Mayday
oder schreibt das Data-Link etwa gerade?« Johnson wandte sich ab und starrte ins Dispatcherbüro hinaus. »Eigentlich gehöre ich gar nicht zu den Hauptverantwortlichen. Die Idioten dort draußen haben den Karren in den Dreck gefahren. Und die Flugsicherung hat auch nicht gerade schnell reagiert.«
»Sie alle haben uns eine Chance gegeben, unseren Kopf zu retten.«
Johnson nickte. »Der einzige, der unser Fehlverhalten anprangern könnte, ist dieser Berry.«
»Der jetzt auf dem Heimflug ist.«
»Ja, ich weiß. Wenn er doch nur abstürzen würde!«
»Das tut er wahrscheinlich noch – genau über San Francisco. Er muß ins Meer, Ed.«
»Ja, natürlich.«
Metz setzte sich ans Data-Link. »Hör zu, Ed, ich kann mir vorstellen, wie schwierig das für dich ist, weil es allen deinen Instinkten widerspricht. Aber es gibt keine andere Möglichkeit! Du mußt es tun! Wenn du willst, schreibe ich, was du mir diktierst.«
Johnson lachte. »Schwachkopf! Glaubst du, daß es was ausmacht, wer die Anweisungen schreibt? Das ist keine Frage der Schuldzuteilung, sondern eine der besseren Nerven. Steh gefäl
ligst auf!«
Wayne Metz gehorchte bereitwillig.
Der Vizepräsident setzte sich an die Tastatur. Er warf einen Blick nach draußen. Mehrere Dispatcher senkten die Köpfe oder sahen geflissentlich in eine andere Richtung. »Die anderen müssen annehmen, daß ich nach wie vor versuche, mit Flug 52 Verbindung aufzunehmen.«
»Welche Anweisungen willst du Berry geben?«
»Ich bin kein Flugkapitän, aber ich habe schon genügend Flüge im Cockpit unserer Maschinen erlebt, um zu wissen, was gefährlich ist und wodurch ein Flugzeug abstürzen kann.« Johnson zeigte auf den dicken Ringordner. »Das hier ist das Betriebshandbuch der Straton.«
»Hast du schon eine Idee?«
»Sogar schon mehrere. Aber ich muß sie erst ausarbeiten. Das ist nicht ganz einfach.« Johnson sah auf seine Uhr. »Die Krisensitzung im Konferenzraum müßte bald beginnen. Ich rechne damit, daß sie zwanzig Minuten, vielleicht eine halbe Stunde lang über Berrys Mitteilungen diskutieren werden. Danach rufen sie hier an.«
Keiner der beiden hatte gemerkt, daß jemand laut an die Tür klopfte. Johnson sah schließlich auf.
Jack Ferro stand vor der Glastür.
»Auch das noch!« ächzte Johnson. »Wenn Berry eine Nachricht schreibt, während Ferro hier ist, sind wir erledigt.« Der Vizepräsident wußte, daß er das Data-Link-Gerät nicht einfach abschalten konnte, weil Ferro sich dann erkundigt hätte, warum sie nicht mehr versuchten, Verbindung mit der Straton zu bekommen. Er ging rasch zur Tür und öffnete sie.
Ferro trat einen Schritt über die Schwelle.
Johnson versperrte ihm den Weg und brachte ihn sogar dazu, ein paar Schritte zurückzuweichen, aber er konnte die Tür nicht schließen, weil das zu auffällig gewesen wäre. »Was gibt’s, Jack?«
Ferro blickte an Johnson vorbei in die Nachrichtenzentrale. Er beobachtete Metz und hielt Johnson einen Stapel Papiere hin, ohne ihn dabei anzusehen. »Hier sind die Data-Link-Nachrichten. Fotokopiert und zur Flugsicherung und in den Konferenzraum unterwegs.« Er sah Johnson an. »Chefpilot Fitzgerald ist hierher unterwegs, um helfen zu können, falls wir wieder Verbindung bekommen. Mr. Abbot, der hiesige Vertreter der Straton Aircraft Company, ist ebenfalls schon unterwegs. Wollen Sie sonst noch jemand hier haben?«
»Ich will niemand hierhaben, Jack! Ein Dispatcher soll sie auf dem Parkplatz abfangen und in den Konferenzraum im Verwaltungsgebäude schicken. Okay?«
Der andere ignorierte diese Anweisung, als habe er sie gar nicht gehört. Er schüttelte den Kopf. »Wissen Sie, ich verstehe nicht, was dort oben passiert sein soll. Die Maschine ist geflogen, und der Pilot …«
»Die Straton hat zwei riesige Löcher gehabt«, unterbrach der Vizepräsident ihn. »Mit zwei riesigen Löchern würden Sie auch nicht mehr gut fliegen.« Er stieß Ferro mit dem Zeigefinger gegen die Brust und brachte ihn so dazu, einen weiteren Schritt zurückzutreten. »Fahren Sie nach Hause und ruhen Sie sich aus, Jack.«
»Ich bleibe hier.«
»Okay, dann können Sie den Pazifikplatz von Evans übernehmen.«
»Hier im Nachrichtenzentrum, meine ich.«
Johnson wußte genau, was Ferro meinte. »Danke, das ist nicht nötig«, wehrte er ab.
»Soll das heißen, daß ich meiner Dienstpflichten enthoben bin?«
Aus irgendeinem Grund, den Johnson nicht rational hätte erklären können, hatte er das Gefühl, hinter ihm werde im
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