Mayra und der Prinz von Terrestra (German Edition)
lassen, falls es in seinem Belieben steht“, erwiderte der Soldat. Mayra passte einen Augenblick nicht auf und schon hatte er sich an ihr vorbei in den Hof gedrängt.
Mayra ließ ihn gehen. Mit diesem Soldaten kam sie nicht weiter. Sie hatte wenig Hoffnung, von Ragnar zu hören, selbst wenn der Soldat den Prinzen auf ihre Frage ansprach. So wie ihr Großvater von Ragnar erzählte, würde der sich nicht um einen kleinen Pferdetrainer kümmern. Sie musste selbst mit dem Statthalter reden. Irgendwie musste sie selbst an diesen arroganten Prinzen Ragnar herankommen!
Mayra atmete tief durch. Es half nichts, sie musste zurück zum Audienzraum, bevor Ursula entdeckte, dass sie weg war. So schnell sie konnte, ging Mayra zurück. Mehr nach Instinkt als mit einem wirklichen Plan im Kopf, lief sie durch den Palast. Sie fand den Audienzsaal wieder und das gerade noch rechtzeitig. Als Mayra um die letzte Ecke bog, flog die Tür des Saales auf. Silvio, in der ganzen blaugoldenen Pracht der terrestranischen Königsfamilie ging schnellen Schrittes hindurch, und wenn Mayra nicht zur Seite gesprungen wäre, hätte er sie glatt über den Haufen gerannt. Silvio sah gut aus mit seiner hohen Gestalt, den großen, dunklen Augen und dem vollen Mund. Aber was bildete dieser Prinz sich eigentlich ein? Verblüfft und ziemlich verärgert sah Mayra ihm nach. Weiter unten im Gang presste eine Magd sich an die Wand, um Silvio durchzulassen. Hinter ihr entdeckte Mayra zu ihrer Überraschung Adlan. Der Adjutant ihres Großvaters zog eine junge, hellblonde, sehr hübsche Terrestranerin in einen Raum und verschloss die Tür.
In diesem Augenblick kam Ursula aus dem Audienzraum. „Wie war es?“, zwang Mayra sich zu fragen.
„So ein angenehmer Mann!“ Ursula strahlte! „Prinz Silvio hat vollstes Verständnis für meine Lage. Er wünscht mir alles Gute und hat mir versichert, dass er mit seinem Bruder über die Bewilligung meiner Exportgenehmigung reden wird. Leider scheint es doch Prinz Ragnar zu sein, der in Außenangelegenheiten das letzte Wort hat. Oder der König selbst. So ganz genau habe ich es nicht verstanden!“ Ursula holte seufzend Luft. „Jedenfalls bin ich jetzt einen Schritt weiter. Und bei dir? War es dir nicht zu langweilig allein auf dem Gang?“
Um sie abzulenken, fragte Mayra: „Was macht eigentlich Adlan hier? Ich habe ihn gerade mit einer jungen Frau auf dem Gang gesehen.“
„Adlan?“ Ursula runzelte die Stirn. „Ich habe keine Ahnung. Aber er hat im Palast dauernd etwas für deinen Großvater zu erledigen. Irgendetwas Offizielles wird es schon sei.“ Mayra nickte, wenig überzeugt: Ihr fiel nichts ein, was Adlan offiziell mit einem terrestranischen Mädchen zu schaffen haben könnte – aber es war ihr auch nicht wichtig genug, um sich weiter darum zu kümmern. Der Mann, der sie hergebracht hatte, erschien wieder. Wortlos wie schon auf dem Hinweg brachte er sie nach draußen zu ihren Gleitern.
Auf dem Rückflug schaute Mayra wieder auf dem ganzen Weg durch die Stadt, ob sie Djuma irgendwo sah. Doch auch diesmal fand sie ihn nicht.
Kapitel 38
Als sie in der Mission ankamen, ließ Mayra ihre Stiefgroßmutter alleine in das Gebäude gehen. Sie selbst lehnte sich an den Zaun und sah ihrem Pferd beim Grasen zu. Der Nachmittag lief noch einmal vor ihrem inneren Auge ab. Sie war enttäuscht. Sie hatte zwar den Soldaten gefunden, der Djuma verhaftet hatte, aber sie wusste immer noch nicht, was mit Djuma war. Sie machte sich Sorgen um ihn.
Leise nagend fiel Mayra immer wieder die Stalltür ein, die sie plötzlich in der Hand gehalten hatte. Erst hatte sich die Tür keinen Millimeter bewegt. Dann war sie plötzlich aus der Wand gebrochen, und Mayra konnte sich nicht erinnern, derart viel Kraft aufgewendet zu haben, dass Steine barsten. Es war sehr seltsam. Djuma fiel ihr wieder ein und was er über „Magie“ erzählt hatte. Angeblich beherrschten nur Männer – und zwar nur Männer aus der Königsfamilie – Telekinese. Aber was für eine andere Erklärung als Telekinese gab es dafür, dass diese Stalltür sich so gewaltsam geöffnet hatte?
Halda war beim Grasen langsam in die andere Ecke der Umzäunung gewandert. Sie ließ sich von Mayras Anwesenheit nicht stören und rupfte weiter Büschel um Büschel ab, zermahlte das Gras mit ihren Backenzähnen und verleibte es sich ein. „Die Probleme eines Pferdes müsste man haben!“, dachte Mayra bei sich. Als größtes Problem vor der Entscheidung zu stehen, welches der
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