Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mayday

Mayday

Titel: Mayday Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas H. Block , Nelson DeMille
Vom Netzwerk:
Aufenthalt in der Kabine zu gefährlich. Sie war sich darüber im klaren, daß ihre einzige Chance darin bestand, den Aufzug zu erreichen und in die Bordküche auf dem Unterdeck hinunterzufahren. Dort war sie in Sicherheit und konnte sich übers Bordtelefon bei Sharon melden. Mit diesem erreichbaren Ziel vor Augen wurde sie wieder ruhiger und bahnte sich energischer einen Weg durch die Menge. Dabei spürte sie, daß ihr schwindlig wurde und daß sie ungewohnt rasch ermüdete. Sie sah nach unten. Die Schnittwunde an ihrem rechten Handgelenk blutete noch immer stark. Barbara versuchte die Ader mit der linken Hand abzudrücken, während sie sich die Wand entlang zur nächsten Ecke weiterschob. Sie erreichte diese Ecke und war dann in Richtung Heck unterwegs. Den jungen Mann in dem blauen Blazer hatte sie aus den Augen verloren.
    Ihr Rücken glitt mühelos die Plastikwand entlang, und ihre Hand tastete nach dem Kücheneingang. Der Aufzug. Muß den Aufzug erreichen! Von Barbaras Handgelenk tropfte Blut über ihre zur Faust geballten Finger. Ihre Beine zitterten so sehr, daß sie kaum noch stehen konnte.
    Dann glitt ihre Schulter in den Eingang, und Yoshiro befreite sich mit einem letzten Ruck von mehreren Händen, die nach ihr griffen.
    Die Menge um sie herum schien auseinanderzuweichen, und der Mann in dem blauen Blazer tauchte in der nun entstandenen Lücke auf. Er lächelte Barbara zu. Dabei wirkte er so normal, daß sie sekundenlang dachte, ihn um Hilfe zu bitten. Doch sie wußte, daß er nicht normal sein konnte. In ihrer Verzweiflung begann sie irrationale Hoffnungen zu hegen. Er kam auf sie zu.
    Yoshiro wich in die Bordküche zurück und suchte mit beiden Händen Halt am Türrahmen. Ihr gutgezielter Tritt traf den Unterleib des jungen Mannes. Der Getroffene schrie auf, und dieser irre Schrei bewies ihr endgültig, daß er nicht zu den wenigen Geretteten gehörte.
    Barbara tastete nach dem Griff der Falttür, bekam ihn zu fassen und schloß die Tür. Sie wurde von außen eingedrückt und gab fast augenblicklich nach, aber in der Zwischenzeit konnte Yoshiro sich nach dem Aufzug umdrehen.
    In der kleinen Bordküche befanden sich zwei Männer, die beide Essensreste wie Tiere von der Anrichte leckten. Barbara Yoshiro schlängelte sich rasch und unauffällig zwischen ihnen hindurch und betrat die offene Kabine des winzigen Aufzugs.
    Ihre Hand zitterte, als sie die äußere Schiebetür schloß. Dann drückte sie hastig auf den unteren der beiden Knöpfe. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis die elektrisch betätigte Innentür sich langsam zu schließen begann.
    Die Außentür wurde aufgestemmt. Barbara Yoshiro stand George Yates Auge in Auge gegenüber. Der junge Mann schlüpfte durch den Spalt, bevor die Innentür sich schloß. Dann setzte der Aufzug sich nach unten in Bewegung.
    Barbara biß sich in die linke Hand, um nicht entsetzt aufzuschreien. Der Mann starrte forschend auf sie herab. Sie spürte, daß er sich gegen sie drängte. Seine Hände glitten über ihren Körper, umfaßten ihre Hüften und tasteten nach ihren Brüsten.
    Sie wich vor ihm in die äußerste Ecke der winzigen Kabine zurück. Der Mann bedrängte sie noch mehr.
    Der Aufzug kam zum Stehen; die Tür glitt zur Seite und gab den Blick in die Bordküche frei.
    George Yates drückte Barbara Yoshiro an den Schultern nach unten, bis ihre Knie nachgaben. Sie machte einen verzweifelten Versuch, sich loszureißen und aufzustehen. »Nein! Nein, bitte nicht!« Ihre Schnittwunde blutete jetzt stark. Barbara spürte ihre Kräfte rasch schwinden. »Laß mich in Ruhe!« schluchzte sie. Tränen liefen ihr übers Gesicht. »Tu mir bitte nichts!«
    Vor ihren Augen drehte sich alles. In der eigenartig dunklen Bordküche wurde es noch dunkler. Barbara spürte, daß sie an den Haaren nach vorn gezogen wurde. Sie lag bewegungslos auf dem Fußboden und bemühte sich, ohnmächtig oder tot zu wirken, damit er das Interesse an ihr verlor.
    Aber George Yates war noch immer sehr an ihr interessiert. Seit dem Augenblick, in dem sie ihm in der Menge aufgefallen war, seit der Sekunde, in dem sein Instinkt ihm gesagt hatte, daß sie anders war, war er von dem Gedanken besessen gewesen, sie zu überwältigen. Er hätte seinen Drang nicht mit Worten ausdrücken können, aber seine Instinkte funktionierten nach wie vor. Er drehte Barbara auf den Rücken und warf sich auf sie.
    »Bitte! Laß mich los, bitte!« wimmerte sie. Ihre Stimme klang hohl und schien aus weiter Ferne zu

Weitere Kostenlose Bücher