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mayday mayday ... eastern wings 610

mayday mayday ... eastern wings 610

Titel: mayday mayday ... eastern wings 610 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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das Bruno Konietzka machen würde, wenn er nach so langer Zeit bei ihm auftauchte.
    Nach so langer Zeit? Wie lange eigentlich? Fünf Jahre.
    Und auch damals, im Flughafen von Guayaquil, war es reiner Zufall gewesen … Eigentlich hast du dich ziemlich übel benommen, dachte er. Du kannst hundertmal sagen, daß man Freunde nicht zu sehen braucht, daß es genügt, zu wissen, daß es sie noch gibt, aber schließlich hat er dir diese Postkarte geschickt! Auf der einen Seite ein Miami-Beach-Girl mit nacktem Superbusen, auf der anderen nichts als ein nackter, ziemlich ungelenk gezeichneter Männerhintern und der Spruch: »Kannst mich mal!«
    Darunter aber stand die Adresse.
    Und jetzt soll derselbe Konietzka der große Nagel werden, an dem du deine Probleme aufhängen willst? Falls er überhaupt noch hier ist. Aber, sagte sich Brückner, bisher hast du ja Glück gehabt.
    Die Straße war kurz, keine zweihundert Meter lang. Sie lag im Schatten von zwei Reihen großer, alter Bäume, deren Wurzeln die Fahrbahndecke verformt hatten. Auch hier gab es Häuser in allen Pastellfarben und in jedem Erdgeschoß grellbunte Geschäftsmarkisen – nur daß alles ein bißchen schäbiger wirkte als vorne am Comodore.
    Brückner hielt sich auf der Mitte der Fahrbahn, was keine Schwierigkeit bedeutete, da es keinen Verkehr gab. Ein alter Jeep, vollgepackt mit jungen Leuten, die ihre Kofferradios durch die Luft schwangen, stellte die einzige Unterbrechung in diesem dörflichen Frieden dar. Die Nummer sechzehn der Mango Street beherbergte ein Lampengeschäft, die achtzehn eine Buchhandlung, in der esoterische Literatur und indischer Kram verkauft wurden.
    Er hielt erst mal an.
    Wenn er die ultramarinfarbene Tür dort aufmachte, mußte er einen guten Spruch parat haben. Er war ihm bisher nicht eingefallen. Er wollte sich auch jetzt nicht einstellen. So betrachtete er sich bei dem Esoteriker zwei chinesische Schaubilder über die Körpermeridionalen, las die Buchtitel ›Zukunft aus geistiger Sicht‹ und ›Psychoaktive Meditation‹ und den Aufkleber an der Schaufensterscheibe: ›Auf behördliche Anweisung enthält unsere Ladenkasse lediglich den Höchstbetrag von fünfunddreißig Dollar …‹
    Dann sah er eine Weile einem breitschultrigen Riesen zu, der mit einem Lächeln von geradezu überschäumender Sanftmut einem Mädchen eine Hals- und Schultermuskelentspannungsmassage verabreichte. Das Mädchen war jung, hübsch, hatte die Augen geschlossen und schien es zu genießen. Sie saß in einem Segeltuchstuhl, während der Kerl seine Finger über ihre Halsmuskeln gleiten ließ und Brückner dabei freundlich musterte.
    »Zugucken ist garantiert umsonst, Mister.«
    Er spürte, wie er rot wurde, und hatte nun endlich seine Hemmschwelle überwunden. ›Ten miles for a dime – Travel Agency‹ stand über der ultramarinblauen Ladentür mit der Nummer zwanzig. Zehn Meilen für einen Groschen? Wieso auch nicht? Unter der leicht angestaubten Scheibe lagen die üblichen Reiseprospekte.
    Er schob die Tür auf.
    Der Raum war größer, als man von außen erwarten konnte, und er war angenehm kühl. In der rechten Ecke stand eine Rattan-Sitzgruppe. Es gab eine Theke, Plakate an den Wänden und die üblichen Touristenprospekte in ihren Fächern. Darüber hingen Plakate: ›Wieso denn dieses Jahr nicht Ceylon? – Unsere Preise für Gruppenreisen bleiben unschlagbar …‹
    Die Klimaanlage summte leise. Es war angenehm kühl. Zu sehen war niemand. Und das Schild, daß Konietzka auf ›behördliche Anweisung‹ nur fünfunddreißig Dollar in seiner Ladenkasse aufbewahren durfte, war auch nicht zu entdecken. Anscheinend hatte ›Don Bruno‹ wenig Angst vor Ladenräubern. Brückner räusperte sich. Dann zündete er eine Zigarette an. Er hatte es sich selbst während seiner Entspannungsphase am Comodore-Platz verkniffen. Doch nun wurde er schwach.
    Der Vorhang aus Muschelschnüren, der zu einem Nebenraum führte, teilte sich: »Hallo, Sir? Kann ich Ihnen irgendwie helfen?«
    Die Frau war keine fünfunddreißig. Sie hatte ihre üppigen Hüften in einen Jeans-Mini gezwängt und einen roten Gürtel um die Taille gespannt. Sie hatte einen bemerkenswerten Busen unter der grünen Bluse, bemerkenswerte Beine und ein bemerkenswertes, weißleuchtendes Lachen. Sonst war sie schwarz.
    »Ja.« Brückner betete: Lieber Himmel, laß Bruno den Laden nicht an irgendeinen anderen Idioten verscherbelt haben! »Ich suche Mr. Konietzka.«
    »Er ist nicht hier.«
    »Aber er ist in

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