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mayday mayday ... eastern wings 610

mayday mayday ... eastern wings 610

Titel: mayday mayday ... eastern wings 610 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Miami?«
    »Natürlich«, sagte sie verwundert und starrte ihn mit ihren runden dunklen Augen an. »Wo sonst?«
    »Natürlich!« Zehn Steine fielen ihm vom Herzen. »Passen Sie auf, Miss, ich wohne im ›Dupont‹. Könnten Sie ihm sagen …«
    »Vielleicht wollen Sie's ihm selber sagen«, erwiderte sie lächelnd, »ich meine, wenn es Ihnen nicht zuviel ist, mal rüber ins ›Boatspeople‹ zu gehen. Das ist gleich vorn rechts an der Ecke. Können Sie gar nicht verfehlen. Sind nur ein paar Schritte.«
    »Ja dann«, sagte Brückner und hätte ihr am liebsten einen Kuß gegeben.
    »Im ›Boatspeople‹ haben die nämlich gerade Domino-Turnier.«
    »Ach so? Na dann …«
    Er winkte und war wieder draußen.
    Auch der Riesenkerl mit seinen sanften Mädchenmassagen winkte. Er war gebaut wie ein Boxer. Vielleicht kam er aus dem Knast. Sein muskulöser, von einem Ringer-T-Shirt bedeckter Körper war mit Tätowierungen versehen. Doch er winkte. Er schien Brückner zu lieben.
    Domino? Little Havana, das Kubanerviertel, schloß sich dem Coconut-Grove-Bezirk an. Auch im Coconut schien es mehr Latinos zu geben, als fleißige, steuerzahlende weiße Amerikaner. Dieses ganze Miami war trotz seiner verspiegelten Wolkenkratzer und seiner endlosen Hotelreihen für amerikanische und kanadische Mittelklassetouristen eine Art Vorposten des südamerikanischen Kontinents mitten in Amerika. Domino hatten er und Bruno Konietzka schon in ihren Dschungelpilotentagen gespielt, wenn sie am Rande irgendeiner peruanischen Urwaldpiste darauf warten mußten, daß der Regen endlich aufhörte. Doch kein Volk spielte es so fanatisch wie die Kubaner.
    Die Terrasse des ›Boatspeople‹ an der Ecke Mango Street und Dixie Highway war randvoll mit aufgemotzten Latino-Teenies und eisbecherlöffelnden Gruppen von Señoras besetzt. Die Hitze setzte Brückner zu. Auch der hammerschwingende, kleine Mann in der rechten Schläfe meldete sich wieder. Er fühlte sich so zerknittert wie sein Anzug.
    Drinnen aber war es kühl. Eine Theke aus den zwanziger Jahren. An den Wänden Spiegel. Ein schwarz-weiß gekachelter Fußboden. Und in der Ecke Rauchschwaden und Männergruppen um Spieltische.
    Er erkannte ihn sofort, obwohl er mit dem Rücken zu ihm saß. Er erkannte ihn nicht nur an der unvergleichlichen Art, wie er in seinem Stuhl hing, sondern auch an den abstehenden Ohren und dem langen, stets etwas schräg geneigten Hals. Vielleicht auch an der gelassenen Ruhe, die er unter all diesen dunkelhaarigen, wie Sprungfedern gespannten Spielern ausstrahlte.
    Er machte die paar Schritte. Niemand sah hoch, keiner nahm auch nur Notiz von ihm.
    Er legte ihm beide Hände auf die Schultern und spürte seine Muskeln durch den dünnen, wild gemusterten Hemdenstoff. Es dauerte länger als fünf Sekunden, bis Konietzka sich dazu bequemte, ihm das Gesicht zuzudrehen.
    »Oh, nein!«
    »Doch.«
    »Und du traust dich hier rein? Nachdem du hundertmal in diesem Scheißnest gelandet bist? Wieso eigentlich?«
    »Das ist auch so ein Kapitel.«
    »Ja, Kleiner. Da gibt's viele Kapitel.«
    Er sah ihn ganz ruhig an. Er lächelte ein bißchen. Er war elf Jahre älter als Brückner, und man sah's ihm kaum an. Vielleicht liegt's daran, dachte Brückner, daß er sich inzwischen dieses künstliche, schneeweiße Prachtgebiß zugelegt hat?
    »Was zu trinken? Nein? Und frisch vom Flughafen? Hör mal, bist du nicht todmüde?«
    »Müßte ich eigentlich sein, aber ich könnte sowieso nicht schlafen.«
    Konietzka betrachtete ihn lächelnd und nickte stumm. Brückner dachte bei sich, daß der Mann vor ihm, der Mann mit dem verbrannten Indianergesicht ihm so ziemlich alles beigebracht hatte, was er übers Fliegen wußte. Und dazu auch noch die Liebe zu diesem elenden Job.
    Konietzka winkte mit dem Handrücken. »Señores, puedo presentarles a Usted …« Er unterbrach sich und sagte auf deutsch: »Das blöde Spiel hätt' ich sowieso verloren. Ich geb' mich geschlagen. Komm, laß uns abhauen!«
    Dann, als sie draußen durch die Mango Street gingen, blieb er plötzlich stehen: »Hombre! Mensch, wie siehst du eigentlich aus? Was willst du in Miami? Versicherungen verkaufen?«
    »Wieso Versicherungen?«
    »Ja, bist du LH-Präsident geworden? Wo hast du bloß die schicken Klamotten her?«
    »Aus Mailand.«
    »So, aus Mailand? Und was soll Miami?«
    »Das werd' ich dir erklären, Don Bruno. Aber es braucht ein bißchen Zeit.«
    Es war Abend geworden. Das Glas der Sky- Crapers leuchtete rot, den Himmel färbte ein

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