Mayabrut (German Edition)
wartenden Maya freudig zu. Zum Abschied schüttete Ed dann noch eine Kiste mit Wollknäueln aus. Die Mayafrauen jubelten, als sie die bunten Hagelbällchen ernteten. Sie rissen ihre Arme hoch und wedelten mit ihren flauschigen Pompons dem wegfliegenden Götterboten hinterher.
Da war sie - die Pyramide. Cholaläl schmiegte sich an seine Brust. Auf dem Plateau befanden sich noch die Überreste des Scheiterhaufens, sogar die durchtrennten Fesseln mahnten noch stumm. Cholaläl fing an zu zittern und ihre Tränen brannten auf seiner Hand. Zärtlich streichelte er ihre Wange und tupfte mit seinem Sommerponcho ihre Tränen ab. Tori lächelte, doch Celia wandte verstört den Blick ab. Betroffen legte er seine Hand vor Cholaläls Augen. Und auch in sein Herz kroch jetzt etwas Kaltes, Bedrohliches, wenn er auf die Pyramide schaute. Irgendetwas Böses lauerte dort auf sie – Akälajaw.
Ron meldete sich bei dem im Camp wartenden Sutin: „Hier ist Springer 1. Springer 1 setzt auf A13. Springer 1 auf A13.“
Sutins Antwort ging in einem Hustenanfall unter. Langsam senkte sich der Chinook mit seiner schweren Last dem Boden entgegen. Auf dem Ballspielplatz bemerkte die Menge, dass der mächtige Göttervogel einen neuen Landeplatz anflog. Sofort stürmten sie auf den Chinook zu. Das konnte für die Menschen gefährlich werden. Aber der starke Luftwirbel des Chinooks hielt die Neugierigen auf Abstand. Außerdem hatten sie gelernt zu warten, bis der Donnervogel seine Geschenke abgelegt hatte.
Ein Ruck ging durch das dröhnende Fluggerät. Die Piloten hatten den Container abgesetzt. Und nun folgte das eigentliche Landemanöver. Die Wartenden wurden unruhig, hielten aber Abstand. Allen steckte noch der Beinahe-Absturz des Huey in den Knochen.
In sicherer Entfernung zum abgesetzten Container näherte sich der Chinook dem Boden. Die Maya gestikulierten aufgeregt, als sie bemerkten, dass der riesige Donnervogel gelandet war und seine Flügel sich immer langsamer drehten. Als diese stillstanden und schlaff herabhingen, näherten sie sich. In diesem Moment schrillte ein Warnton auf und hinten fuhr die Laderampe herunter. Langsam senkte sich das Stahlmaul der Erde entgegen. Ein Ruckeln signalisierte, dass es den Boden berührt hatte.
Gemeinsam mit Cholaläl hob er einen dampfenden Topf auf und verließ den Chinook. Die anderen folgten mit prall gefüllten Körben.
Alle trugen blaugraue Camouflage-Kampfanzüge, die der Russe wohl aus seiner Heimat geordert haben musste, denn auf allen prangten Aufnäher mit der russischen Staatsflagge. Deren weißen Balken hatte Cara gelb übermalt. Die in ihren Anzügen integrierte Schutzweste und das verborgene moderne Equipment, wie GPS-Sender, Mini-PC und ein Taser, vervollständigten ihre Ausrüstung. Vor allem der in ihrer Sonnenbrille integrierte Bildschirm erwies sich bei ihren Übungen als äußerst nützlich. Die Bilder dazu lieferten am Chinook montierte Kameras, die Ed und Ron bedienten. Auch jetzt, während sie den Helikopter verließen, flimmerte im Inneren ihrer Brillen ein Rundumblick auf die versammelte Menschenmenge.
Bajlumkolem, der große Jaguar, beobachtete fassungslos, was sich da vor seinen Augen abspielte. Nicht nur, dass ein noch viel mächtigerer Donnervogel als Hunraqan sich bei ihnen niedergelassen hatte, sondern jetzt ergoss sich aus seinem riesigen Maul eine Vielzahl von Götterboten. Alle trugen das Götterzeichen vor ihren Augen. Zwei schleppten irgendetwas Großes, Glänzendes. Nun hob einer der beiden eine glitzernde Scheibe hoch und ein süßer, verführerischer Duft wehte ihnen entgegen.
„Käkäw“ rief die alte Mutychäk. Ein Raunen ging durch die Menge und die Alte eilte zu dem dampfenden Gefäß. Einer der Götterboten, der sehr schlank war und seine langen schwarzen Haare zu einem Zopf geflochten hatte, nahm ein gelbes Gefäß, auf dem ein roter Vogel abgebildet war, und reichte es der Greisin mit den Worten: „A-wokol-ik Mutychäk.“
Die trüben Augen von Roter Vogel näherten sich dem Gesicht des Kakao-Gebers und dieser nahm seine Zauberaugen ab. Der Alten fiel das Kakaogefäß aus der Hand.
„Cholaläl!“ Ein Raunen rauschte über den Platz. Bajlumkolem, der große Jaguar, erstarrte, als er die Totgeglaubte vor sich sah. Sein Speer, das Zeichen seiner Macht, fiel ihm aus der Hand und langsam knickten seine Knie ein. Bis auf Mutychäk kniete sich ein Maya nach dem anderen vor Cholaläl nieder und drückte seine Stirn in den Sand. Die
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