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Mayas Tagebuch: Roman (German Edition)

Mayas Tagebuch: Roman (German Edition)

Titel: Mayas Tagebuch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Allende
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nach, in meinem Fall mit zweifelhaftem Ergebnis, weil es einfach bloß lächerlich aussah. Meine Großmutter bekam Wind davon und startete einen verbalen Frontalangriff auf die Pornoindustrie, die die Frauen herabwürdige und benutze; nichts Neues für mich, sie und Mike O’Kelly hatten mich schon vor Jahren mit zu einer Demo gegen den Playboy genommen, als Hugh Hefner auf die dumme Idee gekommen war, Berkeley zu besuchen. Ich glaube, damals bin ich neun gewesen.
    Meine Freundinnen waren meine Welt, nur sie konnten meine Gedanken und Gefühle nachempfinden, sahen die Dinge wie ich und verstanden mich, keiner sonst teilte unseren Humor und unsere Vorlieben. An der Berkeley High, das waren alles Kinder und wir davon überzeugt, dass niemand es im Leben so schwer hatte wie wir. Weil sie angeblich von ihrem Stiefvater vergewaltigt und geschlagen wurde, ließ Sarah zwanghaft Zeug in Geschäften mitgehen,während Debbie und ich Schmiere standen. In Wahrheit lebte Sarah allein mit ihrer Mutter und hatte nie einen Stiefvater gehabt, doch war dieser eingebildete Psychopath in unseren Gesprächen präsent, als wäre er aus Fleisch und Blut. Sarah sah aus wie eine Heuschrecke, bestand nur aus Ellbogen, Knien, Schlüsselbeinen und anderen vorstehenden Knochen, lief mit Tüten voller Süßigkeiten herum, die sie hinunterschlang, und rannte dann aufs nächste Klo, um sich den Finger in den Hals zu stecken. Sie war so untergewichtig, dass ihr ständig schwarz vor Augen wurde und sie nach Tod roch, wog siebenunddreißig Kilo, acht mehr als mein vollbepackter Schulrucksack, und sie hatte vor, auf fünfundzwanzig zu kommen und restlos zu verschwinden. Debbie wiederum wurde zu Hause wirklich geschlagen und war von einem Onkel vergewaltigt worden, stand auf Horrorfilme und fühlte sich krankhaft zu allem hingezogen, was mit dem Jenseits zu tun hatte, Zombies, Voodoo, Graf Dracula und Dämonen, die in Menschen fuhren; sie kaufte sich Der Exorzist , einen uralten Film, den wir dauernd mit ihr sehen mussten, weil sie allein zu viel Schiss hatte. Sarah und ich übernahmen ihren Gothic-Style, alles schwarz, selbst der Nagellack, dazu leichenblasses Make-up, Schlüssel, Kreuze und Totenkopfanhänger und den trägen Zynismus der Hollywoodvampire, der uns den Spitznamen eintrug: die Vampire.
    Wir drei hatten einen Straftaten-Wettbewerb am Laufen. Für alles, bei dem wir nicht erwischt wurden, gab es Punkte, hauptsächlich für Sachbeschädigung, den Verkauf von Gras, Ecstasy, LSD und geklauten Medikamenten, Graffitis an den Schulwänden, gefälschte Schecks und Ladendiebstahl. Wir schrieben alles auf, zählten am Ende des Monats die Punkte zusammen, und die Siegerin bekam eine Flasche KU:L-Wodka, billig und hochprozentig, ein polnischer Fusel, mit dem man auch Ölfarbe verdünnen konnte. Meine Freundinnen prahlten mit ihren vielen Jungs, mitGeschlechtskrankheiten und Abtreibungen, auch wenn ich in der Zeit, die wir zusammen waren, nie wirklich was davon mitbekam. Meine Prüderie war mir trotzdem peinlich, deshalb beeilte ich mich, meine Jungfräulichkeit loszuwerden und machte es mit Rick Laredo, der dumpfsten Dumpfbacke des Planeten.
    Ich habe mich sehr anpassungsfähig und freundlich in Manuels Alltag eingefügt, meine Großmutter würde Augen machen. Sie hält mich nach wie vor für einen verdammten Mistkäfer, was je nach Tonfall vorwurfsvoll oder zärtlich gemeint sein kann, wobei die Vorwürfe bei weitem überwiegen. Sie weiß nicht, wie sehr ich mich verändert habe, ich bin ein Goldschatz geworden. »Aus Schaden wird man klug«, ist auch eins ihrer gern benutzten Sprichwörter, das in meinem Fall sogar stimmt.
    Um sieben am Morgen schürt Manuel das Feuer im Ofen, um Wasser für die Dusche und die Handtücher anzuwärmen, danach bringen Eduvigis oder Azucena uns für ein phantastisches Frühstück frische Eier von ihren Hühnern, Brot aus ihrem Ofen und Milch von ihrer Kuh, noch schaumig und warm. Die Milch hat einen sehr eigenen Geruch, den ich erst abstoßend fand, inzwischen aber liebe; sie riecht nach Stall, Heu und frischem Mist. Eduvigis sähe es gern, wenn ich im Bett frühstückte »wie ein Fräulein«, das ist in Chile in manchen Häusern noch üblich, in denen es »Nanas« gibt, wie die Hausangestellten hier heißen, aber ich tue das nur sonntags, wenn ich spät aufstehe, weil da ihr Enkel Juanito mitkommt und wir zusammen im Bett lesen, mit Fákin am Fußende. Den ersten Band von Harry Potter haben wir schon zur Hälfte

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