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Mayday

Mayday

Titel: Mayday Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas H. Block , Nelson DeMille
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loszuwerden. »Ich habe den ersten SOS-Ruf leider nicht sofort weitergemeldet. Ich habe ihn für einen schlechten Scherz gehalten.«
    »Für einen Scherz?« Johnson zog die Augenbrauen hoch. »Wie kann ein SOS-Ruf ein Scherz sein, verdammt noch mal?«
    »Na ja, ich dachte, jemand wollte mir einen Streich spielen …« Brewster senkte den Kopf und schien sich an seinem Schreibbrett festzuhalten. »Aber ich habe nicht sehr lange gewartet. Ich bin zurückgekommen, sobald …«
    »Jede Verzögerung ist unerträglich«, unterbrach Johnson ihn.
    »Wir sprechen uns später, Brewster!« fügte er aufgebracht hinzu und entließ den jungen Mann mit einer herrischen Handbewegung. Er wandte sich an die übrigen Dispatcher. »Bei dieser Gelegenheit möchte ich Sie alle daran erinnern, Gentlemen, daß es bei unserer Arbeit keine ›Scherze‹ oder ›Streiche‹ geben darf. Nichts darf als schlechter Scherz behandelt werden. Niemals!«
    Brewster wandte sich mit hochrotem Kopf ab und verließ den Raum.
    Johnson machte eine nachdenkliche Pause. Er war froh, daß er jetzt mindestens einen Sündenbock hatte, falls die Sache schiefging. Aber er konnte noch weitere brauchen. »Jack, wen haben Sie verständigt? Wer ist bisher informiert worden?«
    »Das hat Evans übernommen.«
    Evans meldete sich rasch zu Wort. »Ich habe mich an unser Handbuch gehalten, Sir. Darin stehen die Stellen, die zu verständigen sind.«
    »Also keine Reporter?«
    »Keine Reporter, Sir«, bestätigte Evans. Er fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen. Nun hatte er eine Chance, Punkte zu machen, und wollte sie sich nicht verderben, indem er etwas Dummes sagte oder tat. Andererseits hatte er zuvor etwas Gewagtes riskiert. Evans holte tief Luft und bemühte sich, seiner Stimme einen zuversichtlichen Klang zu geben. »Ich habe mich an die Vorschrift gehalten – bis zu einem gewissen Punkt.«
    Johnson trat einen Schritt auf ihn zu. »Was, zum Teufel, soll das heißen?«
    »Das soll heißen, daß ich nur Sie und Mr. Metz von der Beneficial Insurance Company, unserer Haftpflichtversicherung, angerufen habe.« Evans sah rasch zu Ferro hinüber.
    Ferro starrte ihn aufgebracht an.
    »Ich habe auch den Kaskoversicherer nicht angerufen«, fuhr Evans fort, »weil wir den Schaden vorerst noch nicht beurteilen können. Und ich habe es unterlassen, die Firma Straton zu verständigen.«
    Johnson verzog keine Miene. »Sie haben wohl auch nicht unseren Präsidenten und unsere Pressestelle angerufen?«
    Der Dispatcher nickte. »Ganz recht, Sir. Ich habe nur Sie und Mr. Metz angerufen.«
    »Warum?«
    »Die anderen Anrufe sind mir weniger wichtig erschienen, Sir. Ich wollte warten, bis Sie eingetroffen waren. Ich habe gewußt, daß Sie aus dem Kasino herüberkommen würden. Sie sollten selbst entscheiden können, wer zu benachrichtigen ist. Wir haben es hier nicht mit einem Absturz zu tun. Die Dinge sind noch im Fluß, nicht wahr, Sir? Außerdem hat die Sache anfangs nicht allzu schlimm ausgesehen. Das alles hat mich zu meinem Schritt bewogen, Sir.«
    »Tatsächlich?« Johnson nahm die Zigarre aus dem Mund und streifte die lange Asche achtlos ab. Er ließ einige Sekunden verstreichen. »Einverstanden. Gut überlegt, Evans.«
    Dennis Evans strahlte.
    Johnson sah sich langsam um. »Alles herhören!« forderte er die Anwesenden auf. »Keiner tut was, ohne mich vorher gefragt zu haben. Nichts. Verstanden?«
    Die Männer nickten.
    »Außer Ferro arbeiten alle wie gewöhnlich weiter«, ordnete der Vizepräsident an. »Evans, Sie übernehmen die Pazifikflüge
    – abgesehen von Flug 52. Den übernehme ich selbst. Wer danach fragt, wird an mich verwiesen.«
    Ferro hatte plötzlich das Gefühl, in eine Art Niemandsland abgeschoben worden zu sein. Er war zu einem bloßen Handlanger herabgesunken. Er wünschte sich, er wäre wieder an seinem Arbeitsplatz oder sonstwo, nur nicht in Johnsons Nähe.
    Johnson machte mit der Zigarre in der Hand eine weitausholende Bewegung. »Niemand, ich wiederhole, niemand darf irgendwas weitererzählen. Keine Telefongespräche mit Ehefrauen oder Bekannten. Außerdem wird die jetzige Schicht unbegrenzt verlängert. Mit anderen Worten: Keiner fährt nach Hause. Dafür gibt’s Zuschläge für Nachtarbeit und Überstunden. Die nächste Schicht bleibt im Aufenthaltsraum, bis sie abgerufen wird. Ich möchte, daß möglichst wenige Leute eingeweiht werden. Wir haben es hier mit einem vierhundert Tonnen schweren Verkehrsflugzeug zu tun, das mit einem

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