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Mayabrut (German Edition)

Mayabrut (German Edition)

Titel: Mayabrut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Argos
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erste Akt von Cholas furchtbarer Vision hatte gerade seine apokalyptische Uraufführung erlebt, und als Autor dieses Horrorstücks kam nur einer infrage - Akälajaw.
    Endlich, sie waren oben. Sofort stürzten die beiden Männer auf sie zu und verpassten ihnen Atemmasken. Mittlerweile war Celia wieder zu sich gekommen und röchelte. Verzweifelt drückte sie die Atemmaske an ihren Mund und saugte die saubere Luft ein. Die Männer halfen, Celia in das Golf-Car zu betten. Als er mit dem Vehikel zum Aufzug pres chte, rannten die Männer hinterher.
    Gemeinsam legten sie die krampfende Celia auf die Plattform, dann setzte sich Cara neben sie. Endlich schoss das Gerät nach oben. Zum ersten Mal dankte er Sutin für seine umfassende Videoüberwachung. Bestimmt hatten alle Celias Unfall verfolgt und würden ihnen nun zu Hilfe eilen.
    Und so war es auch. Oben wartete das gesamte Team, um Celia zu helfen. Sogar Sutin und Jackson erwarteten sie. Tori hielt Celia eine Essigampulle unter die Nase, dann setzte sie ihr eine Atemmaske auf, die mit einer Sauerstoffflasche verbunden war. Schon nach wenigen Atemzügen erholte sich Celia spürbar.
    Aus den Augenwinkeln heraus beobachtete er, wie Sutin sich verstohlen eine Träne wegwischte. Aber auch in den Augen von Jackson schien sich Ähnliches anzubahnen. Cara war verblüfft. Ein ungutes Gefühl beschlich ihn. Nach ihrer Aussprache im Aufzug hatte Celia eigentlich sein Misstrauen zerstreut, ja, er hatte sich sogar dafür geschämt, aber jetzt?
     
    Als er zu Cholas Container lief, hörte er einen Truthahn kollern. Erstaunt blieb er stehen und bemerkte, wie sich ein gefiederter Fleischberg vor ihm aufplusterte. Zwei weiße Hühner liefen direkt auf ihn zu und huschten zwischen seinen Beinen hindurch. Nun hatte der gute Sutin die Talbewohner auch noch mit Geflügel versorgt, aber so ganz uneigennützig war das wohl nicht. Seit einiger Zeit orderten Sutins Männer warme Mahlzeiten bei den Mayafrauen. Dafür vergüteten ihnen die Russen ihre Speisen mit Saft, Cola oder Bier, ein Deal, der beiden Seiten mundete.
    Wortlos drückte er Chola im Vorbeigehen einen Kuss auf die Wange und setzte sich an den gedeckten Tisch. Diesmal stand in dessen Mitte ein Teller mit einem Brathähnchen, neben dem ein Hügel mit Tortillas aufragte. Auch wenn der Duft in Caras Nase kitzelte und Chola das ganze Ensemble mit Obst garniert hatte, ja sogar eine rote Kerze etwas Romantik zauberte, er war satt. Nicht körperlich, aber seine Seele war angefüllt,  überfüllt mit dem Grauen der letzten Zeit. Langsam raubten ihm all diese unheimlichen Erlebnisse den Verstand. Er sackte stumm auf den Plastikstuhl und starrte in die flackernde Kerze.
    Chola merkte, dass er sich quälte. Sie strich ihm über die Haare und drückte seinen Kopf an ihren Bauch. Sein ganzer Schmerz drohte auszubrechen. Er biss sich auf die Lippen, bis er salzige Wärme spürte. Dann straffte er sich und bat Chola, ihm etwas von dem gebratenen Hühnchen zu servieren.
    Erleichtert füllte sie ihm den Teller und er begann, lustlos an einem Hühnerbein zu nagen. Währenddessen plapperte Chola darauf los. Der große Donnervogel sei wieder gelandet. Einer der Piloten war aus seinem Bauch mit einem Gefährt herausgefahren, das zwei lange Metallzähne hatte. Auf ihnen lagen große und kleine Holzkisten mit dünnen Gittern, hinter denen sich Vögel befanden, die aufgeregt gackerten. Dann luden die Piloten noch Säcke mit Körnern aus. Den Anwesenden erklärten sie, dass dies das Futter für die Tiere in den Käfigen sei. An jede Familie verteilten sie einen Futtersack und einen kleinen und einen großen Käfig. In dem kleinen befanden sich zwei kleine weiße Vögel, während in dem anderen ein mächtiger dunkler Vogel hockte, der mit seinem lauten Kollern das Gackern der kleinen, weißen Federbällchen übertönte.
    Cara fiel sein halb abgenagter Hühnerknochen aus der Hand. Was hatte Chola damals in ihrer Vision gesehen? Neben diesen Wassertropfen, die sich blutrot färbten, huschten weiße Wolken umher – kleine weiße Federbällchen!
    Er hatte Angst, eine Angst, die sich wie Felsgestein auf sei ne Brust legte, Brocken für Brocken, bis das Atmen nicht mehr möglich war. Hatte Chola an diesem Schacht vielleicht doch einer realen Gefahr ins Auge geblickt? Aber weder sie noch er verstand ihre Traumbilder. Doch eigenartigerweise traten weder in Cholas Visionen noch in seinen Ängsten Akälajaw oder Sutin auf.
    Irgendetwas anderes, nicht Greifbares

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