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mayday mayday ... eastern wings 610

mayday mayday ... eastern wings 610

Titel: mayday mayday ... eastern wings 610 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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verschlungen, so daß er Brückners Fuß hochstemmen konnte. Brückner sandte ein Stoßgebet zum Himmel, setzte den Fuß in Kevins Hände – und es ging! Ging besser, als er es erwartete hatte. Er war oben, kroch durch den Mauereinschnitt. Stockdunkel dort drin. Er krümmte die Beine ein, schob sie in das Innere des Raums und zog die Bleistiftlampe aus der Brusttasche. Der schmale, grelle Strahl des winzigen Halogenfocus wanderte über Regale. Es würde nicht schwierig sein, nein, wirklich nicht: Die Regale waren aus gestanzten, stabilen Winkelstreben montiert. Das nächste stand direkt neben ihm an der Wand.
    Er steckte sich die Lampe zwischen die Zähne, wollte gerade den Arm ausstrecken, als er hinter sich zunächst Geräusche vernahm. Dann: »Nicht rühren!«
    Es war eine ebenso gelassene wie energische Männerstimme. Seine eigene Lampe brauchte er nicht länger. Ein Lichtkegel hatte ihn erfaßt, so stark, daß er die Decke des Lagerraums erleuchtete.
    »Tut mir leid, Junge«, sagte die Stimme in seinem Rücken. »Aber ich bin nun mal von der Polizei. Du weißt ja, was Polizisten in solchen Situationen tun: Sie ziehen ihre Dienstwaffe. Also, was immer du vorhattest, laß es mal sein und komm schön wieder runter. Wie ist das jetzt mit uns? Oder glaubst du, ich hätte Bock darauf, dir nachzuklettern?«
    »Laß ihn doch, Harry. Vielleicht macht es ihm Spaß.«
    Der landesübliche ölig-harte Männerhumor. Er war wie ein Idiot in die Falle getrampelt. Brückner bewegte sich nicht, atmete puren Zorn, so viel schoß durch seinen Kopf: Es gab einen Tag in seinem Leben, gerade achtzehn war er gewesen, da hockte er, hilflos wie jetzt, auf dem Dachreiter des Garagenbaus seines Internats, weil er von dort wiederum in das Zimmer eines Mädchens klettern konnte, das auch noch Eleonora hieß. Derselbe Versager, nur daß es damals der Turnlehrer mit seiner Taschenlampe und seinem Gebrüll war, der ihn niedergemacht hatte. Turnlehrer mit Taschenlampen gibt es überall, worldwide.
    All das verdammte Licht!
    Er hatte sich umgedreht. Nichts zu sehen. Dieses Lampenmonster wirbelte rote Schleier vor seine Augen, laß dir was einfallen! Er ließ los, landete passabel, federte in die Knie, riß die Arme hoch – warum wußte er nicht –, stieß gegen irgend etwas, stieß es weg, wußte wirklich nicht, was er tat, mit all dem Zorn im Bauch. Und dann erwischte es ihn. Was immer ihn erwischte, eine Faust, ein Stoß oder der Kolben einer Pistole, es geschah mit der Kraft einer Detonation. Er ging zu Boden. Keine Stimmen mehr, kein Lichtnebel. Nur Dunkelheit. Nicht einmal die Handschellen, die sie ihm anlegten, spürte er.
    Als Paul Brückner wieder zu sich kam, saß er in einem Streifenwagen. Er saß neben einem bulligen Mann, dessen Schweißgeruch ihm in die Nase stieg.
    Draußen glitten Lichter vorbei. Vor ihm saßen zwei weitere Männer, alle trugen Uniform.
    Wo, verdammt noch mal, steckt Kevin? Es war das erste, was er dachte. Er schloß die Augen und lehnte sich zurück. Und dann kamen die Schmerzen, brandeten in seinem Kiefer hoch. Er hatte es versucht, und sie und alles, was geschehen war, erschien ihm von einer geradezu lächerlichen Konsequenz. Er hatte es versucht, okay, und sich dabei wirklich zum Lachen danebenbenommen. War es seine Schuld? Nein, er hatte sich einfach im Job vergriffen.
    Eine Hand fuhr über sein Gesicht, tätschelte, nicht stark, eher sanft.
    »Da wären wir wieder. Und? Wie geht es?«
    Brückner tastete über seinen geschwollenen Kieferbogen – das Gefühl von tausend Wespenstichen. Er öffnete den Mund, schloß ihn, es ging – ja, es tat weh, aber es ging. Und die Zähne schienen heil geblieben zu sein.
    »Deutscher, was? Old Germany? Ist wohl nicht so Ihr Tag, oder?« kicherte es neben ihm. »Will einen kleinen, netten Einbruch hinter sich bringen. Und wer sammelt ihn auf, wie das liebe Fallobst? – Die Bullen.«
    Im fahlen Abglanz der vorüberfließenden Neonbeleuchtung erkannte er ein dunkles, fleischiges Gesicht und einen grinsenden Mund.
    »Quatsch nicht so viel, Sam!« sagte der Mann auf dem Beifahrersitz.
    »Tu ich das? Ist mein Fehler, Sarg, ich weiß … Aber bei dem muß man einfach. – Was, Mister? Ein Pilot, ein ganz feiner Pinkel also, und was fällt ihm ein, wenn er nachts in Miami ausgeht? Einen Bruch zu machen.«
    »Hören Sie mal …«
    »Und ob ich höre! Haben Sie eine Ahnung, Mister, wie gespannt ich bin.«
    Die Kanten der Handschellen schnitten in seine Gelenke, als er den Versuch

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