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Mayday

Mayday

Titel: Mayday Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas H. Block , Nelson DeMille
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konzentrierte sich auf den Radarschirm. Am äußersten Rand des Leuchtschirms wurde ein Lichtpunkt sichtbar. Matos drückte auf seinen Sprechknopf. »Homeplate, drei-vier-sieben hat Ziel vorläufig erfaßt.« Sein Tonfall war ruhig, fast lakonisch. Er lächelte, als er sich die deutschen und japanischen Piloten in alten Kriegsfilmen vorstellte, die in ihre Funkgeräte kreischten, während die amerikanischen und englischen Piloten nie die Ruhe verloren, selbst wenn ihre Maschine abmontierte. Cool. »Haben Sie verstanden, Homeplate?«
    »Verstanden, drei-vier-sieben. Ziel vorläufig erfaßt. Weitermachen. Ende.« Leutnant Matos drückte auf einen Knopf am Instrumentenbrett und sah dann auf den Leuchtschirm des Feuerleitradars. Ein elektronisches Symbol markierte den Lichtpunkt, der das Ziel verkörperte. Matos beobachtete ihn einige Sekunden lang. Plötzlich erschien ein zweiter heller Punkt. Der Pilot kniff die Augen zusammen. Er sah genauer hin. Der zweite Lichtpunkt war etwas schwächer und kleiner. Er befand sich genau hinter dem ersten. Ein Phantombild, dachte Matos. Ein defekter Transistor oder eine Diode. Ein Zehntelgrad zu warm. So was kommt vor. Er hatte solche fehlerhaften Anzeigen schon mehrmals erlebt und kannte sie aus Berichten seiner Staffelkameraden. Phantombilder. Echos. Reflektierungen. Einflüsse durch andere Radargeräte. Rückstrahlung von der Meeresoberfläche oder einer Wolke.
    Matos veränderte die Helligkeit des Radarbildes. Das zweite Ziel begann zu verschwinden. Dann löste es sich ganz auf. Es schien mit dem ursprünglichen, helleren Lichtpunkt, der nach Matos’ Überzeugung der Zielflugkörper sein mußte, verschmolzen zu sein. Er drückte auf seinen Sprechknopf. »Homeplate, Navy drei-vier-sieben hat das Ziel erfaßt. Entfernung ist vierhundertsiebzig Kilometer. Kommen.«
    »Verstanden, drei-vier-sieben«, antwortete Moriarty mit ausdrucksloser Stimme und dem für Militärfunker charakteristischen neutralen Tonfall.
    Matos zögerte unschlüssig. Er überlegte, ob er das Phantombild erwähnen sollte, und verzichtete dann doch darauf. Wozu sollte er die anderen mit gar nicht existierenden Problemen nervös machen. Er sah erneut auf den Radarschirm. Das Ziel war gut erkennbar. Matos betätigte einen Sicherheitsschalter und klappte die Abdeckung über dem Feuerknopf hoch. Sein Zeigefinger lag leicht auf dem Knopf. Er war im Begriff, eine Luft-Luft-Rakete mit bisher unbekannter Reichweite zu erproben. Matos drückte auf seinen Sprechknopf. »Schieße Nummer eins.« Er wartete noch eine Sekunde, holte tief Luft und drückte den roten Feuerknopf.
    Die Phoenix-Rakete löste sich aus ihrer Halterung unter der Steuerbordtragfläche der F-18. Sie schien im ersten Augenblick inaktiv zu sein, weil ein Verzögerungsmechanismus die Zündung ihres Triebwerks verhinderte, bis jede Gefahr eines Zusammenstoßes mit der F-18 ausgeschaltet war. Dann wurde der Raketenmotor elektrisch gezündet: Aus dem Heck der Phoenix schoß ein orangeroter Feuerstrahl, der die Rakete sekundenschnell aufs Zweifache der Geschwindigkeit der F-18 brachte.
    Matos sah die Rakete davonrasen. Bevor er die zweite Phoenix abfeuerte, kontrollierte er das Radarbild. Das Ziel hatte sich erneut in zwei Lichtpunkte aufgelöst. Zwei Ziele! Matos drehte am Helligkeitsregler. Keine Veränderung. Er versuchte es nochmals. Wieder nichts. Zwei deutlich erkennbare Einzelziele. Großer Gott! Auf die selbständig ihr Ziel suchende LuftLuft-Rakete hatte er nach dem Abschuß nicht mehr den geringsten Einfluß.
    Der Steuermechanismus der Phoenix befaßte sich bereits mit diesem Problem. Der Konflikt zwischen den beiden erfaßten Zielen mußte irgendwie gelöst werden. Der Mechanismus hielt sich an logische Prioritäten, die vor Jahren in einem viele Tausende von Kilometern entfernten Konferenzraum festgelegt worden waren. Die Phoenix-Rakete nahm eine minimale Kursänderung vor und steuerte das größere der beiden Ziele an.

2
    John Berry starrte sein Gesicht in dem kleinen Wandspiegel in einer der Toiletten der Ersten Klasse an. Er fuhr sich mit einer Hand durch sein graumeliertes braunes Haar. Um die Augen herum hatte er einige Falten. Trotzdem sah er mit seinen 41 Jahren noch recht gut aus.
    Einige der Frauen, die er aus dem Country Club oder der Firma kannte, fanden ihn »interessant«, wie sie ihm selbst gesagt hatten. Er wußte, daß er sich um sie hätte bemühen sollen, aber er brachte nicht die rechte Begeisterung dafür auf. Das hatte er nur

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