mayday mayday ... eastern wings 610
einer geradezu entrückten Andacht einzuölen. Um den Dampfschwaden einen Abzug zu verschaffen, öffnete sie die Tür zum Schlafzimmer.
Das Bett! Auch das hatte nichts zu melden. Ein trauriger Witz von Bett – Antonios Bett …
Sie nahm den Fön. Wie oft hatte sie sich vorgenommen, zum Friseur zu gehen und zu sagen: »Los, schneid mir den Ärger vom Kopf!« Sie hätte sogar noch Dollars rausbekommen. Was da an Haaren anfiel, würde für drei Perücken reichen. Mindestens. Aber sie brachte es nicht fertig. Und außerdem, nicht nur die Männer, sondern alle, die sie kannte, verdrehten die Augen, wenn es um ihre Haare ging. So blieben sie am Kopf. Trotz des Klimas.
Das Ding summte. Es würde mindestens zehn Minuten weitersummen.
Es summte zu laut.
Sie hatte nicht bemerkt, daß sie sich nicht länger allein in der Wohnung befand. Wie auch? Bei dem Dröhnen in ihren Ohren?
Sie hörte nicht, daß er »Maria« sagte. Antonio hatte den Namen nur einmal ausgesprochen. Im leeren, verdunkelten Schlafzimmer. Doch er stand neben dem Bett und betrachtete sie durch die geöffnete Badezimmertür. Er betrachtete sie nicht nur, seine viel zu engen Jeans spannten sich plötzlich so sehr, daß es schmerzte. Seine Hände zogen sich zusammen.
»Wir sind weg«, hatte sie gesagt?
Von wegen. Sie war da! Mit all ihren Haaren, den festen Brüsten, dem flachen Bauch, dem auch die Geburten nichts anhaben konnten, mit dieser unglaublichen Kurve von der Taille zu ihrem Traumhintern. In den war er immer verknallt gewesen. Ehe er ihr Gesicht gesehen hatte, war ihm ihr Hintern wie ein Märchen erschienen …
Und jetzt?
Er hatte es schwer mit dem Atmen. Er brauchte alle Kraft, um sich nicht auf sie zu stürzen. Und bei der alten Frage, wieso eigentlich Jungens, wenn ihm Frauen so gefielen, kam er auch nicht weiter. Beide waren unglaublich. Und die hier, die eigene, mit zwei Kindern und dem Körper einer Neunzehnjährigen, war ohnehin der Star von allen …
Wir sind weg!
Wir? – sie … Tony und Conchi auch? Kommt zu mir, zieht 'ne Schau ab und verkündet: ›Wir sind weg …‹
Das zweite Mal rief er den Namen.
Auch diesmal hörte sie ihn nicht.
Doch als sie nun den linken Teil ihres Haars zurückstrich, um es hochzustecken, drehte sie den Kopf.
Sie stellte den Fön sofort ab. Im Licht, das aus dem Bad auf ihn fiel, sah sie, daß sein Mund einen Satz formte. Und noch etwas sah sie: Er hatte eine Erektion.
Für den Bruchteil einer Sekunde war sie wie gelähmt. Dann riß sie das Handtuch vom Badewannenrand, schlang es sich hastig um den Leib und wollte die Tür zuwerfen.
Zu spät. Er fing die Tür mit dem linken Knie auf, schob den rechten Fuß in den Rahmen und sagte: »Ich muß mit dir sprechen.«
»Du vielleicht. Ich nicht.«
»Dann hör wenigstens zu …«
Sie schaltete erneut den Fön an. Diesmal auf volle Kraft. Der Lärm übertönte seine Stimme, selbst als er schrie. Er schrie nicht überzeugend, das konnte er nie, er wer immer ein verdammter Schwächling gewesen, aber sie sah sein verzerrtes Gesicht und dachte an das, was er in der Hose hatte. Ekel fuhr in ihr hoch.
»Ich laß das nie zu!« hörte sie. »Die Kinder bleiben bei mir! – Nie lasse ich das zu.«
Sie schaltete den Fön aus. »Du hast weder was zuzulassen, noch was nicht zuzulassen, Antonio. Das ist vorbei … Erklär einem Richter, daß die Kinder bei dir aufwachsen sollen. Versuch das mal.«
Sein Gesicht verfiel. Eine Strähne hatte sich aus seinem schütteren, dunklen Haar gelöst und fiel ihm über die Ohren. Er sah erbärmlich aus.
»Ich liebe meine Familie, Maria … Du weißt das. Ich habe auch dich immer geliebt. Ich liebe dich auch jetzt noch … Wer sagt denn, daß man nur einen einzigen Menschen lieben kann? Das stimmt gar nicht … Ich kann doch nichts dafür …«
»Hör auf mit dem Geleier und verschwinde. Ich muß mich umziehen.«
Sie wollte durch die Tür gehen und versuchte, ihn wegzustoßen. Sie hätte es besser nicht getan. Er packte sie am Handgelenk, so hart, daß sie aufschrie. Er schleuderte sie herum, schleuderte sie aufs Bett.
»Laß das!«
Sie kauerte sich an das Kopfteil und versuchte, ihm mit dem Fuß ins Gesicht zu treten. Es mißlang. Das Handtuch war von ihrem Körper geglitten, und der Anblick ihrer Nacktheit schien ihm völlig den Verstand zu rauben. Er stöhnte. Er stöhnte wie ein Kind: »Ich will dich«, stöhnte er, »ich will dich, hörst du?«
Und packte sie an den Schultern, preßte sie mit dem ganzen Gewicht
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