Mayday
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BERRY
»Scheiße!« Johnson zog eine Zigarre aus der Brusttasche seines Hemdes und biß das Ende ab. »Der Kerl ist zu gerissen.« Er warf die Zigarre verärgert auf den Fußboden, ohne sie angezündet zu haben.
Metz beobachtete ihn aufmerksam. Die Idee, die Straton 797 nach Hawaii fliegen zu lassen, hatte ihm von Anfang an nicht gefallen, und er war jetzt fast erleichtert, daß sie gescheitert war. »Du mußt irgendwas tun, Ed. Du mußt ihm Anweisungen geben, die ihn abstürzen lassen, damit wir hier verschwinden können, bevor …«
»Halt’s Maul, Wayne. Ich weiß selbst, was ich zu tun habe.« Johnson hatte beinahe den Verdacht, daß Berry sein Spiel durchschaute. »Ich darf ihn nicht drängen. Dazu ist er zu schlau.«
»Was willst du ihm antworten?«
»Was bleibt mir übrig, als ihm die gewünschten Informationen zu geben?«
»Mann, dadurch helfen wir ihnen doch!«
»Ich muß ihn zunächst beschwichtigen.«
Johnson trat an die Pazifikkarte.
Er hielt ein Lineal in der Hand, mit dem er die Entfernung nach San Francisco abmaß. »Mit diesem neuen Kurs sind sie auch nicht besser dran. Vielleicht eher etwas schlechter. Aber ich kann keinen ganz absurden Kurs durchgeben. Dieser Berry
ist …« »Ja, ich weiß. Er ist zu gerissen.« »Ich wollte sagen, daß er vielleicht mißtrauisch geworden
ist.«
Metz schlug mit der flachen Hand auf das Data-Link-Gerät. »Du traust dem Kerl zuviel zu, Ed! Er ist bloß ein kleiner Sonntagsflieger, der in dem größten und kompliziertesten Flugzeug sitzt, das je gebaut worden ist – und das zwei große Löcher im Rumpf hat und voller Hirngeschädigter steckt. Mann, wie soll er gegen das alles ankommen?« Er machte eine Pause, bevor er halblaut hinzufügte: »Ein kleiner Stoß in die falsche Richtung muß genügen, um Berry zu Fall zu bringen.«
Johnson ignorierte ihn. Er setzte sich, um die Antwort zu schreiben.
AN FLUG 52: WIR SIND HIER , UM IHNEN ZU HELFEN , UND WERDEN UNS IN MANCHEN DINGEN IHREM URTEIL BEUGEN , WENN SIE SICH GENAUESTENS AN UNSERE TECHNISCHEN ANWEISUNGEN HALTEN . ZU IHRER ANFRAGE : STEUERKURS NACH SAN FRANCISCO 131 GRAD . ENTFERNUNG 1760 NAUTISCHE MEILEN . VORAUSSICHTLICHE FLUGZEIT FÜNF STUNDEN ZEHN MINUTEN BEI JETZIGER GESCHWINDIGKEIT . VERANLASSEN BEGLEITUNG DURCH MILITÄRFLUGZEUGE . TREFFEN VORAUSSICHTLICH IN ETWA ZWEI STUNDEN .
SAN FRANCISCO
Metz sah zu der Wanduhr hinüber. Sie zeigte 14.02 Uhr an.
Johnson nickte ihm beruhigend zu. »Das ist schon in Ordnung, Wayne. Auf dem Flugsicherungsradar würde die Maschine erst gegen achtzehn Uhr erscheinen. Wir haben noch viel Zeit, bevor die Straton geortet wird.«
»Und was ist mit dem Militär?« Johnson lächelte sarkastisch. »Wenn du die SAR-Leitstelle nicht anrufst, Wayne, verspre
che ich dir, daß ich’s auch nicht tue.«
»Ist sie nicht schon von der Flugsicherung verständigt worden?« fragte Metz.
»Natürlich! Die halbe Luftwaffe und die halbe Marine suchen bereits nach der Straton. Aber sie vermuten sie auf einem anderen Kurs – und der Luftraum über dem Pazifik ist verdammt groß.« Johnson trat an den Telekopierer, der die Wetterkarten druckte. »Außerdem dürfte die Suche durch eine heranziehende Schlechtwetterfront erschwert werden.«
Metz schüttelte ungeduldig den Kopf. »Bei unserem Glück finden sie die Straton wahrscheinlich innerhalb der nächsten zehn Minuten.«
»Bei unserem Glück? Mr. Berry kann sich heute auch nicht gerade als Glückspilz fühlen. Ich möchte wetten, daß er sich wünscht, er hätte die Maschine verpaßt. Jedenfalls ist mir unser Glück lieber als seines!« Der Vizepräsident machte eine Pause. »Selbst wenn ein Schiff oder Flugzeug die Straton entdeckt, kann niemand etwas für Berry tun. Das können nur wir, weil nur wir Verbindung mit ihm haben – und das weiß wiederum niemand außer uns.«
»Gut, aber was wollen wir unternehmen? Was können wir tun, damit die Maschine endlich abstürzt?«
Das Telefon klingelte. Johnson nahm den Hörer ab. »Johnson«, meldete er sich. »Ja, Sir. Wir bemühen uns noch immer, wieder Verbindung mit der Maschine zu bekommen. Nein, Sir, ich glaube, daß ich hier eher gebraucht werde.« Er hörte kurz zu, beantwortete mehrere Fragen und sagte schließlich: »Falls Sie weitere Auskünfte brauchen, bin ich hier zu erreichen. Danke für den Anruf, Sir.« Johnson legte auf und sah zu Metz hinüber. »Das war unser hochverehrter Präsident. Er und die anderen sind im Konferenzraum. Mit etwas Glück bleiben sie
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