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mayday mayday ... eastern wings 610

mayday mayday ... eastern wings 610

Titel: mayday mayday ... eastern wings 610 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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war als abgrundtief müde.
    Er ging zum Fenster, öffnete es, lehnte sich hinaus. Die Luft war noch immer warm und von leichtem Blütenduft erfüllt. Am Himmel schwamm noch immer der Mond zwischen seinen Silberwölkchen. Alles lag so still. Kein Schatten. Kein Automotor, der aufrauschte. Die, die sich hier amüsiert hatten, waren schon lange weg. Er rauchte eine Zigarette, war versucht, zum Telefon zu greifen. Doch wieso? Warum sollte er auch noch Bruno um seinen wohlverdienten Schlaf bringen?
    Er ging zum Barschrank, wo seine Flasche JB wartete. Er nahm einen tiefen Schluck. Und dann einen zweiten. Der half wenigstens weiter bis zum Schlafzimmer, dem Gästezimmer des Mr. Murray. Dort das selbe. Umgestürzte Regale, das Bett zerwühlt. Na und? Nacht für Nacht werden in dieser Stadt Hunderte von Türen aufgebrochen, tausend und mehr Fensterscheiben eingeschlagen. Du selbst warst gerade noch in der Einbruchbranche aktiv gewesen … Doch wer hier war, der hatte weder Koks, Heroin, Pillen noch das Geld gesucht, um sich das Scheißzeug zu beschaffen. Keine Drogenidioten waren das gewesen, o nein – selbst seine Nikon hatten sie ihm gelassen: unberührt stand sie dort drüben auf dem Spiegelbord.
    Er schob die Matratze wieder zurecht, zündete sich eine Zigarette an und legte sich aufs Bett.
    Er schloß die Augen.
    Er spürte, wie es sich in ihm ausbreitete, langsam, unaufhaltsam, wußte, daß es dieses Mal keinen Widerstand gab, er konnte, wollte sich auch nicht länger wehren. Er überließ sich einfach den Tränen, die in seine Augen stiegen.
    Für Antonio Rosario wurde es ein übler Tag.
    Zwei Stunden lang, bis kurz vor Mittag, hatte er sich mit einem Kartonagen-Fritzen in der 34. Straße gestritten, der nicht nur seine Lieferung verschlampt, sondern auch minderwertige Herstelleraufdrucke für die Ersatzteilkartons geliefert hatte. Das ›P‹ und ›W‹ für die Pratt-und-Whitney-Triebwerksschaufel-Ringe, die später in den Kartons verpackt würden, war nicht nur völlig verwaschen, auch die Nummern stimmten nicht. Schaufeln und Ringe aber mußten spätestens in drei Tagen zur Walcott-Werft. Dort wurden die Triebwerke der alten MD-10 der ›Eastern Wings‹ überholt. Die Eastern Wings stand kurz vor der Pleite, eine Luxussanierung konnten die sich nicht leisten. Und was wichtiger war, das Management wußte Bescheid. So gesehen war es kein Beinbruch, wenn die Teile in schlampigen Kartons angeliefert wurden, Hauptsache, das Material war einigermaßen in Ordnung. Falls es das war …
    Um zwölf Uhr dreißig betrat Antonio Rosario die Nassau-Bank in der Brickell Avenue, wo er die übliche Konten-Diversifizierung der Eingänge vornahm. Als er dann endlich um ein Uhr wieder in der Firma anlangte, erwartete ihn ein Lidell, den wieder mal einer seiner Paranoia-Anfälle am Wickel hatte. Der versuchte Einbruch in der vergangenen Nacht hatte ihn ohnehin schon die letzten Nerven gekostet. Aber was war nun mit ihm los?
    »Verdammt, wo hast du gesteckt?« flüsterte Lidell.
    »Wieso?«
    »Wieso?« Lidell schob ihm den Kopf entgegen, so nah, daß er seinen Atem spürte. Er roch nach Pfefferminz. »Wanzen, Tony«, flüsterte Lidell, »Wanzen.«
    Tony sah ihn nur an.
    »Ich mache mit dir jede Wette, die schneiden unsere Telefongespräche mit. War schon mal so. Erinnerst du dich nicht? Vor zweieinhalb Jahren.«
    Antonio erinnerte sich nicht.
    »Am Morgen war ich zweimal bei der Polizei. Meinst du, die rücken damit heraus, was heute nacht wirklich los war? Kein Protokoll, keine Namen. ›Wir konnten den Einbruchsversuch noch rechtzeitig verhindern, Mr. Lidell‹, und damit hat sich's. Ich habe Tencroft zur Staatsanwaltschaft geschickt. Der soll ihnen mit einer Dienstaufsichtsbeschwerde einheizen.«
    Tencroft war Lidells Anwalt. Ein Mann mit Kontakten.
    »Aber wenn das alles wäre …«, flüsterte Lidell. »Bei ›Decker and Bond‹ in Charleston sind sie aufgetaucht. Und genauso bei Marton. Dann die Sting-Werft in Fort Pierce. Ja, überall dasselbe: komische Typen mit komischen Fragen. Und ihre beschissenen Fragen beziehen sich auf die Dinge, über die nur zwei Leute Bescheid wissen.«
    »Sie und ich? Ist es das?«
    »Ja, richtig. Wir. Wie viele Erklärungen gibt's da? Zähl die mal durch. Halten wir uns erst mal an das Einfachste: Überprüf die Telefone!«
    Lidell lief plötzlich knallrot an. »Die Telefone!« zischte er. »Die beschissenen, verdammten Misttelefone, was sonst?«
    Antonio wünschte sich nach Nassau, es konnte

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