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Mayday

Mayday

Titel: Mayday Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas H. Block , Nelson DeMille
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einmal versucht – mit einer Kollegin aus dem Büro. Und dieser Seitensprung war ein Fiasko gewesen.
    John Berry dachte an seinen Vater, an den er sich in letzter Zeit immer öfter erinnerte. Mit 41 Jahren hatte sein Vater eine liebevolle Frau, vier loyale Kinder, seine Kirche, seine Stadt, sein Land und seine eigene kleine Farm gehabt. Aber das war in einer anderen Zeit gewesen, fast in einem anderen Land. John Berry hatte nichts dergleichen und mußte sich damit abfinden, daß er nie so etwas haben würde. Trotzdem gab es noch einen Ausweg. Er konnte Jennifer verlassen und ein neues Leben beginnen. Dann hätte er wenigstens hoffen dürfen. Daran dachte er jedesmal, wenn er die Skymaster flog. Aber er ahnte, daß er sich nie dazu aufraffen würde.
    Berry erinnerte sich an sein Gespräch mit der jungen Stewardess. Warum hatte er sie angesprochen? Wer, zum Teufel, war Sharon Crandall? Vor einer Stunde hatte er noch nicht einmal gewußt, daß sie existierte. Sie konnte ihm nicht helfen, seine Probleme zu lösen. Trotzdem fühlte er sich weniger entfremdet, weniger von der restlichen Menschheit ausgeschlossen, seitdem er diese Verbindung geknüpft hatte.
    Am Rand seines Blickfeldes leuchtete ein Leuchtsignal auf. Er brauchte einige Sekunden, um zu begreifen, daß dieses Blinksignal ihn aufforderte, in die Kabine zurückzukehren. Als erfahrener Fluggast wußte Berry, daß in der Kabine die Leuchtschilder »Bitte anschnallen« brennen würden. Das war ungewöhnlich, weil der Flug sehr ruhig war. Aber vielleicht hatte eine andere Maschine Turbulenzen gemeldet. Berry dachte nicht daran, daß die Straton 797 die einzige Verkehrsmaschine auf dieser Route war. Er war in Gedanken bei Sharon Crandall. Sie würde sich wahrscheinlich zu den anderen Stewardessen setzen. Danach begannen die Vorbereitungen für das Mittagessen. Er ließ sich beim Händewaschen Zeit.
    Leutnant Peter Matos starrte seinen Radarschirm an und hoffte, das zweite Ziel würde verschwinden. Er wußte, daß er sich melden mußte. Auf seiner Borduhr verstrichen die Sekunden. Matos drückte widerstrebend auf den Sprechknopf. »Homeplate, hier Navy drei-vier-sieben.«
    »Drei-vier-sieben, kommen«, antwortete Moriarty.
    »Ich … ich habe Schwierigkeiten mit der Zielerfassung. Verschiebe zweiten Abschuß. Melde mich in Kürze wieder.«
    »Verstanden. Ende.«
    Matos schluckte trocken. Er war dem Problem ausgewichen. Aber falls es zum Schlimmsten kam, war das andere Flugzeug rettungslos verloren. Handelte es sich andererseits nur um einen elektronischen Defekt, hatte er keinen Grund, mehr zu melden, als er bereits gesagt hatte. Schwierigkeiten bei der Zielerfassung. Wahrscheinlich machten sie sich an Bord der Nimitz ohnehin schon Sorgen. Ganz cool bleiben, Peter.
    Er sah erneut auf den Bildschirm und hoffte wieder, das zweite Ziel habe sich inzwischen aufgelöst. Aber die beiden Ziele waren nach wie vor deutlich zu erkennen. Das schwächer leuchtende Ziel kreuzte den Kurs des anderen und verschwand im Südwesten von Matos’ Radarschirm. Der größere Blip behielt seinen bisherigen Kurs bei. Matos überlegte sich noch einmal, daß selbst Ausweichmanöver dieses Flugobjekts zwecklos gewesen wären: Die Phoenix hatte sich für dieses Ziel entschieden und würde es durch alle Manöver hindurch verfolgen, bis es getroffen und vernichtet war. Mehr konnte sie nicht. Nur dafür war sie konstruiert.
    Aber was war dieses andere Ziel? Matos lief ein eisiger Schauer über den Rücken. Die andere Maschine mußte die Hercules C-130 sein! Großer Gott, ich habe einen Navigationsfehler gemacht. Meine Schuld. Meine Schuld.
    Der Leutnant wandte sich dem links neben ihm eingebauten Trägheitsnavigationssystem der F-18 zu. Er drückte nacheinander mehrere Tasten. Seine Hand in dem ledernen Fliegerhandschuh war schweißnaß. Dann erwischte er eine falsche Taste und mußte von vorn anfangen. Verdammt noch mal.
    Matos sah die Anzeige aufleuchten. Sie bestätigte, daß seine Position richtig war. Um ganz sicherzugehen, überprüfte er sie nochmals. Wieder richtig. Er befand sich im befohlenen Gebiet  – zumindest seinem Gerät nach. Was war dann dieses zweite Ziel?
    Er starrte auf seinen Radarschirm. Die Phoenix war ein winziger Lichtpunkt, der auf dem grünen Leuchtschirm dem größeren der beiden Ziele zustrebte. Dieses Bild erinnerte Matos an ein Fernsehspiel. War das alles vielleicht nur ein Spiel? Richtig, so muß es sein. Sie hatten ein weiteres Element ins Spiel gebracht, um

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