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Mayday

Mayday

Titel: Mayday Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas H. Block , Nelson DeMille
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FRANCISCO
    Sharon Crandall umklammerte Berrys rechten Arm. »Sie wissen, wo wir sind!« rief sie strahlend aus. »Bald sind wir in Hawaii und …« Sie machte eine Pause. Irgend etwas war hier nicht in Ordnung. »John …?«
    Berry schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht recht«, murmelte er. »Ich weiß nicht recht.«
    »Was ist nicht in Ordnung?«
    »Schwer zu sagen«, antwortete er ausweichend. »Ich habe kein Vertrauen zu diesem Kurswechsel.« Berry las den Bildschirmtext nochmals. »Nein, das gefällt mir nicht!« stellte er nachdrücklich fest.
    »Warum nicht?«
    »Weil Hawaii ein verdammt kleines Ziel ist«, sagte er langsam, »während der nordamerikanische Kontinent bekanntlich ziemlich groß ist.« Berry lehnte sich zurück. »Hör zu, wir sind jetzt irgendwohin unterwegs. Nach Nordamerika, wahrscheinlich nach Kalifornien. Die amerikanische Westküste ist nicht zu verfehlen. Tun wir dagegen, was San Francisco uns vorschlägt, setzen wir alles auf eine Karte. Und welchen Vorteil bringt uns das? Die Flugzeit wird um ein bis zwei Stunden kürzer. Aber falls wir Hawaii verfehlen – dazu genügt schon ein kleiner Navigationsfehler –, haben wir unsere letzte Chance verspielt.«
    Sharon Crandall studierte nochmals die Nachricht und sah dann wieder zu Berry hinüber. Sie war sich darüber im klaren, daß ihr Leben völlig in der Hand dieses Mannes lag. Wenn John Berry keine Kursänderung vornehmen wollte, konnte sie ihn nicht dazu zwingen. Trotzdem wollte sie wenigstens plausible Gründe für seine Entscheidungen hören. Sie zog die Augenbrauen hoch, »Wie finden andere Verkehrsflugzeuge Hawaii?«
    »Damit«, antwortete Berry. Er zeigte auf die Funkgeräte und die unbeleuchteten Anzeigen des Trägheitsnavigationssystems. »Die Geräte funktionieren nicht – oder ich kann sie nicht bedienen. Und San Francisco hat bisher nicht auf meine Bitte um Einweisung reagiert.«
    »Warum wiederholst du die Bitte nicht?«
    Berry beugte sich nach vorn und schrieb:
    BENÖTIGE VOR KURSWECHSEL EINWEISUNG IN › INS ‹- BETRIEB . GERÄTE MÖGLICHERWEISE BESCHÄDIGT .
    Er drückte auf den Sendeknopf. Sie warteten schweigend auf die Antwort.
    Plötzlich wurde die Tür aufgerissen. Linda Farley stieß einen lauten Schrei aus.
    Berry sprang auf und starrte die Tür an. Grinsende, sabbernde Fratzen bildeten einen Wall vor der Tür. Daniel McVary drängte sich nach vorn. Er schien sehr wütend zu sein.
    John Berry griff nach dem Feuerlöscher und richtete den Schaumstrahl auf die Gesichter in der ersten Reihe. Die Getroffenen schrien auf und wollten zurückweichen, aber der Druck von hinten war zu groß: Die Menge drängte nach vorn, und einzelne Gestalten kamen ins Cockpit.
    Berry nahm nur undeutlich wahr, daß hinter ihm zwei Frauen aufschrien und daß Dutzende von Händen nach ihm griffen. Ohne sich dessen bewußt zu sein, hatte er den schweren Feuerlöscher hochgehoben und ließ ihn auf den Kopf des vordersten Mannes herabsausen. Der Getroffene brach mit blutüberströmtem Gesicht zusammen.
    Berry holte immer wieder mit dem Feuerlöscher aus und traf die Köpfe und Gesichter der Männer und Frauen vor ihm. Laute Schreie erfüllten das Cockpit und den Salon und übertönten zeitweise sogar die Triebwerksgeräusche. Aber am lautesten war eine Stimme, die er nur mit Mühe als seine eigene erkannte. Sie erinnerte ihn an das wütende Trompeten eines kämpfenden Elefantenbullen.
    Dann stand niemand mehr vor ihm. Berry schob und stieß die Zusammengebrochenen vor sich her in den Salon zurück. Die anderen Passagiere, die nicht versucht hatten, ins Cockpit zu gelangen, bildeten einen weiten Halbkreis und beobachteten ihn neugierig, ängstlich, aber nicht haßerfüllt oder feindselig. Berry stellte fest, daß der Kopilot zu dieser Gruppe gehörte.
    Er griff nach der Türkante und zog die Tür zu, als er ins Cockpit zurückging. Sharon Crandall stand dort. Sie hatte die Schuhe abgestreift und war dabei, ihre Strumpfhose auszuziehen. Dann drängte sie sich wortlos an Berry vorbei, verknotete die Füße der Strumpfhose um den aufgesprengten Riegel und zog daran.
    Berry griff nach dem anderen Ende der Strumpfhose, während er eine Befestigungsmöglichkeit suchte.
    Finger und Hände griffen durch den Türspalt und bemühten sich, die Tür zu öffnen. Berry zog energisch an der Strumpfhose, so daß sich der Spalt verkleinerte. Die gestreckte Strumpfhose glich jetzt einem langen Nylonseil, das er um die Kopfstütze des dritten Sitzes im Cockpit

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