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Mayday

Mayday

Titel: Mayday Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas H. Block , Nelson DeMille
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würde bestenfalls noch einige Minuten in der Luft bleiben. Von jetzt an würde jedes Manöver ein Kompromiß zwischen dem Richtigen und dem Notwendigen sein, wobei es galt, das ganz Falsche zu vermeiden. »Nein, nein, das ist schon richtig. Ich will erst Strecke machen. Bremsen können wir später.« Er warf einen Blick auf die Treibstoffanzeigen. Ihre Nadeln standen ganz links.
    John Berry erinnerte sich an seinen ersten Alleinflug mit einer Cessna 140, mit der er nicht sonderlich gut zurechtgekommen war. Nachdem sein Fluglehrer ausgestiegen war, hatte Berry unter verschiedenen Vorwänden Landeanflüge geübt, bis er aus Treibstoffmangel landen mußte, wenn er nicht abstürzen wollte. Diesmal gibt’s keine Ausreden. Diesmal muß die erste Landung klappen. Berry spürte, daß ihm der Schweiß ausbrach, und umklammerte das Steuerhorn mit beiden Händen.
    Da Berry angestrengt nach rechts vorn starrte, nahm er nicht wahr, was nur wenige Kilometer links von ihm vorbeizog. Am Ostufer der Bucht lag der Marineflieger-Stützpunkt Alameda, und etwas weiter im Süden erstreckte sich der riesige Flughafen Oakland. Beide Plätze wären ein, zwei Minuten näher gewesen, aber John Berry war physisch und psychisch auf den San Francisco International Airport fixiert. Dort war er gestartet; dort wollte er wieder landen. Er konnte nur hoffen, daß dort Feuerlösch-und Rettungsfahrzeuge bereitstehen würden. »Okay, keine Wasserung«, sagte er. »Wir landen auf dem Flughafen. Landeklappen ausfahren.«
    Sharon reagierte nicht gleich. Sie war von dem Anblick des vor ihr in die Bucht hinausragenden Flughafens wie hypnotisiert. In Gedanken befand sie sich bereits auf festem Boden in Sicherheit. Die Erkenntnis, daß sie sich noch in einigen hundert Metern Höhe und mehrere Kilometer von der Landebahn entfernt befanden, war ein kleiner Schock für sie.
    »Runter mit den Klappen, verdammt noch mal! Landeklappen!«
    Sie streckte mechanisch die linke Hand aus, wie sie es in den letzten drei Stunden dutzendfach geübt hatte, und faßte nach dem Hebel für die Landeklappen.
    »Laß ihn in der ersten Stellung einrasten. Schnell!«
    Crandall betätigte den Hebel und fuhr die Landeklappen aus.
    Berry fühlte, daß die Maschine langsamer wurde, und verfolgte die Geschwindigkeitsabnahme auf seinen Instrumenten: 225 Knoten, Höhe 700 Fuß. Rechts sah er den Candlestick Park unter der Tragflächenspitze vorbeiziehen. »Noch sieben, acht Kilometer. Gleich haben wir’s geschafft. Landeklappen weiter ausfahren. Los, gleich jetzt!«
    Sharon ließ den Hebel in der nächsten Stellung einrasten. Das Flugzeug verlor rasch an Geschwindigkeit und stieg vorn hoch. Der Anstellwinkel der Straton vergrößerte sich scheinbar bedrohlich.
    »John!« rief Sharon erschrocken.
    Linda stieß einen lauten Schrei aus.
    »Ruhig! Das ist normal. Das ist ganz normal. Ich habe die Maschine unter Kontrolle. Wir müssen eben ziemlich steil runtergehen. Nur noch ein paar Minuten, dann haben wir’s geschafft. Wir sind bald unten.« Das riesige Verkehrsflugzeug war schwieriger zu beherrschen, als Berry sich vorgestellt hatte. Es unterschied sich weltenweit von der Skymaster – und trotzdem galten für beide Maschinen die gleichen aerodynamischen Gesetze. Die Straton ist die Skymaster, sagte er sich nachdrücklich. Nichts ist anders.
    Plötzlich begann das Steuerhorn in seinen Händen zu zittern,während die Überziehwarnanlage losblökte. »Verdammt noch mal!« Berry hatte die Geschwindigkeit der Straton zu sehr verringert. »Leistung, Sharon, mehr Leistung.« Er hielt das Steuerhorn krampfhaft fest, weil er wußte, daß die Maschine ins Trudeln geraten konnte, wenn er jetzt losließ.
    Crandall streckte die linke Hand nach den vier Leistungshebeln aus und schob sie einige Zentimeter weiter nach vorn. »Leistung!«
    »Nicht zuviel. Vorsicht, wir haben nicht mehr viel Treibstoff.« Berry drückte den Bug der Straton nach unten, damit die Maschine schneller wurde. Der Hornton der Überziehwarnanlage verstummte. Die Maschine zitterte nicht mehr, sondern flog ruhig weiter. Aber Berry sah, daß ihre Flughöhe kaum noch für ein zweites Manöver dieser Art ausreichte. Trotzdem mußte er jeden Liter Treibstoff rationieren und Schub gegen Höhe, Flughöhe gegen Geschwindigkeit und Geschwindigkeit gegen Auftrieb und Luftwiderstand ausbalancieren. Der Flughafen kam schnell näher. Berry griff nach den Leistungshebeln und zog sie etwas zurück. »Okay, wir landen, wir landen. Sharon, volle

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