Mayabrut (German Edition)
Sutins Handgelenk rötliche Flecken erkennen. Er war sich sicher, der Russe hatte einen Rückfall erlitten. Nur über die Gründe rätselte er, aber es gab dafür nur zwei mögliche Erklärungen: Entweder wirkte der aus dem Blut Akälajaws gewonnene Extrakt nicht mehr oder diese Quelle war versiegt. Was war eigentlich mit Akälajaw, wie ging es ihm?
„Señor Sutin, da die weiteren Untersuchungen des Schachtes vorerst durch Tori und Jeff durchgeführt werden, könnte ich mit Chola ja wieder die Befragung Akälajaws fortführen“, mischte er sich in die Diskussion ein.
„Dies ist vorläufig nicht nur unnötig, sondern einfach nur hinderlich“, bügelte Sutin sein Ersuchen ab. Dann deutete er seine weiteren Pläne an: „Primär werden wir unsere gesamten Anstrengungen auf den Schacht konzentrieren. Wir werden dort abwechselnd mit zwei Teams agieren. Für Team eins schlage ich Tori und Jeff vor.“
Beide nickten ihm kurz zu. „Für Team zwei würde ich Señor Cara und Celia bitten, diese Aufgabe zu übernehmen.“
Celia gab ihm ohne zu Zögern ihr Einverständnis und schaute erwartungsvoll zu Cara.
Eigentlich war er Sutin dankbar, dass er Chola die Exkursion in diese Gruft ersparte, andererseits sorgte er sich um sie, denn wen Sutin nicht brauchte, der war in Gefahr. Und als ob Sutin seinen Gedanken erraten hatte, setzte er hinzu: „Señor Cara, ich denke, es dürfte auch in Ihrem Interesse sein, wenn ich ihrer kleinen Chola den Abstieg in die Unterwelt erspare.“
„Ihrer kleinen Chola“, schrillte es in Caras Hirn. Das eben war keine hämische Bemerkung, das war eine diskrete Drohung.
Sutin hatte sich Chola als Pfand auserkoren, ein Pfand, das ihren Liebhaber Cara dem Russen völlig auslieferte. Und der diktierte gerade den Anwesenden seine weiteren Vorstellungen.
„Primär geht es jetzt darum, den Schacht so schnell und so genau wie möglich zu untersuchen. Sobald diese Forschungen abgeschlossen sind und wir nachvollziehbare Ergebnisse haben, werden die Routinearbeiten durch meine Leute fortgeführt.“
Dazu darf es nie kommen, überlegte Cara. Er war sich sicher, dass Sutin sie dann nicht mehr lange am Leben lassen würde.
„Ich denke, wir haben soweit alles besprochen“, leitete Sutin das Ende ihrer Zusammenkunft ein. „Sobald ich die Tauchretter erhalten habe, gebe ich Ihnen Bescheid. Ich danke allen für ihre Aufmerksamkeit und wünsche Ihnen trotzdem noch eine angenehme Nacht.“
Zwei Tage später stieg er mit Chola erneut die Stufen zur Pyramide empor. Sie hatte darauf bestanden, ihn begleiten zu dürfen. Oben wartete schon Celia. Neben ihr stand eine rote Kühltasche und sofort wurde er an ihren burschikosen Auftritt erinnert.
Sutins Spezialanzüge waren, wie versprochen, eingetroffen und auch diesmal sollte sie Gregori erbarmungslos drillen, aber er kam nicht weit. Während Jeff, Tori und er demütig dem Geschrei des Russen folgten, explodierte Celia. Sie ratterte dem Hünen ein paar russische Wortsalven um die Ohren, dass sich der Bereich dazwischen rötete. Fluchend verschwand der Gescholtene und Celia übernahm dessen Part. Ohne zu stocken übersetzte sie die russische Gebrauchsanweisung und demonstrierte auch die Handhabung der orangeroten Tauchretter, die man dank eines Reißverschlusssystems schnell anziehen konnte.
Wüstes Geschrei weckte ihn aus seinen Grübeleien. Einer der Wächter forderte Chola lautstark auf, umzukehren. Zärtlich umarmte er Chola und gab ihr zum Abschied einen Kuss. Celia wandte sich ab und verschwand im Tempelbau.
Surrend fuhr der Aufzug in die Tiefe und er fragte Celia nun direkt, wieso sie so gut russisch sprechen könne.
Spöttisch musterte sie ihn, dann antwortete sie lächelnd: „Mein lieber Vidal, ich habe im Fach Russisch immer Bestnoten bekommen. Auf Kuba war Russisch die wichtigste Fremdsprache, die Kindern schon in den unteren Klassen gelehrt wurde. Eine Zeit lang wollte ich sogar Dolmetscherin werden, um später in der Sowjetunion zu arbeiten, denn Kuba ist sowohl wirtschaftlich als auch politisch abhängig vom Wohlwollen des großen Bruders Russland. Na mein Guter, reicht dir dies als Information?“
Beschämt drehte er seinen Kopf zur Seite. Celia stupste ihn freundschaftlich an und erzählte feixend, dass sie sich in dieser Sprache nicht nur gut artikulieren könne, sondern auch mit den Trinkgewohnheiten dieses Landes vertraut sei und da ihren „Mann“ stehen könne. Er solle vorsichtig sein, wenn das Getränk Wodka
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