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Mayday

Mayday

Titel: Mayday Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas H. Block , Nelson DeMille
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um sofort wieder sichtbar zu werden. Genau vor ihm – aber in über zehn Kilometer Entfernung – ragten die Doppel-türme der Golden Gate-Brücke majestätisch aus der weißen Nebeldecke.
    Sharon drehte sich mit Tränen in den Augen nach Berry und dem Mädchen um. »Willkommen daheim«, sagte sie, wie sie es sonst immer tat, wenn sie auf dem Rückflug aus dem Ausland die Landung in San Francisco ankündigte.
    Berry nickte heftig. Er mußte einmal schlucken, bevor er sprechen konnte. »Ja, willkommen daheim.« Er beobachtete, wie die Brückentürme rasch größer wurden, als die Straton 797 mit zehn Kilometern in der Minute auf sie zuflog.
    »Sieh dir das an!« rief Sharon aus. »Hinter der Brücke hört der Nebel auf!«
    Er sah, daß sie recht hatte. Die Nebeldecke endete wie abgeschnitten am Golden Gate, als sei die Brücke ein unübersteigbarer Wall. Die ganze Bucht lag bis nach Berkeley und Oakland auf dem anderen Ufer nebelfrei vor ihnen.
    »Ich hab’ dir doch gesagt, daß wir dem Nebel zuvorkommen würden, John!« rief Sharon lachend aus. »Sieh mal nach rechts.«
    Berry warf einen Blick aus dem rechten Seitenfenster. Aus dem Nebel ragten schemenhaft die Wolkenkratzertürme von San Francisco auf. Die Abendsonne vergoldete das obere Drittel des Gebäudes der Bank of America und die Transamerica-Pyramide. Berry fühlte sich an El Dorado erinnert, aber dies war keine imaginäre Stadt, und er merkte, daß sein Wirklichkeitssinn allmählich wieder zurückkehrte. Die Gebäude wurden rasch größer, weil die Straton mit 340 Knoten auf sie zuflog. Berry steuerte nach links und achtete darauf, daß der Bug genau zwischen den beiden Brückenpfeilern blieb – wie ein Rudergänger, der ein Schiff in die Bucht steuerte.
    Das Verkehrsflugzeug überflog die mächtigen Doppeltürme der Golden Gate-Brücke in kaum 50 Meter Höhe. Berry erkannte die Insel Alcatraz unter ihnen. Er legte die Straton 797 in eine leichte Rechtskurve und folgte der Bucht nach Süden in Richtung Flughafen, den sie in weniger als drei Minuten erreichen mußten. Selbst wenn die Triebwerke jetzt ausfielen, würde er noch weniger bebautes Gelände erreichen können. »Okay«, sagte er nüchtern, »wir sind im Landeanflug, Sharon, weißt du noch, was du zu tun hast?«
    »Ich bin bereit, John.«
    Berry spürte zwischen ihnen die enge Bindung, wie sie zwischen Pilot und Kopilot, Steuermann und Rudergänger, Beobachter und Kanonier existieren muß, wenn sie überleben wollen.
    Der Himmel war klar, und aus dem rechten Seitenfenster war ganz San Francisco auf den Hügeln der Halbinsel zu überblikken.
    Flug 52 wirkte im abendlichen Stoßverkehr als unerwarteter Eindringling. Am Fisherman’s Wharf kam der Verkehr zum Stehen, und Fußgänger machten sich gegenseitig auf das riesige Flugzeug in so geringer Höhe über der Bucht aufmerksam. Auf Nob Hill und Telegraph Hill sahen Verkehrsteilnehmer die Maschine in Augenhöhe vorbeiziehen. Viele der Augenzeugen entdeckten das von der tiefstehenden Sonne beleuchtete Loch im Rumpf der Straton. Aber auch die anderen, die davon nichts gesehen hatten, ahnten instinktiv, daß die Trans-United-Maschine sich in einer Notlage befand.
    Berry erkannte die silbrige Brücke zwischen San Francisco und Oakland Bay quer zu ihrer Flugrichtung. Er wußte, daß diese Brücke das letzte Hindernis vor einer erfolgreichen Notwasserung in der Bucht war. Er hielt den Atem an, bis er sicher wußte, daß die Straton selbst bei einem plötzlichen Triebwerksausfall im Gleitflug über die Brücke hinwegkommen würde.
    Als sie die Brücke überflogen, gestattete er sich einen kurzen Blick auf den San Francisco International Airport, der reichlich 20 Kilometer vor ihnen auf einer sandigen Landzunge in die Bucht hinausragte. »Dort vorn ist er!« Berry wußte, daß es allmählich Zeit wurde, die Landeklappen auszufahren, wenn er auf dem Flughafen landen wollte. Aber die Klappen erhöhten den Luftwiderstand und damit den Treibstoffverbrauch. Er wollte so nahe wie möglich an den Flughafen herankommen, bevor er sich für eine Notwasserung oder eine Notlandung entschied – oder bevor ihm diese Entscheidung durch den Triebwerksausfall abgenommen wurde. Deshalb ließ er die Straton mit 340 Knoten weiterfliegen.
    Crandall starrte den rasch näher kommenden Flughafen besorgt an. Sie wußte instinktiv, daß sie zu schnell waren. »Das ist zu schnell, John. Viel zu schnell!«
    Er bemühte sich, Ruhe zu bewahren. Es gab soviel zu tun – und die Maschine

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