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Mayday

Mayday

Titel: Mayday Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas H. Block , Nelson DeMille
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haben sie doch eine Chance gehabt.«
    »Nein. Ganz ausgeschlossen. Matos hat gemeldet, daß er keine Bewegung gesehen hat. Im Cockpit sitzt niemand. Er kann bis auf zehn Meter an die Maschine herangehen. An Bord ist niemand sichtbar, weil alle tot sind. In ihren Sitzen zusammengesunken.«
    »Na ja, ich weiß nicht recht …«, meinte Hennings zögernd. Sloan schien recht zu haben, obwohl er sich fragte, ob der Commander ihm die volle Wahrheit sagte. Hennings wollte tun, was für die Marine am besten war. Dieser Unfall war eine monumentale Tragödie. Aber Sloan hatte ganz richtig darauf hingewiesen, daß sich daran nichts mehr ändern ließ. Nichts konnte den Fehler wiedergutmachen und diese Menschen ins Leben zurückrufen. Hennings wußte, daß seine Freunde im Pentagon verwundbar waren, weil die Erprobung nicht genehmigt gewesen war. Auch seine eigene Position konnte unhaltbar werden. Schütze die Marine. Schütze die Lebenden, dachte er.
    »Admiral«, sagte Sloan, weil er spürte, daß Hennings jetzt für seine Argumente empfänglich war, »ich verstehe Ihre Vorbehalte. Ihre Einwände sind gerechtfertigt. Ich möchte sie überprüfen. Ich rufe den Wachhabenden in der Funkzentrale an, um mir bestätigen zu lassen, daß die Straton keinen Notruf gesendet hat. Dann lassen wir Matos erneut nach Überlebenden Ausschau halten. Wenn er meldet, daß es keine gibt, haben wir freie Bahn und wissen, was wir zu tun haben.«
    Sloan griff nach dem Telefonhörer, ohne Hennings aus den Augen zu lassen. Er riskierte viel, aber er mußte den Alten in diese Verschwörung hineinziehen. Er brauchte Hennings. Die Wahrscheinlichkeit, daß Matos an Bord der Verkehrsmaschine Leben entdecken würde, war sehr gering.
    Vizeadmiral a. D. Randolf Hennings ließ sich Zeit. Er überlegte eine halbe Minute lang. Dann nickte er Sloan kaum merklich zu.
    Linda Farley, das zwölfjährige Mädchen, klammerte sich in der vorderen Kabine an John Berry. Trotz der Triebwerksgeräusche und des durch die Löcher heulenden Windes hörte er ihr Schluchzen und spürte ihre Tränen auf seinem Arm. Er war dem Schicksal für ihre körperliche Gegenwart dankbar. Allein hätte er diesem Alptraum nicht standhalten können. Auch die Gesellschaft eines Kindes war besser als gar keine.
    Berrys sechster Sinn mußte ihn davor gewarnt haben, daß es um sie herum nicht immer so ruhig wie bisher bleiben würde. Er drehte sich um, ohne die Kleine loszulassen.
    »Deckung!« rief er und stieß Linda zwischen zwei leere Sitz-reihen. Ein großer, kräftiger Mann mit wild rollenden Augen kam auf Berry zu. Die Passagiere, die ihm bisher gefolgt waren, blieben mehrere Reihen entfernt stehen. Sie wirkten eher neugierig als aggressiv.
    Der Mann stieß unverständliche Laute aus. Sein Gesicht war zu einer haßerfüllten Grimasse verzerrt und schweißnaß. In seinem durch Sauerstoffmangel geschädigten Gehirn hatte sich irgendwie der Gedanke festgesetzt, das Mädchen weine, weil Berry ihm etwas angetan hatte. Der Mann wollte es beschützen. Er wollte Berry umbringen.
    »Halt!« rief Berry laut. Aber der Angreifer reagierte nicht. In seinem Zustand und ohne die Unterstützung der anderen war er jedoch kein Gegner für einen normalen Erwachsenen. Berrys Kinnhaken ließ ihn zurücktaumeln und in einen freien Sessel fallen.
    John Berry stand in der Gangmitte. Seine rechte Hand tat so weh, daß er im ersten Augenblick fürchtete, sie sich gebrochen zu haben. Er rieb sich die schmerzenden Knöchel und empfand dabei einen gewissen Stolz: Er hatte sich und die Kleine erfolgreich verteidigt. Berry starrte die anderen Passagiere an und hob drohend die Fäuste. Das war geschauspielert, um das halbe Dutzend Zuschauer zu beeindrucken. Am liebsten wäre Berry vor ihnen davongelaufen. Aber falls sie gemeinsam angegriffen hätten, wäre er hoffnungslos unterlegen gewesen. Er konnte nur hoffen, daß sie sich durch seine Drohgeste würden abschrecken lassen.
    In den Köpfen der Passagiere tröpfelten rationale Gedanken durch Gehirne, die durch langen Sauerstoffmangel unwiderruflich geschädigt waren. Sie konnten noch Angst empfinden, so daß sie nacheinander zögernd zurückwichen. Berry war seinem Schicksal dankbar, daß sie nicht auf die Idee kamen, sich gegen ihn zusammenzuschließen. Wenigstens jetzt noch nicht.
    Er griff nach Lindas Hand und zog das Mädchen hinter sich her zur Wendeltreppe.
    »Bei Ihnen alles in Ordnung, Mister?« fragte die Kleine besorgt.
    »Ja.« Berry hatte Herzklopfen und eine

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