Mayabrut (German Edition)
Wütend befahlen sie mir, aus den Bruchstücken des Kristalls Opferdolche anzufertigen, da sich erst mit diesen steinernen Waffen das Blut der Menschen in einen wohlschmeckenden Trank für die Herren von Xibalba verwandeln würde.“
Cara ließ nicht locker und bohrte weiter. Wenn der Kristall wirklich so riesig gewesen sei, dann müsste es doch viel mehr von diesen Messern geben. Wo seien diese denn alle geblieben?
Und auch dafür hatte Akälajaw eine logische Erklärung. Die Herren der Unterwelt hätten diese Dolche bei anderen Göttern gegen das weiße Würzpulver getauscht, da sie dieses genauso liebten wie Blut. Außerdem hätten sie ihm mit dem Pulver seine Dienste vergütet.
Da war sie, die Spur, die zu den Kogui führte. Akälajaw log offensichtlich, sagte sich Cara, aber trotzdem schien seine Lügengeschichte einen wahren Kern zu enthalten, und das verunsicherte ihn immer stärker. Er wusste nicht mehr weiter, die Frage nach Akälajaws Alter war und blieb eine Sackgasse. Um überhaupt noch eine sinnvolle Frage zu stellen, erkundigte er sich nach den Herren der Unterwelt und ob er noch Kontakt zu ihnen habe.
Akälajaw sprang mit einer Leichtigkeit von seinem Lager auf, die ihn schockte. Wie gelähmt starrte er dem davoneilenden Alten hinterher. Nein, wie ein Alter bewegte sich dieser nun überhaupt nicht und trotzdem umwehte Akälajaw ein Hauch von Ewigkeit. Wenig später stand er mit Chola neben Akälajaw an einem maulförmigen Loch. Es war mehrere Quadratmeter groß und berührte fast die einen Meter hohe Rampe, an deren Ende immer noch ein Feuer flackerte. Doch der riesige Kessel samt seinem grausigen Inhalt war verschwunden - Sutins Leute hatten ihn irgendwo im Tal vergraben.
Um die maulförmige Öffnung zog sich eine handbreite Bahn aus einer dunklen, glänzenden Masse. Cara beugte sich hinunter, um diese Substanz genauer zu betrachten. Akälajaw riss ihn mit einer so ungeheuren Kraft zurück, dass er hart auf den Boden prallte. Während er sich mühsam aufrappelte und seine schmerzende Schulter befühlte, warnte ihn Akälajaw eindringlich.
Die schwarze Grenze solle verhindern, dass Xibalbas Boten an die Oberfläche gelangten. Sollte ihnen dies aber je gelingen, brächten sie den Tod in das Tal. Sie würden alle Menschen in blutgierige Dämonen verwandeln, die sich gegenseitig anfielen. Andererseits dürfe man die Herren der Unterwelt nicht hungern lassen, da sie sonst ihre Boten in Seelenfresser verwandelten, die dem Dunkel Xibalbas entfliehen könnten. Deshalb müsse er regelmäßig die Herren Xibalbas mit ihrem Lieblingsmahl – mit einer Suppe aus Menschenfleisch - füttern.
Egal, was Akälajaw hier hinunterschütten ließ, es entströmte diesem Höllenschlund ein so grauenhafter Gestank, dass dort unten mit Sicherheit nichts leben konnte. Und auch hier oben war für ihn die Grenze des Erträglichen überschritten. Denn als er sich angeekelt abwandte, bemerkte er, wie Chola schwankte. Er nahm sie in die Arme und bemerkte, wie sie in sich zusammensackte. Hilfe suchend sah er zu Akälajaw. Dieser lächelte, drehte sich um und spazierte zu seinem Lager zurück. Allein schleppte er die Bewusstlose zum Feuer.
Schweiß bedeckte Cholas Körper. Einer der Matrosen kam vorbei. Lächelnd half er ihm, Chola zum Aufzug zu tragen. Behutsam legten sie die Bewusstlose hinein, dann kroch Cara in den Holzkäfig und nahm Chola in die Arme. Langsam kam sie wieder zu sich. Verwirrt blickte sie sich um. Cara küsste sie auf die Stirn und streichelte ihre Wange. Plötzlich schrie sie auf und ihr Körper zitterte. Vergeblich versuchte er, sie zu beruhigen. Immer wieder fragte er sie, was sie denn bedrücke.
Endlich sprach Chola. Als sie vor dem Loch ins Dunkel fiel, hatte sie gehört, wie etwas von unten ihren Namen rief. Sie stürzte in die Tiefe auf die Stimme zu und landete auf einem weichen Hügel. Absolute Finsternis umgab sie, doch langsam verflog das Dunkel und sie erschrak. Sie steckte bis zur Brust in einem Berg aus Leichen. Darauf glitzerten Wassertropfen, so sah es jedenfalls am Anfang aus. Doch dann färbten sie sich blutrot und ein Knistern erklang, worauf der Leichenberg verschwand. Nun sprangen weiße Wölkchen zwischen ihren Füßen herum. Dann wurde es dunkel und die Stimmen flüsterten ihr wieder etwas zu. Erst verstand sie nicht, was diese wisperten, und als sie es dann begriff, erschrak sie.
Cara drängte sie, ihren Kummer mit ihm zu teilen, damit es ihr und auch ihm wieder besser gehe. Ihr
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