterte. Danach war es Zeit, Akälajaws Suppe zuzubereiten. Dazu musste er die zuvor entnommenen Organe und die fleischigen Körperteile, wie Gesäßbacken oder Oberarme, in den großen Kessel geben. Dessen grausigen Inhalt hatte er dann bei gleichmäßiger Hitze und unter ständigem Umrühren köcheln zu lassen. Nach einigen Tagen bildete sich ein sämiger Brei, auf dem eine dicke Fettschicht schwamm - Akälajaws Leibspeise.

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