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Mayabrut (German Edition)

Mayabrut (German Edition)

Titel: Mayabrut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Argos
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heiße.
    Am Schacht wurden sie von zwei Bewaffneten erwartet. Als sie ihnen ihre Bündel mit den Anzügen überreichten, fiel ihm auf, dass die Männer Celia besonders höflich, ja fast ehrfürchtig behandelten. Und dann nötigte einer der beiden Celia sogar ein Koppel mit einem Pistolenhalfter auf. Erstaunt schüttelte sie den Kopf, nahm die Waffe und lud sie fachmännisch durch. Dabei spöttelte sie: „Soll ich mit der Makarow Gespenster jagen? Da hat wohl unser kleiner Sutin zu viele Horrorfilme gesehen.“
    Energisch schob sie sich das Mundstück zwischen die Lippen und formte mit Daumen und Zeigefinger einen Ring, der Okay bedeuten sollte. Sie hatten sich vorher über entsprechende Zeichen geeinigt, da sie durch das in ihrem Mund befindliche Ventil weitgehend ohne Sprechkontakt agieren mussten.
    Dann ging es abwärts. Wieder bediente er das Schaltpult und hielt, wie mit ihr verabredet, alle fünf Meter die Bühne an. Celia strich dann mit einem Stäbchen über die Felswand und verstaute es danach in einem Plastikröhrchen. Dann, auf der Anzeige erschien gerade die Vierzigmetermarke, vergrößerte sich der Schacht merklich. Die Felswände wichen mehr und mehr zurück, bis sich der grüne Lichtschein ihrer Lampen in der Dunkelheit verlor. Celia drehte sich zu ihm um und zuckte ratlos mit den Schultern. Vorsichtig beugte sie sich über das Geländer, leuchtete in die Tiefe und bedeutete ihm, die Fahrt zu beschleunigen.
    Plötzlich wich sie zurück und starrte ihn panisch an. Sofort stoppte er die Fahrt. Sacht berührte er Celias Schulter und langsam erwachte sie aus ihrer Erstarrung. Abwesend formte sie das Okayzeichen, um erneut in sich zusammenzusinken.
    Misstrauisch beugte er sich vornüber und richtete eine Lampe in die Tiefe. Das grüne Licht lieferte ein diffuses Bild. Verwundert stierte er auf das, was sich da seinen Augen darbot. Dies unter ihm glich einem vom Schneesturm verwüsteten Wald, dessen kahle Bäume wie bemooste Mikadostäbchen übereinander lagen. Was hatte Celia so erschreckt?
    Und dann schlich das Grauen in seine Seele. Das, was er als moosbedeckte Baumleichen eingeordnet hatte, waren menschliche Körper und Gliedmaßen. Hunderte, wenn nicht sogar Tausende lagen dort und viele weitere würden hinter der Lichtgrenze im Dunkeln liegen – sie baumelten hier über einem Massengrab.
    Diese mumifizierten, ausgedörrten Leichenmassen erinnerten ihn an irgendetwas. Die Höllenbilder von Brueghel drängten sich ihm auf. Und dann flimmerten in seinem Innersten alte Schwarz-Weiß-Aufnahmen auf. Bis auf die Knochen ausgemergelte Skelette, aufgeschichtet zu kleinen Hügeln, aufgeschichtet vor den Krematorien der Konzentrationslager der Nazis.
    Celia hatte sich wieder gefangen und deutete ihm an,  wei terzufahren und auf dem Leichenberg aufzusetzen. Fassungslos folgte er ihrer Anweisung. Und wieder flimmerte dieser alte Film in ihm auf. Höllenpriester in schwarzen Uniformen, die einen schnauzbärtigen Teufel unter dem Hakenkreuz anbeteten. Nazi-Bestien, die sogar den Leichen die Haut abzogen, um daraus Lampenschirme zu fertigen, Nazis, die über Leichen gingen,  so wie  Celia es jetzt vorhatte. Die Bühne hatte gerade ruckelnd aufgesetzt und Celia bereitete sich auf ihren Ausstieg vor. Dazu schlang sie ein Seil um das Geländer und verknotete das andere Ende an ihrem Gurt. Dann hob sie den Sicherungsbügel der Bühne hoch und sprang heraus.
    Schreiend versank sie bis zu den Hüften im Leichenberg. In ihrer Panik hatte sie ihr Mundstück ausgespuckt, verzweifelt rang sie nach Luft. Sie ruderte panisch mit den Armen herum. Cara zerrte sie mit dem Seil auf die Plattform zurück. Dabei verlor er fast selbst sein Mundstück. Celia schnappte panisch nach Luft und atmete dabei ätzendes Ammoniak ein.
    Cara riss den Schalter herum und die Arbeitsbühne schoss nach oben. Er kniete sich neben Celia und versuchte, ihr wieder das Mundstück zwischen ihre blau angelaufenen Lippen zu schieben, aber es misslang. Aufgeregt sah er zur Anzeige, die gerade die Fünfzehnmetergrenze durchschnellte. Er atmete tief ein, dann spuckte er sein Ventil aus und drückte seinen Mund auf den von Celia. Verzweifelt pumpte er seinen Atem zwischen ihre Lippen. Und während er um Celias Leben kämpfte, fiel ihm plötzlich die Vision von Chola ein, in der sie in einem Berg aus Leichen versunken war. Genauso war es nun Celia ergangen, die ja auf Sutins ausdrücklichen Wunsch den Part von Chola übernommen hatte.
    Cara schauderte. Der

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