Mayabrut (German Edition)
Helikopter fast schon wie Maschinengötzen verehrte, schockierte ihn. Diese Überheblichkeit lullte den gesunden Verstand ein.
Allein dieser grün leuchtende Alte, dieser Akälajaw, entzog sich bis jetzt allen Erk lärungsversuchen. Immer wieder hatte man Cholaläl über ihn ausgefragt und ihre Antworten warfen eigentlich noch mehr Fragen auf. Die legendären Hydra-Köpfe drängten sich auf, denn aus jeder ihrer Antworten erwuchsen sofort mehrere neue Fragestellungen.
Wobei Cholaläl keinerlei Schuld traf, sie beantwortete die Fragen umgehend und ohne fantasievolle Ausschmückungen, und doch verstanden sie nach ihren Antworten das Rätsel Akälajaw weniger als zuvor. Auf all die sich ständig wiederholenden Fragevarianten zu dessen Alter kam immer ihr stereotypes Dreigestirn, entweder sehr, sehr alt, oder seit dem Anbeginn der Zeit, oder keiner wisse, wie alt Akälajaw wirklich sei. Der einzig reale Ansatzpunkt in ihren Aussagen war, dass ein einarmiger Alter schon zur Kinderzeit ihrer Eltern von den Talbewohnern seinen Blutzoll gefordert hatte, und dessen Name war Akälajaw. Als Erwachsene mussten ihre Eltern dann selbst in seine dunkle Gruft hinabsteigen und den Aderlass erdulden. Dabei w urde ihre vom Blutverlust geschwächte Mutter von Akälajaw mehrmals missbraucht. Als ihr Mann davon erfuhr, wollte er den Alten zur Rede stellen und stieg in sein Reich hinab. Er kehrte nie mehr zurück. Daraufhin versank ihre Mutter in Trübsinn. Und so musste Cholaläl mit zehn Jahren schwerste Feldarbeit leisten, um sich und ihre Mutter zu ernähren. Die Dorfbewohner mieden sie, da Akälajaw beide mit einem Bann belegt hatte; wer mit ihnen verkehrte, würde von den Göttern bestraft werden. Trotzdem steckten ihnen viele Talbewohner heimlich etwas zu, ein paar Scheite Feuerholz, eine Schale voll Mais – selbst die Frau des großen Jaguars half ihnen.
Auch die Klärungsversuche nach dem Leuchtstoff von Akälajaw scheiterten im Ansatz beziehungsweise verwirrten Cholaläls Antworten alle noch mehr. Zunächst hatte man sie gefragt, ob der Alte seine Haut mit einer Farbe bemalt habe, worauf sie erklärte, dass Akälajaw keine Haut habe, sondern mit einem weißen, weichen Fell bedeckt sei. Sie versuchten, Cholaläl dazu zu bewegen, das Wort Fell durch Haare zu ersetzen. Daraufhin zeigte sie auf Sutins Handschuhe und erklärte, dass Akälajaws Fellchen sehr viel flauschiger und feiner sei. Im Tageslicht glitzere es weiß, aber im Dunkeln leuchte es grün.
Vollkommen ratlos war man aber, als sie folgendes Phänomen beschrieb. Wenn Akälajaw die Schale mit dem Blut an seinen zahnlosen Mund ansetze, schien er kaum etwas zu trinken, es war eher so, als ob das Fellchen das Blut aufsaugte, da es sich dabei blutrot färbte. Jedenfalls hatte es Cholaläl so im Schein des Feuers beobachtet, das in der Nähe des Opfersteins brenne. Und oft hinge darüber ein riesiger Kessel, in dem eine übel riechende Suppe koche.
Cholaläl riss ihn aus seinen Gedanken. Sie zerrte aufgeregt an seinem Arm und zeigte nach draußen. Von Wolken verhangene Berge waberten am Horizont. In wenigen Minuten würden sie das Tal erreichen, und wenn nichts dazwischen kam, diesmal auch dort landen. Als Ort der Landung und Standort des späteren Camps hatten sie eine Ausbuchtung im Tal gewählt, die von der Pyramide und dem Ballspielplatz umsäumt wurde. Und wieder war er über die Anordnung und Größe der Bauwerke verblüfft, die einer Eins-zu-eins-Kopie der Copáner Ruinen glich. Eine Ecke der Pyramide berührte fast den Ballspielplatz, ob in Copán oder hier im kolumbianischen Yäx Tyuñ Tal.
Grün-Stein-Tal, so nannte Cholaläl ihr Heimatdorf, in dem noch einundachtzig Erwachsene und fünfundvierzig Kinder leben sollten. Viele von ihnen kla gten über einen geschwollenen Hals und Schluckbeschwerden, was Celia zur Vermutung veranlasste, dass dafür Mangelerscheinungen verantwortlich sein könnten. Sie hatte sich deshalb reichlich mit Jodsalz, Medikamenten und Vitaminpräparaten eingedeckt.
Sie hatten den Fuß der Anden erreicht und der Helikopter kletterte scheinbar mühelos hinauf, obwohl an ihm schon der erste Container hing. Die Felswände sackten nach unten weg und bald durchflogen sie eine Wolkenwand. Jeden Augenblick mussten sie durch die Wolken stoßen und das Tal sehen. Bei allen stieg die Aufregung.
Ed und Ron hatten in den letzten Tagen mehrmals Mais, aber auch Bananen und Brennholz auf dem Ballspielplatz abgesetzt, und stets winkten ihnen die
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