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Mayabrut (German Edition)

Mayabrut (German Edition)

Titel: Mayabrut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Argos
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erduldet hat. Für mich lässt das nur eine Schlussfolgerung zu: Akälajaw, dies dürfte sowohl der Name ihres Peinigers als auch der ihres Richters sein. Akälajaw, der Fürst der Nacht, hat Cholaläl zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt und er hat ihr auch diese Wunden zugefügt, die wahrscheinlich Bestandteil eines grauenhaften Rituals sind.“
    Nervös bemerkte er, wie Schweißrinnsale von seiner Stirn in die Augen rannen. Betont lässig tupfte er sie mit seinem Sommerponcho ab und wartete gespannt auf Sutins Reaktion.
    „Señor Cara, wir danken Ihnen für Ihre äußerst konstruktiven Ausführungen. Ich versichere Ihnen, dass ich mögliche Fehler in Ihren Deutungen berücksichtigen werde und dafür auch volles Verständnis habe“, erwiderte Sutin. „Trotzdem muss ich um eine erneute Befragung von Cholaläl …“, ein schwerer Hustenanfall schüttelte Sutin und ließ ihn bebend zusammensacken.
     
    Es war ganz offensichtlich, Sutin lief die Zeit davon. Cara spürte wieder diesen unangenehmen Druck in seiner Magengegend und eine innere Stimme warnte ihn vor dem Russen. Aber noch etwas anderes regte sich in ihm – eine Art Beschützerinstinkt. Er fühlte sich für das Wohlergehen von Cholaläl verantwortlich und auch für das der anderen. Er spürte, dass Sutin gefährlich werden konnte, vor allem dann, wenn man ihm keinerlei Nutzen mehr bringen konnte. Zurzeit war er unentbehrlich für Sutin, da er sich als Einziger mit den Maya verständigen konnte. Aber was passierte, wenn Sutin sein Ziel erreicht hatte, oder noch schlimmer, wenn sich seine große Hoffnung zerschlagen würde? Und gerade diese letzte Variante entsprach wohl am ehesten der Realität.
    Es klopfte kurz und Celia trat mit ihrer frisch bandagierten Patientin ein. Sofort platzierte sie Sutin zwischen sich und Cara. Unwillkürlich rückte sie näher zu ihrem Lebensretter. Tori schob ihr eine Tasse mit einem dampfenden Getränk hin.
    „Käkäw“, entfuhr es Cholaläl. Sie schloss die Augen, beugte sich über die Tasse und atmete tief ein. Vorsichtig pustete sie über die Oberfläche und schlürfte genießerisch von dem heißen Getränk. Damit war ihre Schonzeit beendet und Sutin bat Cara, sie nach ihrem Befinden zu fragen. Bald sprudelte es aus ihr nur so heraus, dass es ihr gut gehe, dass sie sehr dankbar für ihre Rettung sei und dass sie bei ihnen bleiben wollte.
     
    Cara brauchte eine Weile, um ihre Wortflut zu ordnen und ihr eine sinnvolle Übersetzung zu geben. Während er nun seine Deutungen wiedergab, krakelte Sutin wie ein Wilder an einem Flipchart herum, der neben der Tür stand. Schon nach wenigen Strichen entstand das Bild mit dem Kugelkopf auf der Pyramide.
    Kaum, dass er seine Ausführungen beendet hatte, klopfte Sutin auf das Strichmännchen mit dem Kugelhelm und drängte: „Fragen Sie Cholaläl, was sie über den Kugelkopf weiß.“
    Cara stand auf, ging zu Sutin und nahm ihm den Stift aus der Hand. Dann malte er ein zweites Männchen neben einem dicken schwarzen Strich und malte daneben einige aufsteigende rote Wellenlinien. Er schaute zu Cholaläl, tippte auf das zweite Männchen und sprach mehrmals ihren Namen aus. Danach zeigte er auf Sutins Männchen und schaute sie fragend an.
    „Akälajaw“, schluchzte sie auf und schlug ihre Hände vor das Gesicht. Ein Weinkrampf schüttelte sie. Er nickte Sutin zu und ging zu ihr. Zärtlich umarmte er sie. Langsam beruhigte sie sich, dann stand sie auf und ging zur Tafel. Sie wählte einen grünen Stift aus und zeichnete auf den Boden der Pyramide ein Strichmännchen, dem der rechte Armstrich fehlte. Dann umgab sie es erneut mit einem grünen Strahlenkranz und wiederholte den Namen Akälajaw. Dabei zitterte ihre Stimme. Nun zeichnete sie daneben zwei weitere Männchen, benannte sie kurz und ging zu ihrem Platz.
    Cara nutzte die angebotene Pause und übersetzte: „Also, der Name des grünen Männchens ist Akälajaw und die beiden anderen Figuren sollen wohl seine Diener, großer und kleiner Jaguar, darstellen.
    Ungeduldig hakte Sutin nach: „Señor Cara, bitte fragen Sie Cholaläl, wie alt Akälajaw ist.“
    In Abänderung von Sutins Auftrag erkundigte er sich nach ihrem Alter: „Jay-p’ejl a-jabilel?“
    „Waxäklujuñ Jab“, flüsterte sie ängstlich.
    Sie war achtzehn und er war dreimal so alt wie sie; und diese Rechnung stimmte ihn irgendwie traurig. Erneut drängte ihn Sutin, nach dem Alter Akälajaws zu fragen. Obwohl er Cholaläl die Frage mehrmals stellte, war ihre

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