Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
mayday mayday ... eastern wings 610

mayday mayday ... eastern wings 610

Titel: mayday mayday ... eastern wings 610 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
aufbringen wollen. Was dann passiert, ist eigentlich ganz logisch und führt uns zu Punkt zwei: Die Bogus-Schrotthändler weiden die Wracks aus. Sie brauchen noch nicht mal eine Genehmigung dafür. Sie steigen einfach über den Zaun, falls sie das Risiko in Kauf nehmen wollen, und in Wirklichkeit ist es nicht mal ein Risiko … Oder die Wracks werden zum Ausschlachten verkauft und jeder, der ein paar Dollar auf den Tisch legt, nimmt das, was ihm noch brauchbar erscheint, läßt es umfrisieren, knallt 'ne passende Seriennummer drauf, läßt sich von irgendeinem Kartonage-Fritzen die Originalpackung fabrizieren, findet auch noch einen, der ihm das ›Yellow Tag‹ nebst Unterschrift und Stempel liefert – und schon geht das ›Originalersatzteil‹ an den Händler.«
    »Und von dort?«
    »Von dort? Das Geschäft ist worldwide. Die Bestellungen kommen von überall. Bei windigen, kapitalschwachen Gesellschaften oft mit Einwilligung des Managements. Bei anderen sind es irgendwelche Angestellte, die Originalpreise in die Bilanzen schreiben und den Differenzbetrag in die eigene Tasche stecken. Und da gibt's natürlich noch die dritte Gruppe: Kopien. Reine Kopien. Aus miesem Material … Die kommen übrigens meist aus dem asiatischen Raum.«
    »Entschuldigen Sie, Ted«, unterbrach Brückner, »bleiben wir doch mal bei diesen zusammengebauten oder aus altem Material frisierten Teilen.«
    »Sie denken an Ihre Autopiloten?«
    »An was sonst?«
    »Natürlich gibt es eine ganze Reihe von Leuten, die sich auf Elektronik spezialisiert haben. Es sind meist größere Betriebe. Für diesen Job braucht es gute Leute. Und gute Leute sind teuer. Im Grunde wundert mich die ganze Geschichte ein bißchen, wissen Sie.«
    »Warum?«
    »Na ja, wenn der Mann dort in Zürich seine libyschen Verbindungen aufgebaut hätte, wäre es doch viel einfacher gewesen, sich die Teile klauen zu lassen. Das geht auf Bestellung. Da wird irgend einer der Ersatzteilpools, die sich die großen europäischen Gesellschaften hier aus Ersparnisgründen gemeinsam halten, geknackt. Wenn Sie heute zu einem Hehler gehen, können Sie zusehen, wie die Air-France- oder Lufthansa-Aufkleber weggeschmirgelt werden.«
    Brückner nickte wieder. Bei dem ganzen Wahnsinn blieb wohl nur eines: zu tun, als hielte man ihn für normal.
    »Das schlimme ist …« Theodor James Turnbull erhob sich, das Glas in der Hand, und ging zu seinem Panoramafenster, das ihm die Pracht des Atlantiks lieferte, »nicht nur die Kleinen, diese armen Schweine von südamerikanischen Fluggesellschaften oder die Kokain-Cowboys mit ihren alten Mühlen, auch manche große Gesellschaften spielen mit. Weil sie nicht anders können. Nicht nur bei uns, auch in Europa sind mit dem Preiskrieg aller gegen alle die Hemmungen gefallen. Jeder will überleben. Jeder kämpft um seine Position. Wir rationalisieren uns zu Tode. Die Flotten sind überaltert, und überall fehlt das Geld für Neuanschaffungen. Und jetzt geht's schon so weit, daß an Ersatzteilen gespart wird. Und soll ich Ihnen noch etwas sagen?«
    Es war eine rhetorische Frage. Im Grunde war Brückner so weit, daß er gar nichts mehr hören wollte.
    »Manchmal kommen die Anweisungen sogar von der Gesellschaftsleitung.«
    »Sie meinen, Bogus-Teile zu nehmen?«
    »Ja. Kein Mensch kann mehr sagen, wie viele inzwischen in den Lagern liegen. Es ist wie ein Krebsgeschwür, verstehen Sie? Wir sind überall infiltriert. Und bei manchen Gesellschaften ist das schlicht und einfach so: Wer etwas weiß und darüber spricht, der fliegt.«
    Er stand da, und seine Schultern wirkten nun noch runder als zuvor.
    Er stellte das Glas ab und fragte: »Nehmen wir jetzt einen Gin?«
    »Ja«, sagte Brückner. »Ich glaub', ich habe ihn nötig.«
    »Wissen Sie, Paul, kürzlich schrieb einer von diesen politischen Lokal-Leuchten hier im Miami Herald : ›Der Kapitalismus hat diese herrliche Stadt geschaffen – nun bringt er sie um …‹ Das gleiche gilt auch, fürchte ich, für uns. Wir haben es ziemlich weit gebracht in der kommerziellen Fliegerei. Und jetzt, jetzt fürchte ich, geht es bald ganz steil abwärts.«
    Brückner schwieg. Turnbull bereitete einen Gin Tonic. Er trank ihn mit einem Schlag bis zur Hälfte leer. Das Blut stieg ihm in den Kopf.
    »Ted«, sagte er, »ist Ihnen schon mal der Name ›Global Wings‹ untergekommen?«
    Turnbull sah ihn aus seinen blaßblauen Augen an: »Was ist das? Eine Gesellschaft?«
    Brückner schüttelte den Kopf. »Ein Händler.«
    »Hier

Weitere Kostenlose Bücher