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mayday mayday ... eastern wings 610

mayday mayday ... eastern wings 610

Titel: mayday mayday ... eastern wings 610 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ließe sich am leichtesten eine der langbeinigen, blonden, nordischen Stewardessen aufreißen. Oft genug klappte das ja wohl auch.
    »Wieder Zimmer dreihundertsechsundzwanzig? Wie das letzte Mal?«
    »Schon, und der Preis?«
    Winter runzelte erstaunt die floridabraune Stirn. »Wieso?«
    »Weil ich als Privatmann hier bin, Mister Winter.«
    »Ja nun. Sie kriegen natürlich Sondertarif. Obwohl, wir haben Saison. Viel können wir da nicht runtergehen.«
    »Wieviel?«
    »Hundertfünfundzwanzig ist offiziell. Ich streiche Ihnen fünfzehn Dollar, dann sind wir auf hundertzehn, Sir.«
    »Na gut.« Brückner griff in die Brieftasche und legte fünf Hundertdollarscheine auf den Tisch: »Wahrscheinlich bleibe ich nur drei Tage hier. Ich habe Freunde, die mit mir rauf nach Lake Worth wollen. Die haben dort ein Haus. Nehmen Sie mal die fünfhundert. Und wenn die drei Tage vorüber sind, rechnen wir ab. Okay?«
    »Okay, Mr. Brückner. Schönen Aufenthalt in Miami!«
    Winter winkte einem Pagen und befahl, daß man Captain Brückner den Koffer auf Zimmer 326 bringen solle. Brückner blieb stehen und sah zu, wie Page und Koffer im Lift verschwanden. Neun Stunden Flug? Na und? Er war schon sechsundzwanzig Stunden im Cockpit gehockt, um zuzusehen, wie die Welt sich veränderte. Miami mochte heiß und tödlich feucht, schwül, tropisch sein, auf ihn wirkte es wie ein Kick, wie gemahlener Chili, wie die Prise einer exotischen Droge. Dusche, Bad, frisches Hemd – gestrichen. Zuerst was tun? Irgendwas …
    Abhaken wirst du, dachte er. Nichts als abhaken.
    Konietzka als ersten. Bruno Konietzka.
    In Pucallpa, Peru, Provincia Amazonas, hatten sie ihn immer ›Don Bruno‹ genannt.
    »Wohin, Sir?«
    Der Portier des ›Dupont‹ hatte Brückner den Schlag aufgerissen. Hinter dem Steuer des Taxis saß diesmal kein blonder Pferdeschwanzjunge, sondern ein Kubaner. Der normale Anblick also. Und der ›Marielito‹ hier wirkte außerdem dick, gemütlich und solide.
    »Coconut Grove.«
    »Und wohin da?«
    »Tranquilo, tranquilo«, erwiderte Brückner. »Lassen Sie mich an der Comodore Plaza raus. Oder. Moment mal …«
    Er zog das alte, hunderttausendfach bewährte Notizbuch mit dem Straußenledereinband heraus und blätterte. »Kennen Sie die Mango Street?«
    »Natürlich. Ist bei der Comodore gleich um die Ecke. Soll ich Sie vielleicht dort …«
    »Nicht nötig. Die Comodore reicht mir.«
    Auch wenn ihn der Fahrer stur englisch anredete, in einem fast akzentfreien Englisch – als Miami-Kenner nahm er ihn offensichtlich für voll.
    Der Wagen glitt die Auffahrt zum Biscayne Boulevard hoch und fuhr gemächlich Richtung Süden. Ab und zu, zwischen Häuserschluchten, oder bei den Brückenauffahrten war das Glitzern der Bay zu sehen. Der Kubaner hatte sich zurückgelehnt, steuerte mit den Fingerspitzen und summte irgend etwas vor sich hin. Die kleine, goldene Madonnafigur, die vom Rückspiegel herabhing, pendelte friedlich. Auf dem Armaturenbrett hatte er im silbernen Plastikrahmen die Fotos von drei Kindern und einer gleichfalls rundlichen Frau aufgereiht. Dazu lief die Klimaanlage. Brückner fühlte sich wohl.
    Sie kamen an einem Park vorbei, passierten Bayshore-Drive, und da war nun die Plaza mit ihren Platanen, den tongepflasterten, breiten Bürgersteigen, über die die Skateboards-Boys jagten, mit den Gaslampen-Kopien, den bonbonfarbigen zwei- und dreistöckigen Häusern, der ganzen Atmosphäre, die sie ›groovy‹ nannten und die auch Brückner bei seinen regelmäßigen Zwischenstops in Miami immer dann angelockt hatte, wenn es ein paar Stunden mehr als eine dämliche Ruhepause zu absolvieren gab.
    »Wie Schwabing!« hatte sich Anja begeistert, als er sie in eines der Straßencafés geführt hatte. »Mensch, Paul! Wie Schwabing, oder Chelsea …«
    »Und was für ein Jammer, daß du keinen Künstler dabei hast, was?« hatte er gespottet.
    Er stieg aus, setzte sich an einen der Tische und beobachtete einen Mann, der sich als Hemdersatz jede Menge Öl auf den Oberkörper geschmiert hatte, weite Seidenhosen trug und sich um den Kopf wie ein Sikh einen Turban gebunden hatte. Bloß daß sich Sikhs keine Plastikwellensittiche an die Turbane klemmten. Niemand nahm von ihm Notiz. Nur Brückner. Aber auch für ihn waren die Mädchen in ihren kunstvoll zerschnittenen oder direkt unter dem Po abgesäbelten Jeans bald interessanter …
    Er bestellte bei der Kellnerin einen Cuba libre, trank drei Schluck und versuchte dabei, sich das Gesicht vorzustellen,

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