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Mayday

Mayday

Titel: Mayday Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas H. Block , Nelson DeMille
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das Cockpit betreten und die außer Gefecht gesetzten Piloten gesehen hatte, wußte Berry, daß er die Straton irgendwann würde herunterbringen müssen. Und dieser Zeitpunkt rückte immer näher heran.
    »Es ist aber nicht immer neblig.«
    »Was? Ja, natürlich …«
    »Und der Nebel kommt meistens ziemlich langsam herein. Vielleicht sind wir schneller.«
    »Vielleicht.«
    Die Straton 797 flog nach Südosten weiter. Die sinkende Sonne warf den Flugzeugschatten von Berry aus gesehen links vorn auf die nur leicht bewegte Meeresoberfläche. Berry suchte den Horizont nach Land ab und hielt nach anderen Flugzeugen oder Schiffen Ausschau, die erkennen könnten, daß das Verkehrsflugzeug sich in einer Notlage befand. Aber sie waren allein.
    »John! Sie hat sich wieder bewegt!«
    Er starrte den Radiokompaß des Kopiloten an. »Tut mir leid, ich sehe nichts.«
    Crandall sah selbst, daß die Nadel stillstand. »Sie hat sich aber bewegt! Ich hab’s gesehen, verdammt noch mal, ich hab’s deutlich gesehen!«
    »Schon gut, schon gut.« Berry beobachtete die Nadel aufmerksam. Er hatte schon genügend Geschichten von verzweifelten Piloten gehört, die sich so darauf konzentrierten, eine Platzbefeuerung oder bestimmte Anzeigen ihrer Instrumente zu sehen, daß sie sich das Gewünschte durch Halluzinationen vorgaukelten.
    »Ich habe eine Bewegung gesehen.«
    »Okay, dann beobachten wir die Nadel jetzt gemeinsam.«
    Die beiden starrten sie eine Minute lang an. Berry griff nach der Flugsicherungskarte und überzeugte sich davon, daß die Frequenz stimmte. Der Radiokompaß des Kopiloten war einwandfrei auf San Francisco eingestellt. Berry hob den Kopf und fixierte wieder die Nadel. »Noch immer nichts«, flüsterte er, als fürchte er, mit seiner Stimme das Signal zu verscheuchen.
    Sharon Crandall schwieg.
    Während sie beide angestrengt auf den Radiokompaß sahen, bewegte sich die Anzeigenadel kaum merklich. Damit stand ihnen der elektronische Pfad nach San Francisco offen.
    Crandall wandte sich aufgeregt an Berry. »Hast du’s gesehen?«
    Berry nickte grinsend. »Klar! Und wie ich’s gesehen habe!«
    Die Nadel bewegte sich deutlicher, weil das von dem Funkfeuer ausgestrahlte Signal stärker einfiel.
    Als die kleine Nadel durch den von San Francisco ausgestrahlten elektronischen Impuls zum Erzittern gebracht wurde, wußte John Berry, wie es allen verirrten Seeleuten, Fliegern und Forschern zumute gewesen sein mußte, wenn sie ihr Ziel schließlich doch noch gesichtet hatten. »So, jetzt fliegen wir nach Hause. Lange kann’s nicht mehr dauern.«
    »John, wir schaffen es. Das weiß ich ganz bestimmt.«
    »Unsere Aussichten sind jedenfalls gestiegen. Du drehst den Gehäusering, bis die Nadel auf Null steht.«
    »Okay?«
    »Ja. Lies mir jetzt die oben eingespiegelte Zahl vor.«
    »Eins-drei-neun.«
    »Danke.« Berry flog eine flache Rechtskurve, bis sein Kompaß statt 131 Grad einen Steuerkurs von 139 Grad anzeigte, und ging dann wieder in den Horizontalflug über.
    Sharon drehte sich nach Linda Farley um, die bisher schweigend zugehört hatte. »Wir haben jetzt Verbindung mit San Francisco.«
    »Ich höre nichts.«
    Crandall lächelte. »Nein, natürlich nicht. Der Radiokompaß ist kein richtiges Funkgerät. Aber er zeigt uns, wo der Flugplatz liegt.«
    »Wissen die dort auch, daß wir kommen?«
    »Noch nicht«, sagte Berry. »Aber sie haben uns sicher bald auf dem Radarschirm.«
    Linda beugte sich nach vorn und legte beide Hände auf die Rückenlehne des Pilotensitzes. »Landest du das Flugzeug, John?«
    Berry nickte. »Ja, Linda.« Er machte eine Pause. »Aber es kann sein, daß wir vorher notwassern müssen. Weißt du noch alles, was Sharon dir für diesen Fall erzählt hat?«
    »Ja.«
    »Gut.« Berry stellte seinen Radiokompaß von Saunas auf San Francisco um. »Ich lese ihn jetzt selbst ab«, erklärte er Sharon. »Du kannst nach Land Ausschau halten.« Er beobachtete die Leuchtziffern der jetzt ansprechenden Entfernungsanzeige und lächelte zufrieden. »Nach San Francisco sind’s noch 83 Seemeilen.«
    »83 Seemeilen«, wiederholte sie. »Wie lange brauchen wir dafür?«
    »Ungefähr eine Viertelstunde. Wie spät ist es jetzt?«
    »18.08 Uhr.«
    »Bis spätestens 18.30 Uhr sind wir gelandet«, versprach Berry ihr.
    »Mein Gott, das ist kaum zu fassen!« Sharon kämpfte gegen Tränen an. »John … John, ich kann’s fast nicht glauben.« Sie schlug die Hände vors Gesicht und begann zu schluchzen. »Wir sind schon fast

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