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mayday mayday ... eastern wings 610

mayday mayday ... eastern wings 610

Titel: mayday mayday ... eastern wings 610 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Antonio.
    Der Wind hatte gedreht und kam nun vom Atlantik. Es war kühler geworden. Im Westen ein paar Wolken. Sie ließ den Wagen langsamer rollen, blickte sich um und versuchte sich zu orientieren. Richtig, die Shell-Tankstelle. Dort begann die schmale Seitenstraße zu Antonios Liebesversteck.
    Überall gab es Palmito-Vorgärten und kleine, ärmliche, flache Gebäude. Antonios Bungalow war das letzte Haus auf der linken Seite. Einmal, vor sechs Wochen, war sie mit den Zwillingen hinausgefahren, um ihm seine Sachen zu bringen. Toni und Conchi hatten tapfer versucht, die Situation zu überspielen. »Papa wird wiederkommen. Eines Tages … Und Ärger gibt's in jeder Ehe, das wißt ihr.« Sie hatte versucht, es ihnen zu erklären. Sie hatten genickt. Und geschwiegen.
    Doch daß es weniger Ärger bereitet, wenn Papa in einem eigenen Haus lebt, wie sollten sie das verstehen? Und was konnte sie ihnen erklären?
    Der Asphalt hörte auf. Schotter. Da war die kleine, rosa Mauer mit dem verkrüppelten Hibiskus dahinter. Und da war auch die Terrasse mit den rosa Holzsäulen, auf der zwei Schaukelstühle standen. Über dem linken hing eines von Antonios Hemden, das grün-blau gestreifte. Sie erkannte es schon von weitem. Zwischen den beiden Eukalyptusbäumen, die den Rest des Pflanzenschmucks bildeten, war eine Hängematte ausgespannt.
    Sie ließ den Célica auslaufen und schaltete den Motor ab.
    Maria hatte sich eine Menge Erklärungen für diese Situation ausgedacht. Plötzlich waren sie alle wie weggewischt. Wie damals, als sie ihr Buchhalterexamen machen mußte und es ihr vor lauter Prüfungsangst übel war.
    Sie ließ die Wagentür offen. Sie wollte nicht, daß er durch das Geräusch aufmerksam wurde. Sie schob die wackelige Gartentür zurück und ging über die Zementplatten zum Haus. Vierhundert Dollar pro Monat kostete diese Bruchbude! Vierhundert Dollar, die er seinen Kindern wegnahm, nur um …
    Weiterzudenken, führte zu nichts.
    Sie öffnete die Tür. Dann war es so, wie man es im Film oder im Theater erleben kann: Niemand sieht dich. Und du siehst alles. – Alles? Es reichte ein einziger Blick. Die beiden Männer. Ihre Schatten. Beide in Badehosen, beide also praktisch nackt. Antonio war beinahe einen Kopf größer und viel breiter als sein Freund. Der Junge heiße Michel, hatte Antonio behauptet. Dabei war er nichts als irgendein vulgärer Mike, aber französisch klang es eben besser. Er hatte helles, fast weißblondes Haar, das er wohl fönte. »So zart wie eine Frau«, hatte Antonio gesagt.
    Herrgott, wieso mußte sie sich das antun? Wieso mußte sie erleben, wie Antonio jetzt seine Schultern streichelte, den Kopf zur Seite neigte, ihn anhimmelte, als habe er in diesem hergelaufenen, mageren, weißblonden Bengel von Koch die Offenbarung seines Lebens entdeckt?
    Und nun?
    Daß er ihn auch noch küßte, war zuviel!
    Maria riß den Schlüssel aus ihrer Hemdtasche und schleuderte ihn auf das zerwühlte Bett.
    Antonio fuhr herum, der Weißblonde drehte kurz den Kopf, stöhnte angewidert, ging zum Fenster und preßte beide Handflächen auf die Fensterbank.
    »Was suchst du denn hier?« fauchte Antonio.
    »Endlich mal eine gute Frage.« Sie wunderte sich, daß sie die Worte überhaupt herausbrachte. Ihr Mund war trocken wie Sand.
    »Entschuldigung, Maria! Aber wir hatten vereinbart, daß du erst anrufst, falls …«
    »Haben wir das? Dann tut's mir leid …«
    Auf dem Bett lag ein Plüschbär. Das sah sie noch. Es war kein Plüschbärchen der Zwillinge, das Antonio vielleicht aus Sentimentalität mitgenommen hätte. Dieses verrückte, schwarze Ding mußte Michel, dem Koch, gehören. Nicht zu fassen!
    »Maria! Vielleicht solltest du besser das Zimmer verlassen. Geh raus in den Garten. Oder auf die Terrasse. Ich komm' gleich. Dann können wir reden.«
    »Du kannst das ruhig erst hinter dich bringen«, sagte sie. »Bei uns gibt's nichts mehr zu reden. Und nichts mehr zu warten. Viel Vergnügen! Dein Schlüssel liegt auf dem Bett.«
    »Schlüssel zu was?«
    »Zur Wohnung in der Tamar Street. Ist jetzt deine Wohnung. Könnte ja sein, daß dir dein Michel auf den Geist geht. Immerhin findest du dort noch ein Bett. Das hab' ich zurückgelassen. Wir jedenfalls sind weg.«
    »Weg? Und die Kinder?«
    »Ach komm!« sagte sie. »Die Kinder …«
    Es war wie eine Befreiung. Die Verachtung, die sie nun fühlte, machte alles sehr einfach. Sie konnte die beiden ansehen, den Kopf schütteln und lachen. Sie drehte sich um.
    »Wie

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