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Mayday

Mayday

Titel: Mayday Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas H. Block , Nelson DeMille
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so weit vom richtigen Kurs abgekommen, daß er nie in Reichweite kam. »Bewegt sich deine Nadel noch immer nicht?«
    Sharon Crandall starrte die Anzeigennadel des Radiokompasses an. »Nein, leider nicht.«
    Vielleicht sind die Antennen der Radiokompasse auch defekt, dachte Berry. Er traute sich zu, auch ohne Sprechfunkverbindung zu landen, aber falls es ihm nicht gelang, ein ungerichtetes Funkfeuer und später ein Platzfunkfeuer anzupeilen, war es fast unmöglich, einen Flughafen richtig anzufliegen.
    Crandall warf einen Blick auf die Flugsicherungskarte, die sie auf dem Schoß hielt. »Weißt du bestimmt, daß wir die richtigen Frequenzen eingestellt haben?«
    »Gib mir noch mal die Karte.« Berry griff danach, verglich die eingestellten Frequenzen mit den Kartenangaben und sah, daß sie stimmten. Vielleicht waren sie noch zu weit von der Küste entfernt, vielleicht waren sie nördlicher oder südlicher, als er vermutete, oder vielleicht funktionierten die Radiokompasse tatsächlich nicht. Das wußte er nicht – und würde es vielleicht nie erfahren. Er gab Sharon die Karte zurück. »Wir sind offenbar noch außer Reichweite. Behältst du die Nadel deines Geräts im Auge? Und sag mir bitte sofort Bescheid, wenn sie sich auch nur ein bißchen bewegt.«
    »Wird gemacht.« Crandalls Blick fiel unwillkürlich auf den Data-Link-Bildschirm. Die letzte Mitteilung stand noch dort – und verschwand dann, als jemand am anderen Ende auf den Wiederholungsknopf drückte. Das Klingelzeichen ertönte, und auf dem Bildschirm erschien die gleiche Nachricht, die seit drei Stunden alle drei bis vier Minuten wiederholt wurde.
    AN FLUG 52: FALLS SIE DIES EMPFANGEN – FÜRCHTEN SIE
    NICHT , WIR HÄTTEN SIE IM STICH GELASSEN . DIESES GERÄT
    BLEIBT STÄNDIG BESETZT , BIS SIE GEFUNDEN SIND .
    SAN FRANCISCO
    »Vielleicht sollten wir doch antworten.«
    Berry machte sich nicht mehr die Mühe, den Text zu lesen. Jedesmal, wenn das Klingelzeichen ertönte, starrte er den Bildschirm an. Er kam sich allmählich wie Pawlows Hund vor. Sein Entschluß war wankend geworden, und er hätte am liebsten geantwortet. Aber er fürchtete, er könnte sich zu irgend etwas überreden lassen, das die anderen wollten.
    »John, es ist doch ausgeschlossen, daß sie diese Mitteilung ständig wiederholen, wenn sie …«
    »Sie wollen nur mit absoluter Gewißheit wissen, daß wir abgestürzt sind.«
    Er dachte an die 15 oder 20 Wiederholungen einer kurzen Anfrage, die vor mehreren Stunden eingegangen waren. Das Klingelzeichen war bei dieser Gelegenheit über eine Minute lang fast ununterbrochen ertönt. »Wahrscheinlich müssen sie nur beweisen, daß sie sich nach wie vor um uns bemühen. Ich nehme an, daß sie weitersenden, bis die zuständigen Stellen sich darüber einig sind, daß unser Treibstoff verbraucht sein müßte, wenn wir noch in der Luft wären. Vermutlich ist das die in solchen Fällen übliche Methode. Ich kann nicht beurteilen, was in San Francisco vorgeht, aber vergiß nicht, daß sie uns nach Hawaii schicken wollten und uns Anweisungen gegeben haben, wie die Treibstoffzufuhr abzustellen ist!«
    Crandall nickte. Die Mitteilung wirkte so aufrichtig, wenn man sie auf dem Bildschirm las. »Diese Schweine!«
    »Richtig!« Berry hatte in den letzten Stunden reichlich Gelegenheit gehabt, sich die Szene am anderen Ende der Data-Link-Verbindung auszumalen. Schweine.
    »John? Sollen wir weiterüben?« fragte Sharon und zeigte dabei auf den Hebel für die Landeklappen.
    »Nein, du weißt jetzt, was du zu tun hast.« Sie hatten die bei der Landung notwendigen Handgriffe eingeübt, damit Sharon auf Berrys Anweisungen die Landeklappen und das Fahrwerk ausfahren konnte. Auf diese Weise konnte er sich auf die Landebahn konzentrieren – oder auf die Meeresoberfläche, falls es dazu kam.
    Im Cockpit herrschte Schweigen, so daß die Geräusche aus dem Salon um so klarer nach vorn drangen. Berry hörte jemand weinen; zwischendurch war ein leises Stöhnen zu hören, aber im allgemeinen herrschte Ruhe. Anscheinend schliefen sie. Dann spielte jemand Klavier – diesmal lauter als zuvor –, und Berry erkannte das Stück. Es handelte sich eindeutig um den ersten Satz aus Tschaikowskis Klavierkonzert Nr. 1 – allerdings in einer schrecklich verzerrten Fassung. »Übernimm du mal das Steuer!«
    Berry sprang auf und war mit zwei großen Schritten an der Cockpittür.
    »John, was hast du vor?«
    Er öffnete die Tür einen Spaltbreit, wobei er den Widerstand der

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