Mayday
Johnson formell, aber freundlich, »für mich steht außer Zweifel, daß Jack Ferro, Dennis Evans und Jerry Brewster alles Menschenmögliche so rasch wie möglich getan haben. Trotzdem ist seit Empfang der ersten Data-Link-Nachricht bis jetzt etwa eine halbe Stunde vergangen.« Er machte eine Pause und beobachtete die Reaktion der Umstehenden. Einige sahen zur Wanduhr hinüber, andere warfen einen Blick auf ihre Armbanduhr. Manche wirkten überrascht, wieder andere nickten eifrig. »Soviel ich mich erinnere, habe ich von irgend jemand gehört, daß die erste Nachricht gegen 13 Uhr eingegangen ist. Wegen dieser Verzögerung dürfte es Schwierigkeiten mit der Flugsicherung und wahrscheinlich sogar mit unseren eigenen Leuten geben, aber ich stehe voll und ganz hinter Ihnen, so daß Sie sich keine allzu großen Sorgen zu machen brauchen.« Johnson sah sich erneut um.
Diesmal nickten bereits mehr Männer.
Der Vizepräsident wandte sich an Evans. »Sie rufen jetzt alle auf der Liste stehenden Stellen an – auch unsere Presseabteilung. Ich bereite inzwischen eine erste Presseerklärung vor. Dem Präsidenten unserer Gesellschaft und allen anderen teilen Sie kurz mit, was wir über Flug 52 wissen: Dekompression in großer Höhe, Funkgeräte ausgefallen, Sportflieger am Steuer, Verbindung über Data-Link, Abbruch der Verbindung gegen …« Johnson sah auf seine Uhr. »Gegen dreizehn Uhr fünfundzwanzig. Flugsicherung leitet Such- und Rettungsoperation ein. Ich schlage eine Krisensitzung im Konferenzraum vor. Verstanden?«
Evans nickte eifrig. »Ja, Sir.« Er ging rasch an seinen Schreibtisch zurück.
Johnson wandte sich an die anderen Dispatcher. »Sie alle nehmen mit Ihren Flügen Verbindung auf und sorgen dafür, daß die Data-Link-Geräte außer Betrieb bleiben.« Er suchte die Reihen ab. »Brewster?«
»Hier, Sir!«
»Brewster, Sie nehmen diese Durchschläge mit und machen davon zwei Fotokopien. Ein Satz Kopien geht mit Boten an die Flugsicherung. Den zweiten bringen Sie in den Konferenzraum im Verwaltungsgebäude. Die Vorlage bekomme ich wieder
zurück. Los, beeilen Sie sich!«
Brewster verschwand im Laufschritt.
»Gut, das wär’s vorläufig, Gentlemen. Ich danke Ihnen für Ihre Hilfe.« Johnson machte eine Pause. »Wer von Ihnen religiös veranlagt ist, täte gut daran, den Mann dort oben zu bitten, sich der Straton und ihrer menschlichen Fracht anzunehmen. Ich danke Ihnen. Ferro, kommen Sie bitte zu mir.«
Die Dispatcher kehrten schweigend an ihre Arbeitsplätze zurück. Jack Ferro trat vor.
Johnson legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Jack, füllen Sie die leere Zwölfuhrspalte für Flug 52 aus. Die für dreizehn Uhr bleibt natürlich frei.«
Ferro sah zweifelnd zu ihm auf. »Ed …, damit kommen wir nicht durch.«
»Damit müssen wir durchkommen! Mir geht’s nicht nur um mich selbst, sondern auch um Sie und die Trans-United. Wir wissen beide, daß es hier Fehler und Versäumnisse gegeben hat
– und daß wir nichts zu verlieren haben, wenn wir uns bemühen, sie zu vertuschen. Wenn wir das nicht tun, werden Sie, ich, Evans, Brewster und etwa zehn weitere, willkürlich bestimmte Sündenböcke entlassen und von der FAA unter die Lupe genommen, was leicht dazu führen kann, daß gegen uns Anklage erhoben wird. Dann kann Ihre hübsche Frau für uns alle Plätzchen backen und sie uns sonntags nach San Quentin bringen. Sie kann auch die Kinder mitbringen, damit’s ein Familienausflug wird.«
Ferro nickte. »Okay, ich verstehe.« Er wollte gehen.
Johnson hielt ihn am Arm fest. »Machen die Männer mit?«
Der andere nickte erneut. »Bei uns gibt’s öfter mal was zu vertuschen.«
Johnson grinste. »Ich hab’ doch gewußt, daß ihr für einander lügt! Diesmal müßt ihr für mich lügen. Und natürlich auch für euch. Okay, Jack, machen Sie Ihre Eintragungen.«
Der Dispatcher ging an seinen Platz.
Johnson betrat rasch die Nachrichtenzentrale. Er stieß Metz an, der in dem großen Ringordner las. »Wayne, je länger ich darüber nachdenke, desto mehr komme ich zu der Überlegung, daß die Straton abstürzen sollte.«
Metz warf ihm einen fragenden Blick zu. »Ich dachte, darüber seien wir uns einig?«
»Im Prinzip ja. Was ich bisher veranlaßt habe, entspricht dem üblichen Verfahren. Man könnte mir lediglich eine gewisse Verzögerungstaktik vorwerfen.«
»Du hast allen erzählt, das Flugzeug sei abgestürzt.«
»Wirklich? Ich habe berichtet, die Verbindung sei abgerissen. Das stimmt auch –
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